Schriesheim im Bild 2023

21.12.2018

Landwirte wehren sich gegen geplanten Solarpark an der A5

Sie fürchten den Verlust von Feldern zur Lebensmittelproduktion

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Kalter Wind fegt über den noch jungen Winterweizen, als Matthias Heberle aus seinem Geländewagen steigt. Am Rande des Feldwegs steht eine kaputte Mikrowelle, die jemand dort offenbar illegal entsorgt hat. "Damit haben wir auch zu kämpfen", sagt der Vorsitzende des Schriesheimer Ortsbauernverbands und seufzt. Doch am Donnerstagvormittag fährt er wegen eines anderen Problems in die Nähe der Autobahn: Heberle will zeigen, welche Ackerfläche hier wegen eines geplanten Solarparks verloren gehen könnte.

"Der Boden würde dann nicht mehr belüftet, der Humus würde zurückgehen", sagt Heberle und hebt ein Stück Kornmaisstroh vom Acker auf. "Auch diese organische Masse würde fehlen." Im November hatte der Gemeinderat ein Verfahren in die Wege geleitet, um auf der etwa ein Hektar großen Fläche eine Solar-Freianlage mit 2600 Modulen zu ermöglichen - allerdings auf der Grundlage einer fehlerhaften Beschlussvorlage.

Entgegen der darin enthaltenen Angaben werden auf dem Areal Lebensmittel produziert: Im Sommer wächst dort Kornmais, seit Oktober der Winterweizen, der an diesem Donnerstagvormittag unter dem kalten Wind zittert. "Die Stadt hat das nicht geprüft", sagt Heberle. "Und obwohl es einen Vor-Ort-Termin gab, ist keiner hellhörig geworden." Vonseiten der Landwirte sei dazu niemand eingeladen worden. "Wir sind darüber sehr enttäuscht", so Heberle. "Das wird ein entscheidender Eingriff in diese Fläche sein."

Das gilt vor allem für Heiko Jost. Er bewirtschaftet das Feld an der A 5, er hat den Winterweizen im Oktober ausgesät, er will ihn nach Möglichkeit im Juli auch ernten können. "Ich habe schon noch die Hoffnung, dass der Solarpark im Bebauungsplanverfahren verhindert wird", sagt er, "wenn man die Fakten zusammenträgt. Aber ich kann das letztlich nicht mehr beeinflussen." Bei Pachtverhältnissen gebe es zwar eine Kündigungsfrist von zwei Jahren, in diesem Fall aber nur zwischen dem Eigentümer und der Baumschule Huben. Diese hat die Fläche wiederum nur an Jost getauscht.

Er fürchtet jetzt, dass das Beispiel auf der von ihm genutzten Fläche Schule machen könnte. "Die Eigentümer schauen vor allem aufs Geld", sagt er. "Und wenn man mit solch einem Projekt mehr rausholen kann, habe ich schon die Befürchtung, dass das so weitergeht." Den meisten Schriesheimer Landwirten gehört nur ein kleiner Teil der von ihr genutzten Fläche, sie sind also bei der Bewirtschaftung von den jeweiligen Eigentümern abhängig.

Viele von ihnen setzen selbst auf Solaranlagen, Matthias Heberle bereits seit 2004. Bald sollen auch auf den Ost- und Westdächern seines Hofes weitere Module dazukommen. "Mit Sicherheit haben auch Freianlagen ihre Berechtigung", sagt er. "Wir sehen es aber als genau so nachhaltig an, diese Fläche für die Lebensmittelproduktion zu schützen."

Durch die Freianlage gehe unnötig viel Fläche verloren, argumentiert er. "Die Anlage auf unserem Hof produziert knapp 350.000 Kilowattstunden auf etwa 3000 Quadratmetern, der geplante Solarpark würde auf der vierfachen Fläche laut Angaben des Investors nur etwas mehr als das Doppelte erzeugen. "Bevor also Ackerland dafür genutzt wird, sollten erst einmal die Dächer der Stadt mit Solaranlagen ausgestattet werden", so Heberle.

Es gehe in der Diskussion auch nicht nur um etwa einen Hektar, die der Investor nutzen will, so Jost. "Die Restfläche würde auch keiner mehr bewirtschaften wollen." Das gesamte Flurstück sei 2,6 Hektar groß. "Die sind dann verloren", vermutet Jost. Jetzt muss er aber erst mal das Bebauungsplanverfahren abwarten, solange wird sein Winterweizen auf jeden Fall noch weiter wachsen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung