Schriesheim im Bild 2023

14.12.2018

Alte Gasthäuser aus neuen Perspektiven

Archivar Dirk Hecht hat Schriesheimer Gaststätten mit Kalender ein Denkmal gesetzt - Rückblick auf Zentren des Stadtlebens

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Der Autor der Zeilen "Ein Stuhl in einer Taverne ist der Thron des menschlichen Glücks" ist zwar unbekannt, aber er muss Wahrheit im Wein gefunden haben. Gaststätten waren schon immer soziale Zentren, in denen sich Menschen getroffen, getrunken, gegessen und die Welt neu verteilt haben. Gerade auch in Schriesheim, einer Stadt, in der der Wein eine herausragende Bedeutung hat.

Den vergangenen Stätten wein- und bierseliger Herrlichkeit hat die Kalender-Manufaktur in Verden in Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Dirk Hecht mit der Herausgabe eines Jahreskalenders 2019 ein Denkmal gesetzt: Auf 13 Bildern, zumeist Stücke aus dem großen Fundus an Postkarten, werden Erinnerungen an alte Zeiten wach. "Es sind alles alte Aufnahmen alter Gasthäuser, die es so nicht mehr gibt. Und die Perspektiven darauf sind durchaus ungewöhnlich", schildert Hecht.

Das Titelblatt ziert ein Motiv mit direktem Fokus auf das Wirtsschild "Zum deutschen Kaiser". Kein Schnappschuss, sondern eine fotografische Inszenierung mit Menschen, die im "Kaiser" und aus den umliegenden Häusern selbstbewusst aus den Fenstern schauen.

Das Januar-Kalenderblatt zeigt einen alten Stich mit der hölzernen Empore an der Strahlenburg im Mittelpunkt. Auf ihr konnte man früher offensichtlich noch in luftiger Höhe verweilen. Der Februar ist der die Landstraße prägenden Traditionsgaststätte "Schwarzer Adler" gewidmet, die vor rund zehn Jahren ihre Tore schloss und seitdem auf eine neue Nutzung hofft.

Ein hübsches Gemälde wartet im März auf den Betrachter: Es zeigt den Ratskeller mit seinem prächtigen Biergarten in der Bismarckstraße, dahinter angrenzend den vorderen Odenwald mit den Weinbergen und Schriesheims Wahrzeichen, der Strahlenburg. Von April bis Dezember prägen weitere Schwarz-Weiß-Motive den Kalender: Der "Grüne Baum" ist darunter, einst im Besitz der Familie Röger. Das Haus in der Talstraße steht heute noch.

Im Mai ist es das frühere Gasthaus "Zum goldenen Pflug" in der Heidelberger Straße, inzwischen als Apotheke geführt. Ebenfalls in der Heidelberger Straße: Das Gasthaus "Goldener Hirsch", der sein ursprüngliches Gesicht bis in die 80er Jahre hinein behielt. Gegenüber dem Stadtarchiv mit seinen Schätzen an historischen Kulturgütern stand das Gasthaus "Zum goldnen Ochsen", heute Heimat der Wäscherei Conradi. "Ich habe bewusst alte Ansichten genommen, die man heute nicht mehr so kennt", erklärt Hecht zum Juli-Foto. Am damaligen "Ochsen" lässt sich noch der abschließbare Kasten erkennen, der die Kurbel für die Straßenlaterne enthielt. Die musste von Hand mit Petroleum befüllt und dann nach oben gezogen werden.

Das eine steht noch, das andere wich dem "DokTor": August und September sind dem Gasthaus "Zur goldenen Rose" in der Talstraße und dem alten, schmerzlich vermissten Gasthof "Zur Pfalz" in der Landstraße gewidmet. Die Landstraße hat inzwischen einen anständigen Belag, die gusseisernen Laternen jener Tage mussten jedoch weichen. Oktober und November beleuchten noch einmal die gute Gasthaus-Situation in der Hauptstraße mit den "Zu den drei Königen" und dem "Deutschen Kaiser". Der Kalender schließt mit dem Gasthaus "Deutscher Hof".

Info: Der Jahreskalender "Gasthäuser in Schriesheim" ist für 18 Euro im örtlichen Buch- und Schreibwarenhandel zu erwerben.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung