Schriesheim im Bild 2023

24.01.2019

Kanzelbach-Damm könnte bis 2023 stehen

Kanzelbach-Damm könnte bis 2023 stehen

Zusätzliches Rückhaltebecken oberhalb des Mühlenhofs soll Überflutungen verhindern - Planung kostet wohl mehr als 600.000 Euro

Quer zum Kanzelbach will die Stadt oberhalb des Mühlenhofs einen rund 110 Meter langen Damm bauen lassen, um dort bei Starkregen oder Schneeschmelze Wasser zurückhalten und Überschwemmungen in der Kernstadt verhindern zu können. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Die Stadt rüstet sich gegen Hochwasser: Am Mittwoch, 30. Januar, berät der Gemeinderat über die Planung eines zweiten Rückhaltebeckens am Kanzelbach. Das geht aus den Sitzungsunterlagen der Verwaltung hervor. Mit dem Ingenieurbüro Wald+Corbe ist bereits eine Firma für die Planungen gefunden, die schon das Flussgebiet Kanzelbach-Loosgraben auf Hochwassergefahren untersucht hatte.

Dabei stellten die Fachleute fest, dass Schriesheim schon bei einem Hochwasser, wie es sich statistisch gesehen im Schnitt einmal in zehn Jahren ereignet, einem sogenannten "zehnjährlichen Hochwasser-Ereignis", mit größeren Überflutungen in der Kernstadt rechnen muss. Vor allem Gauls- und Schotterersbrücke wurden als Schwachpunkte im Hochwasserschutz ausgemacht.

"Sie haben in den vergangenen Jahren ein Riesenglück gehabt", sagte Hans Göppert bei der Vorstellung der Untersuchung im Rathaus im Mai 2018 - und schlug unter anderem den Bau des zweiten Rückhaltebeckens vor, das sein Büro jetzt planen soll. Dieses würde im Gegensatz zum bestehenden Becken nicht dauerhaft mit Wasser gefüllt, sondern nur im Bedarfsfall geflutet.

Um auch im Fall größerer Hochwasser-Ereignisse genügend Wasser zurückhalten zu können, ist nach aktuellem Stand der Bau eines rund 110 Meter langen Damms quer zum Kanzelbach direkt oberhalb des Mühlenhofs notwendig, nahe der Abzweigung der L596 nach Altenbach. Bis zu fünf Meter hoch soll sich das Wasser dort stauen können, ohne die benachbarte Landstraße anzuheben. Möglicherweise muss diese deshalb zusätzlich geschützt werden. Das sollen die Planer nun unter anderem herausfinden.

Rund 638.000 Euro könnte die Planung laut Angebotspreis kosten, rund 50.000 Euro mehr als von der Stadt zuvor geschätzt. Das Unternehmen aus Hügelsheim nahe Baden-Baden setzte sich bei den europaweiten Vergabeverfahren gegen einen Konkurrenten durch, für die Auswahl waren Bauamtsleiter Markus Schäfer, sein für Tiefbau zuständiger Mitarbeiter Horst Meiser und Harald Regelien von der städtischen Wasserversorgungs- und -entsorgungsgesellschaft (WVE).

Die Stadt plant auf Grundlage der aktuellen Kostenschätzung mit Ausgaben von rund fünf Millionen Euro, verteilt auf die kommenden Jahre bis 2023. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass Schriesheim diese Summe nicht allein schultern muss: Das Land Baden-Württemberg könnte bis zu 70 Prozent der zuschussfähigen Kosten übernehmen. Damit rechnet die Verwaltung derzeit auch. Sicher sei diese Unterstützung aber erst, wenn der entsprechende Antrag bewilligt sei, sagt Kämmerer Volker Arras.

Für 2019 sieht die Stadt in ihrem Haushaltsentwurf erst einmal 500.000 Euro für die Planungen des neuen Rückhaltebeckens vor. Laut mittelfristiger Finanzplanung kommen 2020 noch einmal 500.000 Euro sowie danach pro Jahr jeweils zwei Millionen Euro dazu. "Zuschüsse gibt es frühestens ab Baubeginn, also vermutlich im Jahr 2022", so Arras.

Bis die Bagger rollen, haben Stadt und Planer noch einige Aufgaben vor sich: Unter anderem muss das Gelände vermessen, der Baugrund erkundet, die Standsicherheit eines Dammes nachgewiesen, Bürger und Behörden angehört und die nötigen Genehmigungen eingeholt werden. Wenn alles läuft wie geplant, könnte das Rückhaltebecken nach aktuellem Stand Ende des Jahres 2023 fertig sein.

Zur Steuerung des Abflusses soll zudem ein Gerät unterhalb des Waldschwimmbads eingerichtet werden, das den Pegel des Kanzelbachs nach der Einmündung von Allmans- und Pappelbach misst. An diesen Werten und am Wasserstand des Beckens selbst würde dann festgemacht, wie weit der Abfluss geöffnet werden darf. So soll eine Überlastung der Talstraßen-Brücken verhindert werden - und letztlich eine Überschwemmung der Kernstadt, deren Schaden die Stadt wohl deutlich teurer als ein neues Rückhaltebecken käme.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung