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26.03.2019

Altenbacher Rathaus: In Altenbach darf wieder abgekürzt werden

Altenbacher Rathaus: In Altenbach darf wieder abgekürzt werden

Nach mehr als anderthalb Jahren ist die Rathaustreppe nun saniert.

Das lange Warten hat ein Ende: Ortsvorsteher Herbert Kraus schneidet das Band an der sanierten Rathaustreppe durch. Foto: Peter Dorn

Von Katrin Katzenberger-Ruf

Schriesheim-Altenbach. Meterhohe Flammen, schwarze Rauchwolken: Als am Nachmittag des 29. August 2017 neben der Verwaltungsstelle Altenbach das Isoliermaterial im Heizraum in Brand geriet, war die Freiwillige Feuerwehr umgehend zur Stelle und konnte schnell "Feuer schwarz" vermelden - was so viel bedeutet wie: alles gelöscht, keine Glutnester mehr. Der Sachschaden lag nach ersten Schätzungen bei etwa 10.000 Euro. Was damals noch niemand ahnte: Die Betontreppe, die westlich der Grundschule hoch zum Abtsweg führt, war stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Brennt Beton? Nein! Aber die Wahnsinnstemperaturen, die bei einem Brand entstehen, können die Eisenträger im Inneren zwar nicht unbedingt schmelzen, aber instabil werden lassen. Genauso war das in Altenbach.

Ein Statiker erklärte die Treppe nach seiner Begutachtung für "einsturzgefährdet", also musste sie gesperrt werden. Erst jetzt - über anderthalb Jahre später - ist sie wieder hergestellt und seit einigen Tagen auch wieder benutzbar. Aus dem Anlass beschlossen die Beschäftigten der Verwaltungsstelle und Mitglieder des Ortschaftsrates: Das müssen wir feiern! Dazu gehörte das symbolische Durchschneiden eines Bandes und das Anstoßen mit einem Gläschen Sekt.

Ortsvorsteher Herbert Kraus war in den letzten Monaten die Anlaufstelle für Beschwerden aus der Bevölkerung, die die Abkürzung vom Abtsweg hinunter zur Bushaltestelle oder zum Bäcker schmerzlich vermisste und einen längeren Umweg in Kauf nehmen musste. "Mit den Beschwerden könnte ich einen ganzen Aktenordner füllen", so Herbert Kraus. Dass Bürgerinnen und Bürger die Absperrung immer wieder missachteten, ist eine andere Geschichte. Ansonsten gab es wohl eine Verkettung unglücklicher Umstände. Demnach passierte bis Ende 2017 erst mal gar nichts und danach nicht viel. Dies auch, weil sich die Brandversicherung hartnäckig weigerte, für den Schaden beziehungsweise den Neubau der Treppe aufzukommen. Dabei ging es um eine Summe von etwa 70.000 Euro. Laut Herbert Kraus gelang es erst nach zähen Verhandlungen, die Übernahme der Kosten durch die Versicherung zu erwirken.

Dann das zweite Missgeschick: Beim Bau der Stahltreppe, die die Betontreppe ersetzen sollte, lief es nicht rund. Aus Sicherheitsgründen müssen solche Treppen nämlich Noppen haben, weil sie im Winter bei Schnee oder gefrierendem Regen gefährlich glatt werden können. Die beauftragte Firma installierte zumindest teilweise Treppen ohne Noppen oder eben eine falsche Lieferung. Erneut war es nicht möglich, die Treppe für den Publikumsverkehr freizugeben. Dazu kommt: Handwerksbetriebe haben zur Zeit volle Auftragsbücher und kommen mit ihrer Arbeit kaum noch hinterher.

Nun fehlten bei der Treppe von Altenbach auch noch die Fliesen im unteren Bereich. Als städtische Mitarbeiter nahmen Kai Horstfeld und Patrick Gruninger die Sache selbst in die Hand und haben besagte Fliesen verlegt. "Das haben die beiden das ganz hervorragend gemacht", lautete das Lob des Ortsvorstehers beim Sektempfang vor der Verwaltungsstelle. Dort ist der Zugang übrigens noch nicht barrierefrei. Also müsste auf längere Sicht auch mal über die Installation eines Fahrstuhls nachgedacht werden. Je nachdem, wie lange die "Treppe pur" noch mit den gesetzlichen Vorgaben zu vereinbaren ist.

"Ich bin froh, dass die Treppe wieder benutzbar ist", so eine Frau, die an der Haltestelle auf die Line 628 wartet. Wegen des Umwegs hat sie den Bus in den letzten anderthalb Jahren nämlich auch zwei, drei Mal knapp verpasst - und der fährt mit wenigen Ausnahmen nur jede Stunde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung