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29.04.2004

Bald sieben Stunden "Zeittafel" im Schulzentrum?

Die Einführung von "G 8" bringt für alle weiterführenden Schriesheimer Schulen weitreichende Veränderungen mit sich.

Schriesheim. (ron) Mit Spannung erwarten Schriesheims weiterführende Schulen die Anmeldetage am Ende dieser Woche. Mit der Einführung von "G 8", also dem verkürzten Schulweg im Gymnasium, treten einige Änderungen zu Tage. Ab 2005 soll der Vormittags-Unterricht sogar sieben Stunden dauern.

Werner Rendel, der Schulleiter des Kurpfalz-Gymnasiums, und sein Stellvertreter Ludwig Schwöbel machen sich gegenseitig Mut. "Der Stellenwert des Gymnasiums und des Abiturs ist so hoch, dass die Eltern auch ein Risiko eingehen werden, und trotzdem ihre Kinder auf diesen diesen steilen aber einzig direkten Weg zum Abitur schicken werden", ist Rendel felsenfest überzeugt. Und der 61-jährige Oberstudiendirektor kann sich als einer der erfahrensten Pädagogen im Rhein-Neckar-Kreis eine Einschätzung erlauben. Aber man merkt den beiden Schulmanagern an, dass sie selbst gespannt sind auf den Donnerstag und Freitag dieser Woche (s. "INFO"). Denn bei den Eltern der ersten "G 8-Klassen" gibt es natürlich auch Unsicherheiten. Ihre Sprösslinge sind die ersten, die in acht Jahren zum Abitur gebracht werden sollen.

Das erste Jahr, also die fünfte Klasse, dürfte noch harmlos verlaufen. Aber schon in der sechsten Klasse kommt für alle Schüler eine zweite Fremdsprache dazu, je nach Wahl entweder Französisch (für das naurwissenschaftliche Profil) oder Latein (für das sprachliche Profil). Dadurch kommen auf die Schüler im Schnitt sechs Wochenstunden mehr zu. Zwangsläufig müsste das vermehrten Nachmittagsunterricht bedeuten. Aber genau davor schrecken viele Familien zurück.

Profitieren von dieser Entwicklung könnte die Realschule im gleichen Schulzentrum, die von Hans-Jürgen Krieger geleitet wird. "Wir stehen dann für den bislang klassischen neunjährigen Weg zum Abitur", analysiert der Rektor - und meint damit: die Realschule versteht sich für künftige Studierende als "Unterstufe der beruflichen Gymnasien". Denn nach der Mittleren Reife können die Realschulabgänger in berufliche Gymnasien wechseln - und summa summarum nach neun Jahren ihr Abitur ablegen. Krieger erwartet bei den Anmeldungen Ende der Woche im Verhältnis mehr Schüler als sonst. "Die Realschule", sagt er, "ist sehr gut positioniert, unsere Außenstruktur bleibt erhalten, jeder kennt die Schulart und weiß, was sie leisten kann".

Während im Gymnasium vieles im Wandel ist. Nach einer Übergangszeit werden die neuen Fünftklässler ab dem Jahr 2007 schon in der fünften Klasse ihre zweite Fremdsprache dazubekommen - allerdings hatten sie dann schon Englisch in der Grundschule. Die Wochenstundenzahl erhöht sich von 30 auf wahrscheinlich 36 Stunden.

Aber um Nachmittagsstunden zu vermeiden, haben Rendel und Schwöbel einen Plan: ab dem Schuljahr 2005/2006 wollen sie die so genannte "Zeittafel" von sechs auf sieben Stunden am Vormittag erhöhen. Schulschluss wäre dann täglich etwa um 14 Uhr. Mit diesem ausgeweiteten Zeitrahmen wären sämtliche Stunden am Vormittag zu organisieren (außer wahrscheinlich Sport wegen der Hallenbelegungszeiten). Allerdings ist sich Rendel sicher: "Das gelingt uns nur im Konsens mit den anderen Schularten, man kann in einem Schulzentrum keine verschiedenen Stundentafeln haben." Er ist jedoch zuversichtlich, dass Krieger und Hauptschulrektor Gerhard Waldecker mit ihm an einem Strang ziehen - schon weil beide wegen ihrer knapp bemessenen Fachräume an einer Entzerrung der Stunden interessiert sind. Die Schulkonferenz muss auch noch gehört werden, aber eigentlich sind sich Rendel und Schwöbel sicher, dass ihr Plan umgesetzt werden kann."

Rendel ist davon überzeugt: "Die neue Stundentafel ist nicht nur praktischer, sie ist vor allem pädagogisch sinnvoller und sozial viel verträglicher." Er kann sich nämlich nicht vorstellen, dass seine Schüler vom Branich oder aus Wilhelmsfeld, Dossenheim und Leutershausen zum Mittagessen nach Hause fahren, um dann nachmittags wieder zum Unterricht zurückzukehren. Das wäre auch für das soziale Umfeld der Schüler, gerade in Sportvereinen, problematisch. Die Einrichtung einer Mensa wiederum erscheint für die Stadt Schriesheim als Schulträger schon aufgrund der fnanziellen Situation unmöglich. Ganz davon zu schweigen, dass eine Nachmittagsbelegung des Schulzentrums die Musikschule, die mittags Klassenzimmer nutzt, i ihrer Existenz bedrohen würde.

INFO: Anmeldung am Gymnasium und der Realschule am Donnerstag, 29. April und Freitag, 30. April, 8 bis 17 Uhr in den Sekretariaten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung