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09.03.2019

Mathaisemarkt Schriesheim: TÜV hatte bei den Fahrgeschäften nichts zu beanstanden

Mathaisemarkt Schriesheim: TÜV hatte bei den Fahrgeschäften nichts zu beanstanden

Vor dem Start wurden die Geräte getestet - Kontrollgang durchs Festzelt

Auch das Fahrgeschäft "The Real Shake" wurde genau unter die Lupe genommen. Foto: Dorn

Von Marco Partner

Schriesheim. Die Sitze sind noch leer. Kein Kreischen, kein Lachen und Schreien. Und doch nimmt der neonfarbene Kreisel rasant an Fahrt auf. Wie wild geworden, beginnen die kutschenartigen Kabinen sich zu winden und zu schütteln - und kommen nach ein paar irren Drehungen wieder zum Stillstand. Freitagvormittag, 10 Uhr, die erste unbemannte Probefahrt auf dem Mathaisemarkt.

Noch wirkt das kleine Volksfeststädtchen mit seinen Buden und Fahrgeschäften wie leer gefegt. Thomas Blum jedoch schaltet seinen "Shake" testweise schon mal auf Hochbetrieb - während sich zwei Männer in blauen Anzügen Notizen machen. Jedes Jahr steht für die Schausteller die große TÜV-Abnahme bevor, ehe am Abend der Rummel beginnen kann.

"Es ist eine freischwingende Gondel, das ist das besondere", sagt Blum über sein Fahrgeschäft, "The Real Shake". Stars der 60er wie Elvis Presley, die Beatles oder Marylin Monroe grüßen von der im Vintage-Stil gehaltenen Wandkulisse. Michael Hellmann und Tobias Kreuzwieser vom TÜV-Süd Mannheim aber richten den Blick eher auf die technischen Feinheiten. Auf die Sicherheit.

Jeder mögliche Mangel wird überprüft. Funktioniert die Verriegelung, schließt der Mechanismus auch richtig? Bis hin zu den Blinklichtern wird alles inspiziert, die kleinen Treppenstufen getestet und unter den Metallboden geschaut. "Nichts zu beanstanden, alles läuft", sagt Hellmann, nachdem er auch die vielen Dokumente durchgecheckt hat. Und macht sich auf zu "Mister Gravity", "Musik-Express" und weiteren Fahrgeschäften.

"Früher wurde die Gebrauchsabnahme vom Baurechtsamt übernommen, mittlerweile aber müssen wir den TÜV hinzuziehen", erklärt Ariane Haas. Die Marktmeisterin muss am Freitag viel koordinieren, denn auch andere Kontrollorgane sind auf der Pirsch. Feuerwehrkommandant Oliver Scherer unternimmt mit Ordnungsamtsleiter Achim Weitz und dem externen Sicherheitsberater Christian Roth einen Rundgang. Schnurstracks steuern sie auf das Festzelt zu - und bleiben schon am Eingang hängen.

Eine "Entrauchsöffnung", um im Notfall für die richtige Durchlüftung zu sorgen, ist zwar an Ort und Stelle. Die dazugehörige Schnur baumelt jedoch etwas oberhalb der gewöhnlichen Armlänge. "Die muss im Ernstfall auch erreichbar sein", mahnt Roth. Was der Sicherheits-Laie gar nicht bemerkt, sieht das geschulte Auge sofort.

Auch im Zelt selbst werden die Notausgänge vermessen, die Verstrebungen überprüft - und die Belastbarkeit der Stahlträger auf der Bühne zur Not mit dem Handy abgefragt. "750 Kilo, es sind aber nur 500 Kilo", sagt Ilona Böhm - und blickt erleichtert zu den unzähligen Boxen und Scheinwerfern, welche vom Bühnengerüst getragen werden.

Für die Festwirtin sind solche Abnahmen vor dem Volksfestauftakt schon Routine. Auf 20 Märkten ist sie im Jahr vertreten und hat die Ordner mit allen Prüfungen, Inspektionen und Lizenzen schnell griffbereit. "Vor Gas habe ich Respekt, es ist gut, wenn häufiger kontrolliert wird", betont sie, als Scherer die Schläuche und Gastanks in der großen Küche unter die Lupe nimmt. Derweil sind die TÜV-Leute Hellmann und Kreuzwieser schon wieder ein paar Schritte weiter.

Während sie beim "Shake" den Gondeln kaum hinterherschauen konnten, ist beim größten aller Fahrgeschäfte sanfte Schrittgeschwindigkeit angesagt. 48 Meter ragt das 36 Kabinen umfassende Riesenrad in die Höhe. Schausteller Tobias Göbel und sein Team aber legten beim Auf- und Abbau Rekordtempo hin. "Am Dienstagabend waren wir noch bei der Straßenfastnacht in Mainz", verrät der Wormser. Drei Tage später ist das "Grand Soleil" absolut fahr- und mathaisemarkttauglich. "Wir konnten keine Mängel feststellen", sagt Hellmann erfreut.

Nicht als erhobener Zeigefinger, sondern als reine Sicherheitsmaßnahmen seien die Checks im Vorfeld zu verstehen. Denn ob Schausteller, Festwirt oder Pommesbude, am Ende sitzen alle im selben Boot. "Wenn etwas passiert, sind wir mit verantwortlich, denn es ist unser Fest", erklärt Marktmeisterin Haas. Und ist guter Dinge: "In den letzten Jahren gab es nie etwas zu beanstanden. Und auch diesmal nicht."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung