Schriesheim im Bild 2023

28.11.2018

Solarpark-Areal wird doch bewirtschaftet

Landwirt erfuhr von Vorhaben aus der Zeitung - Verwaltung verließ sich bei Beschlussvorlage für Gemeinderat auf Investor-Angaben

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Das etwa ein Hektar große Grundstück, auf dem 2019 ein Solarpark errichtet werden soll, wird doch landwirtschaftlich unter anderem für die Produktion von Lebensmitteln genutzt. Die Schriesheimer Stadtverwaltung hatte in ihrer Beschlussvorlage für die jüngste Gemeinderatssitzung das Gegenteil behauptet. "Mein Anbauplan reicht zurück bis 1999, seitdem ist das Grundstück ununterbrochen bewirtschaftet worden", sagt Heiko Jost, Landwirt aus Hirschberg-Leutershausen. Zuletzt habe er dort unter anderem Körnermais und Wintergerste angebaut.

Er freue sich über Strom aus erneuerbaren Energien, sagte Jost. "Aber was uns Landwirte schon ärgert, ist, dass wir damit eine weitere Fläche verlieren." Er habe von dem Vorhaben aus der Zeitung erfahren: "Mit mir hat vorher niemand gesprochen." Dass der Boden dort, wie von der Verwaltung behauptet, ertragsschwach ist, sei nur bedingt richtig: "Es gibt auch tiefere Böden nahe der Autobahn", so Jost. "Und es kommt auch immer darauf an, was man auf dieser Fläche anbaut. Für mich ist das ganz klar ein Verlust."

Ursache für die Fehlinformation war offenbar ein erster Entwurf des Investors "SolNet GmbH", der für das Vorhaben eine eigene Projektgesellschaft gegründet hat. "Den hatten wir nach Gesprächen mit dem Eigentümer an die Stadt geschickt", sagte SolNet-Geschäftsführer Hans-Georg Pfisterer auf Nachfrage. "Wir haben erst danach vom Pächter erfahren, dass er das Gelände an einen Landwirt getauscht hatte." Dies habe er auch in seiner Pressemitteilung kommuniziert.

Eine Ursache der Kommunikationspanne sind wohl auch die komplizierten Eigentumsverhältnisse auf dem Grundstück: Das Areal gehört Willi Bickel aus Hirschberg, der es wiederum an die Baumschule Huben verpachtet hat. Die nutzte die Fläche zunächst für die Anzucht ihrer Pflanzen, tauschte sie dann allerdings an Heiko Jost weiter. Das bestätigte Andreas Huben.

"Ich habe keinen Überblick darüber, wer der Bewirtschafter ist", sagt Eigentümer Bickel. Die Gespräche über eine Verpachtung für die Solaranlage liefen jedoch hauptsächlich über ihn, wodurch SolNet zunächst unvollständige Informationen an die Stadt weitergab.

Beate Kreis, bei der Verwaltung zuständig für Bauplanungsrecht, übernahm die Informationen aus dem ersten Entwurf in die Beschlussvorlage für den Gemeinderat. "Wir haben bei diesen Angaben auf den Antragsteller vertraut", sagte sie auf Nachfrage. Die Stadträte entschieden sich dadurch am Mittwoch auf der Grundlage einer zumindest teilweise unzutreffenden Faktenlage mehrheitlich für die Aufstellung eines Bebauungsplans, der die Errichtung der Anlage 2019 ermöglichen soll. "Das Ganze wird aber im Zuge des Verfahrens auf jeden Fall noch einmal überprüft", so Kreis. Auch die Angabe, dass keine geschützten Tierarten durch das Projekt gefährdet seien, beruht auf Aussagen der SolNet GmbH. Dieses Ergebnis einer Voruntersuchung stellt Jost ebenfalls infrage.

Während der Aufstellung des Bebauungsplans dürfen jetzt Behörden und Träger von öffentlichen Belangen Stellungnahmen zu den Auswirkungen des Vorhabens auf das Areal abgeben. Sollten diese zu Einwänden gegen den geplanten Solarpark führen, kann der Gemeinderat das Projekt noch kippen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung