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16.04.2004

Putzen soll gegen "Herumhängen" helfen

Konzertierte Aktion von JUTS, VHS und Sozialarbeiterin soll auf dem Oberen Schulhof wieder für Ruhe sorgen

Die Jugendlichen, die sonst rund um das JUTS nur "herumhängen", scheinen motiviert zu sein , den Oberen Schulhof zu verschönern und künftig sauber zu halten. JUTS-Vorstand Bernd Molitor (links auf dem rechten Foto) und Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann haben gemeinsam mit VHS-Chef Frank Röger für den 24. April eine große Putzaktion anberaumt. Foto: Kreutzer

Schriesheim. (ron) Die jungen Organisatoren des Schriesheimer Jugendtreffs JUTS werden ihre Probleme nicht los. Wieder einmal steht der Treff in der Oberstadt in der Kritik - und auf der Kippe. Aber jetzt gibt es eine Aussicht auf Besserung: erstmals wollen sich die VHS, der JUTS-Vorstand und Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann gemeinsam dem Problem annehmen. Am 24. April ist schon ein konzertierter Aktionstag geplant.

Oliver Beck (13) und Matthias Müller,14, (Namen von der Redaktion geändert) verstehen die ganze Aufregung nicht ganz. Klar, es ist ihre Lieblingsbeschäftigung seit ein paar Wochen, nachmittags auf dem Oberen Schulhof rund um VHS und JUTS herumzuhängen. Aber sie tun doch keinem etwas, sagen sie und zucken mit den Schultern. Das stimmt aber nur halb.

Oliver und Matthias gehören zu einer rund 15-köpfigen Gruppe von Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, die - ohne es wirklich zu wissen und zu wollen - das JUTS zum Scheitern bringen können. Diese Heranwachsenden "machen eigentlich nur Lärm und Müll", wie es JUTS-Vorstand Bernd Molitor beschreibt, "sonst nichts". Aber das genügt den schon lange genervten Anwohnern in der Oberstadt, um sich bei der Stadt zu beschweren. Mit Engelszungen haben die JUTS-Verantwortlichen schon an Oliver. Matthias und die anderen hingeredet. Ohne Erfolg. "Die verstehen nicht wirklich, was wir von ihnen wollen", resigniert Molitor. Er und seine Vorstandskollegen haben jetzt schon Konsequenzen gezogen: seit März ist das JUTS außer bei Veranstaltungen geschlossen. "Wir haben doch keine Lust, für die Leute aufzumachen, die uns nur Ärger bereiten." Wie berichtet, hat sich die Situation - mal wieder - in den letzten Tagen zugespitzt. Am Mittwochabend fand eine Art Krisensitzung im Rathaus statt. Und Bürgermeister Peter Riehl hat durchblicken lassen, dass er für den Fortbestand des JUTS nicht garantieren kann.

Das Problem ist nicht neu: die Anwohnerbeschwerden nehmen seit letztem Sommer zu, als es chic wurde, nachmittags und abends rund ums JUTS "rumzuhängen", wie die Jugendlichen sagen - übrigens egal, ob das JUTS offen ist oder geschlossen. Eine zeitlang dachte man, die Jugendlichen mit Polizeikontrollen vertreiben zu können. Falsch gedacht. "Die Polizei kommt auch gar nicht mehr", bedauert Molitor. Am meisten betroffen war stets die VHS, in deren Untergeschoss das JUTS seine Räume hat. Als es im Winter zu kalt war, versuchten die Halbstarken sogar, den Flur der Volkshochschule zu bevölkern.

Jetzt haben sich mit Bernd Molitor, dem aufgeschlossenen VHS-Leiter Frank Röger und Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann aber drei Leute gefunden, die das Problem lösen wollen. "Wir arbeiten daran", versprach Michelmann gestern auf RNZ-Anfrage. Einige Jugendliche wollen erfahren haben, dass die Sozialarbeiterin im Rathaus zurückgepfiffen worden sei - mit dem Argument, sie könne in ihrer knappen Zeit keine Einzelfälle betreuen. Das wollte die Sozialarbeiterin aber nicht bestätigen. Allerdings erklärte auch sie: "Es ist natürlich in erster Linie meine Aufgabe, ein Angebot für eine möglichst breite Schicht zu erarbeiten."

Jedenfalls wollen Michelmann, Molitor und Röger das Übel an der Wurzel fassen unddie Jugendlichen zu mehr Verantwortung anleiten. Das ist auch der Sinn einer großen Putzaktion, die am Samstag, 24. April zwischen 13 und 18 Uhr anberaumt worden ist. Möglichst viele Jugendliche sollen sich daran beteiligen, den Oberen Schulhof zu verschönern. "Wenn es dort schöner aussieht, ist die Hemmschwelle höher, Schmutz zu hinterlassen", hofft Molitor. Überraschenderweise haben die drei Organisatoren schon positive Rückmeldungen erhalten. Auch Oliver und Matthias wollen in jedem Fall dabei sein, wenn es ans Schaffen geht. Man hat den Eindruck, sie freuen sich sogar darauf. Dass es schwierig bleibt für die Jugendlichen inmitten der beschaulichen Altstadt, das ist allen Beteiligten klar. Deshalb setzen sie natürlich mittelfristig auf einen Umzug ins Busch-Gelände. "Wir hätten das ganze Material zusammen, es fehlt nur die Baugenemigung", sagt Bernd Molitor und verliert die Hoffnung nicht (s. Kommentar).

INFO: Große Putzaktion rund um das JUTS am Samstag, 24. April, 13 bis 18 Uhr, möglichst viele Jugendliche sollen daran teilnehmen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung