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01.12.2018

Schriesheimer Kindergarten "Kinderschachtel": Schmuddelwetter war kein Grund zur Trübsal

Schriesheimer Kindergarten "Kinderschachtel": Schmuddelwetter war kein Grund zur Trübsal

Beim Richtfest hatten die Gäste ein Dach überm Kopf - Neubau soll im September 2019 fertig sein

Nimmt Gestalt an: Der zweistöckige Neubau des Kindergartens "Kinderschachtel" soll ab September 2019 rund 100 Kinder beherbergen. Foto: Dorn

Von Marco Partner

Schriesheim. Zum Glück haben sie jetzt schon ein Dach über dem Kopf. Schmuddelwetter herrscht am Freitag beim Richtfest der Kita Kinderschachtel. Kalt, verregnet und grau ist es draußen. Den Kindern ist am Freitagnachmittag dennoch alles andere als nach Trübsalblasen zumute. In dicken Wollmützen und Winterjacken eingepackt, inspizieren sie mit ihren Erziehern und großen Augen ihre künftige Betreuungsheimat, die im September 2019 eröffnet werden soll.

Noch sind die kahlen Betonwände kalt und die Fenster aufgrund der Witterung mit gelber Folie und Pressspanplatten abgedeckt. Bausprieße tragen die schwere Last der Decken. Dass hier einmal Kinder spielen und toben werden, ist derzeit noch nicht wirklich vorstellbar. Dennoch präsentiert sich auch Bürgermeister Hansjörg Höfer in guter Laune.

"Das Richtfest ist ein Meilenstein im Leben einer Baustelle", kommentiert das Stadtoberhaupt - und erinnert an den Spatenstich im Februar. Seitdem ist aus der Baugrube in relativ kurzer Zeit ein großes Gebäude herangewachsen. Fünf Gruppenräume soll es geben, alles auf die Bedürfnisse der Kinder und ihrer Pädagogen abgestimmt.

Bis zum kommenden Herbst müssen die künftigen Bewohner aber noch mit ihrer Interims-Containerlösung in der Conradstraße vorliebnehmen. "Daran haben wir uns mittlerweile fast schon gewöhnt. Wir besuchen die Baustelle regelmäßig in kleinen Gruppen", sagt die stellvertretende Kita-Leiterin Steffi Gadzali. Die Verwandlung des Bauplatzes wird dabei stets mit Fotos festgehalten und dokumentiert. Die Aufregung wird wohl aber erst in gut einem Jahr so richtig ansteigen, wenn der Wiedereinzug unmittelbar bevorsteht.

"Das tut uns leid, dass dann nicht alle Kinder mit einziehen werden", erklärt Architekt Christoph Klinkott. Das ist nun mal die Krux beim Neubau einer Kinderbetreuung, dass die "Großen" dann schon zur Grundschule gehen. "Aber es ist doch auch spannend, so etwas zu erleben", findet Höfer, und lobt die Geduld, mit welcher sich Kinder wie Erzieher der Herausforderung stellen. Ein "echter Hingucker" soll das neue Gebäude dafür nach seiner Fertigstellung sein - und auch das Außengelände optisch aufgewertet werden.

Doch nicht alles lief bisher nach Plan. Da die zunächst beauftragte Holzbau-Firma Kastor den Zeitplan nicht einhalten konnte, sprangen die Zimmerer von Georg Grüber in die Bresche. "1000 Tonnen müssen diese Holzwände tragen", erläutert Grüber in festlicher Zimmermannskleidung - und hat für Höfer und Baustellenleiterin Kerstin Schwarz ein Geschenk parat. "Timmy", einen kleinen Zimmermann aus Holz, der in der Behindertenwerkstatt angefertigt wurde. "Den gibt es nur zu ganz besonderen Anlässen", so Grüber.

Und weil es ein besonderer Anlass ist, müssen sich die Erwachsenen wie die Kinder dann doch kurz nach draußen, ins Schmuddelwetter begeben. Der mit buntem Kreppband geschmückte Richtbaum wird mit einem Kran nach oben gezogen, auf dem Dach warten schon Sprecher Nico Beigel und Philipp Behringer als Mundschenk, um mit dem Richtspruch den nötigen Segen zu geben.

"Stolz und froh ist jeder heute, der tüchtig mit am Werk gebaut. Es waren wack’re Handwerksleute, die fest auf ihre Kunst vertraut", ruft Beigel, während Behringer ihm munter einschenkt. Ein Gläschen Wein für das Gebäude, eines auf den Architekten, eins auf die Maurer und natürlich noch eins auf die Zimmerleute. Dann zerschellt das leere Glas am Boden, Scherben bringen schließlich Glück. "Es ist schon etwas Besonderes", freut sich auch Gadzali über das Richtfest, bei dem es zum Aufwärmen noch Kartoffelsuppe und Dampfnudeln gibt. Und die Kinder, die bis zur Eröffnung schon Grundschüler sind? "Ich denke, sie besuchen uns trotzdem", so die Erzieherin.

HINTERGRUND
Der Kindergarten "Kinderschachtel": Rund vier Millionen Euro investiert die Stadt in den zweistöckigen Neubau. Vor einem Jahr begann der Abriss des ehemaligen Zuhauses. Im Frühjahr 2019 sollen die Innenräume gestaltet werden, für September ist die Einweihung geplant. An der rechtzeitigen Fertigstellung hängt ein Landeszuschuss in Höhe von 900.000 Euro. Neben einem Turnraum soll der bewegungsfreundliche Kindergarten für fünf Gruppen auch in puncto Ganztagsbetreuung modernisiert werden. Wie zuvor soll die neue Einrichtung 100 Kinder beherbergen. mpt

Die bestaunten beim Richtfest am Freitag ihr künftiges Zuhause. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung