Schriesheim im Bild 2023

25.12.2018

Schriesheimer Weihnachtsdorf: Krippen-Schließung trübt positive Bilanz

Tiere mussten offenbar nach Beschwerde bei Veterinäramt vom Festplatz weichen - Organisatoren machten ihrem Ärger auf Plakat Luft

Schriesheim. (nare) "Lasst euch den Glühwein schmecken, auch wenn das Wetter so warm ist wie der Glühwein selbst", begrüßte die T-Band am Samstagabend ihr Publikum im Schriesheimer Weihnachtsdorf. Und tatsächlich erinnerten die Temperaturen eher an einen Frühlingsabend als an einen Weihnachtsmarktbesuch. Dennoch kam in dem gemütlichen Budendorf auf dem Festplatz auch am zweiten Wochenende noch einmal weihnachtliche Stimmung auf.

Schon am Eingang begrüßte die Besucher der Duft von Glühwein. Ging man ein paar Meter weiter, ließ der Duft von belgischen Waffeln das Wasser im Munde zusammenlaufen. "Ich finde es sehr schön hier", freute sich eine Besucherin aus Zwickau. "Klein, aber fein." Sie war nach Schriesheim gekommen, um ihren Sohn zu besuchen, und freute sich über die persönliche Note des Weihnachtsdorfes.

Doch nicht nur die Besucher des Weihnachtsdorfes waren zufrieden. Auch die Standbetreiber konnten eine positive Bilanz ziehen. "Wir haben auch dieses Jahr wieder gemerkt, dass Holzsachen einfach immer noch gefragt sind", freute sich Ulrich Wagner über die diesjährigen Geschäfte. Er verkaufte in seinem Zelt selbstgeschnitzte Krippen sowie allerhand andere Weihnachtsdekoration, ist schon seit dem ersten Jahr mit dabei und freute sich auch über den guten Zusammenhalt unter den Standbetreibern.

Nur ein Zelt weiter war auch Petra Montag zufrieden mit ihren Verkäufen. Ihre handgestrickten Socken und selbst genähten Kissen und Lätzchen fanden auch beim diesjährigen Weihnachtsdorf wieder großen Anklang. "Dieses Jahr war wirklich ein sehr guter Verkauf", zog sie zufrieden Bilanz. "Was jetzt noch in den Regalen liegt ist der letzte Rest, den ich noch habe", ergänzte sie lachend.

Doch während bei den Ess- und Verkaufsständen alles beim Alten war, stutzen viele der Besucher, als sie an dem Ort vorbeiliefen, an der am ersten Weihnachtsdorf-Wochenende noch die "lebendige Krippe" mit drei Schafen und eine Eselstute samt Fohlen standen.

Dort war nun nur noch ein großes Plakat zu sehen. Nach einer Beschwerde beim Veterinäramt hätten die Tiere nun weichen müssen, da keine entsprechende Genehmigung vorlag, sagte Ignaz Holdernig, dem die Tiere gehören. Für ihn ist das "absolut unverständlich". Mit Boxen von drei Mal drei Metern haben die Tiere laut Holdernig genügend Platz gehabt. Zudem sei ein Unterstand garantiert gewesen, und auch einen erhöhten Stresspegel habe er bei seinen Tieren nicht feststellen können, so Holdernig, der mit seiner lebendigen Krippe schon seit sieben Jahren Teil des Weihnachtsdorfes ist.

Doch nicht nur bei Holdernig selbst traf die Beschwerde auf Unverständnis. Auch viele Besucher machten ihrem Ärger vor dem Plakat Luft. "Das ist wirklich sehr schade. Ich fand nicht, dass die Tiere gestresst gewirkt haben", bedauerte eine Besucherin. Dieser Meinung war auch der Initiator des Weihnachtsdorfs, Volker Paul: "Ich bin ja wirklich sehr für den Tierschutz, aber alles mit Maß und Ziel."

Er bemängelte zudem das Vorgehen des Veterinäramtes, das hier eingegriffen habe, ohne sich vorher vor Ort selbst ein Bild von den Bedingungen zu machen. Paul überlegt nun, mit einer Anzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede gegen Anonym vorzugehen. Denn er war sich sicher, dass die Aktion auch geschäftsschädigend für das Weihnachtsdorf gewesen sei. Für das nächste Jahr wolle man auf jeden Fall versuchen, eine entsprechende Genehmigung zu bekommen, waren sich Holdernig und Paul einig. "Wir lassen uns nicht unterkriegen, und ich denke schon, dass das Veterinäramt da dann keine Probleme machen wird", gab sich Holdernig kämpferisch.

Auf eine schriftliche Anfrage um Stellungnahme der RNZ zu dem Vorfall reagierte das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis bis Sonntag nicht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung