Schriesheim im Bild 2023

20.11.2018

Das ist Schriesheims jüngster Geflügelzüchter

Philipp Jäck (27) pflegt seine Tiere täglich - Frische Eier gibt’s als "netten Nebeneffekt"

Von Melanie Kummer

Schriesheim. Von außen wirkt das Gelände des Schriesheimer Geflügelzuchtvereins recht unscheinbar: Nur das Schild mit dem Vereinsnamen "Bergstraß’" zeugt davon, dass hier rund um die Uhr viel Leben herrscht. Hinter den Toren stehen zahlreiche Schuppen, umringt von Zäunen, hinter denen Geflügel in allen Farben und Formen herumspaziert und lautstark auf sich aufmerksam macht. Hin und wieder kräht ein Hahn. Inmitten alledem steht ein junger Mann mit einem freundlichen Lächeln. Philipp Jäck ist mit seinen 27 Jahren das jüngste Mitglied des Schriesheimer Geflügelzuchtvereins.

Seine Leidenschaft für Geflügel begann bereits in der Kindheit: "Ich bin mit der Zucht großgeworden", sagt Jäck. Freunde und Kollegen reagieren auf sein ungewöhnliches Hobby gelassen: "Viele können damit zwar selbst nichts anfangen, aber finden es eigentlich cool." Die Geflügelzucht als Hobby ist ziemlich zeitintensiv. "Die Tiere sind wie Kinder", meint Jäck. Man müsse sie täglich pflegen. Er teilt sich die Arbeit mit seinem Vater und seinem sechs Jahre älteren Bruder. Irgendjemand ist also immer da, um sich um die rund 25 Zöglinge in den selbst gebauten Gehegen zu kümmern. Darunter befinden sich afrikanische Perlhühner, Basetten-Zwerghühner, gefährdete Laufenten, pechschwarze Minorka-Hühner und Celler Gänse.

Zu fressen gibt es eine Mischung aus selbst gemachtem und bereits fertigem Futter: Reste von Gemüse, altes Brot für die Gänse oder auch Futterkalk und verschiedenes Getreide. "Wir haben quasi nie Küchenabfälle", meint der Ur-Schriesheimer. Wie bei einer menschlichen Familie kann es auch bei den Tieren manchmal zu Reibereien kommen, besonders wenn es ums Essen geht. Als Jäck seinen Gänsen Futter bereitstellt, beginnt das große Schnappen. Das sei bei denen jedoch harmlos, wie der 27-jährige erklärt, nur bei Hähnen gäbe es im wahrsten Sinne des Wortes eine Hackordnung.

Allzu sehr hängt Jäck aber nicht am einzelnen Exemplar: Sie seien schließlich keine Kuschel-, sondern vor allem Nutztiere. Ein "netter Nebeneffekt" des Hobbys seien Bio-Fleisch und frische Eier, die einen ganz anderen Geschmack hätten als die übliche Supermarktware, so Jäck.

Einmal im Jahr gibt es Nachwuchs. Philipp Jäck lässt die Eier nicht nur im Brutkasten ausbrüten. Einige aufmerksame Glucken übernehmen diese Aufgabe teilweise selbst. Als Eltern werden vor allem die Tiere verwendet, die am ehesten den Idealen des Fachbuchs "Rassegeflügel-Standard", der "Bibel der Geflügelzucht", entsprechen. Ihr Nachwuchs soll so auf Geflügelschauen erfolgreich sein.

Ähnlich wie in der Schule gibt es dort Punkte, die das Tier in einer Note verordnen. Bewertet werden zum Beispiel Färbung und Knochenbau. Schauen gibt es auf allen Ebenen, von vereinsintern bis bis weltweit. Diese Woche fährt Jäck wieder auf eine große Schau, um dort seine Tiere zu präsentieren. Preise stehen für ihn aber nicht an erster Stelle. Hauptsache, er könne mit den anderen Züchtern mithalten. Dabei war er auf Wettbewerben schon recht erfolgreich: "Mit den Laufenten bin ich Deutscher Meister geworden. Das ist aber schon zwei, drei Jahre her."

Besonders wichtig ist ihm aber die menschliche, soziale Seite der Geflügelzucht. Der Schriesheimer Verein hat momentan laut Jäck ungefähr zehn aktive Mitglieder aus allen sozialen Schichten. Von Arzt bis Arbeiter ist alles dabei. Er selbst ist Maschinenbautechniker. Es kann also jeder anfangen, der nur "Zeit und Lust" mitbringt. An der Zeit würde es aber bei vielen scheitern. Immerhin, der Trend zum eigenen Huhn sei da - viele junge Familien hielten sich inzwischen wieder Hühner für frische Eier. Den Sprung zum "auf Schönheit Züchten" würden jedoch die wenigsten wagen.

Die Zeit auf den Vereinsgelände ist aber nicht immer Arbeit: "Abends grillen wir hier gern noch", erzählt Jäck. Am Wochenende kämen auch manchmal Familien während Ausflügen mit den Kindern zu Besuch. Deswegen soll die Anlage im nächsten Jahr noch weiter hergerichtet und gemütlicher gemacht werden. Vielleicht findet sich da ja auch der ein oder andere Zuwachs für den Verein. Philipp Jäck selbst jedenfalls gibt die Tradition weiter: "Junior" Noel soll nächstes Jahr sein erstes eigenes Tier bekommen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung