Schriesheim im Bild 2023

04.02.2019

Rotweinwanderung Schriesheim: Von außen verköstigt, von innen gewärmt

Teilnehmer der Rotweinwanderung ließen sich auch vom tristen Wetter nicht schrecken - La Perseria sprang für Rosenhof ein

on Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. "Wenn isch jetzt noch änner drink, kumm isch de Buckel nimmer nuff", sagt er. "Dann bleiwe ma halt hunne", antwortet sie. Herrlich, welche einfachen Dialoge im schönsten Dialekt man am Rande der Rotweinwanderung so aufschnappt. Es ist Sonntag, kurz nach 12 Uhr. Vor einer Stunde haben die Schriesheimer Weinhoheiten die Veranstaltung vor dem Historischen Rathaus eröffnet. Es ist ihr letzter Termin in der zu Ende gehenden Amtszeit. Nur an den Krönchen sind die drei jungen Frauen in den dicken Winterjacken zu erkennen.

Es ist kalt, aber trocken. Bürgermeister Hansjörg Höfer prophezeit, die Gäste würden an dem Tag nur von innen nass. Wenn er da nur nicht zu viel versprochen hat. So ganz können auch die Jagdhornbläser die Wolken nicht wegblasen. Kurze Regen- oder Graupelschauer wären also schon drin. Derweil gilt: Schlimmer geht immer. Der ehemalige Vorsitzende des Verkehrsvereins, Karl-Heinz Schulz, erinnert sich noch gut an die erste Rotweinwanderung vor acht Jahren. Damals sank das Thermometer auf fiese zwölf Grad minus: "Wir dachten, da kommt keiner, und wurden dann regelrecht überrannt." Damals fror seiner Schilderung nach zwar nicht der Glühwein im Becher ein, kühlte aber innerhalb von Minuten merklich ab, also schon während eines kurzen Schwätzchens.

Derweil gilt Rotwein schon wegen seiner Farbe als erwärmendes Getränk, passt also prima zur kalten Jahreszeit. Die Rotweinwanderung hat sich Schriesheim vom pfälzischen Freinsheim "abgeguckt", wie Schulz offen zugibt. Nun ist sie sozusagen zur kleinen Schwester der großen Weinbergwanderung im September geworden und lockt Gäste aus umliegenden Kommunen. Schon zur Eröffnung sind es schätzungsweise an die 250, aber es gibt ja auch "Zuspätkommer" und Quereinsteiger. Wer sich am Stand des Verkehrsvereins einen Flyer schnappt, kann sich nicht verlaufen. Außerdem ist die Strecke gut ausgeschildert. Von Station eins bis Station acht wären es nur wenige hundert Meter, sofern man die Wegweiser missachten und sich gleich ein Wildschweinragout mit Semmelknödel genehmigen würde. Doch ein wahrer Pilgerzug bewegt sich am Vormittag vorbei am Kleinen und Großen Mönch entlang des Weinbergwegs zu Station zwei, wo Kürbiskokoscremesuppe und panierte Kichererbsenringe zu den Köstlichkeiten gehören. Die Mannschaft vom Rosenhof ist dort krankheitsbedingt ausgefallen, aber das Restaurant La Perseria Mashti hat deren Part übernommen. Darüber hatte die Verkehrsvereinsvorsitzende Irmgard Mohr das Publikum gleich zum Auftakt informiert und sich für die Hilfsbereitschaft bedankt.

Kartoffelsuppe mit Dampfnudeln, Kesselgulasch, der "Foodliner-Burger mit Rotweinzwiebeln" oder doch lieber den Rotweinkuchen zum Kaffee und vorher das Schnitzel-Brötchen in die Hand? Auf der knapp fünf Kilometer langen Strecke ist alles möglich. Genau das wissen die Wanderer zu schätzen. Deshalb verzichten sie auf "Rucksackverpflegung". Stattdessen haben sie Schirme und Regenjacke oder auch nur Handschuhe im Gepäck. "Die Rotweinwanderung ist eine gute Gelegenheit, an die frische Luft zu gehen, das härtet ja auch ab", so eine Besucherin.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung