Schriesheim im Bild 2023

21.04.2004

Riehl: "Hervorragend hingebracht"

Bürgermeister warnt davor, die Schulhof-Jugendlichen "zur Mehrheit zu machen" - Sozialarbeiterin jetzt mit Büro im "Bachschlössel"

Schriesheim. (ron) Bürgermeister Peter Riehl will im Schriesheimer Jugendtreff JUTS und drumherum im Oberen Schulhof "für Ruhe und Ordnung" sorgen. Allerdings erst nach der Sommerpause, um den Jugendlichen Zeit zur Besinnung zu geben. Gleichzeitig warnte er davor, das Problem überzubewerten. "Da werden aus Mücken Elefanten gemacht", findet Riehl.

Eigentlich war der Anlass des Treffens gestern im Rathaus ein sehr erfreulicher für die Schriesheimer Jugendarbeit. Denn Kathrin Michelmann, die Sozialarbeiterin, bezog nach einer Renovierung des Rathaus-Nachbarhäuschens ein neues Büro im "Bachschlössel". In neuen und jetzt eigenen Räumen wünscht sich die Sozialarbeiterin noch mehr Zuspruch der Jugendlichen. "Jetzt ist dieser Nimbus der Stadtverwaltung weg", freute sich Riehl über die Eigenständigkeit der Sozialarbeiterin. Er verhehlte nicht, dass er auf die junge Mitarbeiterin große Stücke hält: "Wenn ich sie im Rathaus behalten müsste, um sie zu kontrollieren, wäre die Welt sowieso verkehrt", schüttelte er den Kopf. Auch bekräftigte er, dass er von Anfang an im Gemeinderat für eine ganze Sozialarbeiterstelle gestimmt habe. "Ganz oder gar nicht", so Riehl.

Auch nahm er sie vor manchen Vorwürfen aus dem Gemeinderat in Schutz: "Es ist völlig falsch, ihr Schuldzuweisungen zu machen. In der Grundrichtung liegt Frau Michelmann mit ihrer Arbeit richtig und wenn das nicht so wäre, hätte ich schon eingegriffen." Im Gegenteil: "Hervorragend hingebracht", so Riehl, habe es die Sozialarbeiterin, "ihr Amt alles andere als politisch auszuüben".

Riehl steht zu seiner Dienstanweisung von der letzten Woche, die besagt, dass sich Kathrin Michelmann nicht mit ihrer hauptsächlichen Arbeitskraft den "Problemfällen" (Riehl) widmen soll, die seit einiger Zeit den Oberen Schulhof unsicher machen (wir haben berichtet). "Frau Michelmann hat andere Aufgaben, die allen Jugendlichen zugute kommen, da kann es ein Streetworking für zwölf missratene Kinder nicht geben." Riehl ist der Ansicht, dass es "einige kriminelle Jugendliche in jeder Stadt gibt, die niemand in den Griff bekommt". Im Gegenteil: er fürchtet, dass die "Minderheit in der öffentlichen Meinung zur Mehrheit wird". Riehl: "Wir haben in Schriesheim zu 99,9 Prozent eine intakte und vorbildliche Jugendarbeit." Und er ergänzt: "Bei uns in den Schulen, das ist die Welt noch in Ordnung."

Erstmals ließen Riehl, sein Hauptamtsleiiter Edwin Schmitt und Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann gestern im Gespräch mit der RNZ durchklingen, dass die Verantwortlichen des JUTS ihrer Ansicht nach an den Umtrieben im Oberen Schulhof nicht ganz unschuldig sind. "Die wollen unter sich sein und bilden ein Grüppchen", hat Kathrin Michelmann beobachtet. Dadurch könnten sich inbesondere jüngere Jugendliche ausgegrenzt fühlen. Michelmann: "Wenn man die Jugendlichen nach der Funktion des JUTS fragt, sagen sie: ein Jugendzentrum ist das schon lange nicht mehr, sondern nur ein Zentrum für eine bestimmte Gruppe." Ein Vorwurf, den JUTS-Vorstand Bernd Molitor gestern allerdings auf RNZ-Nachfrage zurückwies: "Bei uns wird niemand ausgegrenzt", erklärte er, "der sich ordentlich behnehmen kann, wir haben nur keine Lust, anderen Jugendlichen hinterherzureparieren und Kindermädchen zu spielen." Sehr wohl sehe sich das JUTS aber "als Teil der offenen Jugendarbeit und als Treffpunkt aller Schriesheimer Jugendlichen".

Aber so ganz traut Bürgermeister Riehl offenbar den Aussagen nicht. Denn "das JUTS knallhart auf seine Möglichkeiten zu reduzieren", gehört zu einem seiner Ziele, mit denen er nach der Kommunalwahlen ("das soll kein Wahlkampfthema werden") die Belästigungen im Oberen Schulhof in den Griff bekommen will. Ein weiteres: "Als Chef der Ortspolizeibehörde mit allen Mitteln durchgreifen, um die bösen Jugendlichen dort zu vertreiben." Molitor hingegen vermeldete gestern mittag schon mal: "Die Jugendlichen haben langsam verstanden, dass es an ihnen liegt." Die Putzaktion am Samstag werde sicher zum Erfolg. Alle Jugendlichen zusammen haben nun also im Bachschlössel eine feste Anlaufstelle. Mit noch verlängerten Sprechstunden will Kathrin Michelmann für ein "Büro der offenen Tür" sorgen.

INFO: Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann in neuen Räumen im Bachschlössel (an der Talstraße neben dem Rathaus), Sprechzeiten Mi 15 bis 18 Uhr, Do 14 bis 16 Uhr, Fr 10 bis 12 Uhr, Telefon 06203/602116, E-Mail kathrin.michelmann@schriesheim.de

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung