Schriesheim im Bild 2023

10.04.2019

Es gibt mehr Straftaten, aber weniger harte Fälle

Polizeiliche Kriminalstatistikvorgestellt - Zahl der Einbrüche und Körperverletzungsdelikte sinkt

Von Philipp Weber

Weinheim/Bergstraße. Licht und Schatten in Sachen Kriminalität: Einerseits ist die Zahl der gemeldeten Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Weinheim von 3955 (2017) auf 4124 (2018) gestiegen: Das entspricht einem Plus von 4,3 Prozent. Auf der anderen Seite betonten Revierleiter Holger Behrendt und sein Stellvertreter Bernd Kilian, dass die Zahl gravierender Tatbestände wie Einbruch oder Körperverletzung zurückgegangen ist.

"Wenn man das Jahr 2016 als Ausreißer nach oben beiseitelässt, haben wir seit 2014 eine beständig steigende Tendenz", stellte Behrendt am Dienstag die Polizeiliche Kriminalstatistik vor. Sein Revier deckt den Bergstraßen-Korridor zwischen Laudenbach und Schriesheim ab. Der Löwenanteil der Straftaten (2743) hat sich in Weinheim ereignet. Hier gab es sogar einen Anstieg um 14,7 Prozent. Zum Vergleich: Im gesamten Rhein-Neckar Kreis stieg die Zahl der Straftaten um 1,8 Prozent an, in Baden-Württemberg gibt es ein Minus von 1,3 Prozent zu verzeichnen.

"Unser Revier hat eine Zwitterstellung", so Behrendt. Hier Weinheim als expandierendes Mittelzentrum, dort kleinere Gemeinden wie Laudenbach oder Hirschberg. Revierweit konnten die Beamten 2324 (Weinheim: 1600) Straftaten aufklären, was einer "Erfolgsquote" von 58,3 Prozent entspricht. Der Landesschnitt liegt mit 62,7 Prozent höher. Allerdings gibt es in Weinheim keine Ankunftszentren für Flüchtlinge und damit kaum Verstöße gegen das Ausländerrecht, die naturgemäß stets aufgeklärt werden.

Während die Beamten die Statistik Seite für Seite durchgingen, erwähnten sie ein Thema, das Sorge bereitet: Die Zahl der Straftaten zum Nachteil von Beamten nehme zu, sagen sie. Die 31 diesbezüglichen Delikte reichten von Beleidigungen bis hin zu tätlichen Angriffen auf Polizisten.

Schließlich kamen Behrendt und Kilian bei der Aufschlüsselung der 4124 Straftaten in einzelne Deliktfelder an. Der Anteil der Diebstähle ist mit 30,2 Prozent weiter am größten. Mit 25,4 Prozent kommen Vermögens- und Falschgeldelikte auf Platz zwei. Behrendt und Kilian betonten, dass die Zahl von Großkontrollen in der RNV-Linie 5 Jahr für Jahr in etwa gleich hoch sei. Damit mache "Schwarzfahren" anteilsmäßig immer in etwa gleich viel aus. Der Anstieg habe eher mit dem Internet und dessen Möglichkeiten zu tun. Auch der Anteil der Sachbeschädigungen ist mit 17,4 Prozent hoch - ebenso wie die Aufklärungsquote. Erklärung: Die Polizei hat einen Sprayer gefasst, der seine Graffiti-Tags rund 150 Mal im öffentlichen Raum hinterlassen hatte. Der junge Weinheimer (Jahrgang 1999) habe einen Sachschaden von rund 29.000 Euro verursacht, so die Beamten.

Erfreulicher: Die Zahl der Rohheitsdelikte - das sind Raub, Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung - ist von 467 (2017) auf 442 zurückgegangen. Die Aufklärungsquote lag bei 88 Prozent, da sich die Beteiligten oft kennen. Mit anderen Worten: In Weinheim und Umgebung ist es sehr unwahrscheinlich, von anonymen Tätern angegriffen zu werden. Und: Die Zahl der wohl schwerwiegendsten Taten innerhalb dieses Deliktfelds ist ebenfalls gesunken: 2017 gab es noch 93 Fälle von gefährlicher Körperverletzung, 2018 waren es nur noch 76.

Stolz ist Behrendt, weil auch die Zahl versuchter und vollendeter Wohnungs-Einbrüche von 83 (2017) auf 73 zurückgegangen ist, in Weinheim sogar von 51 auf 42 Fälle. Behrendt und Kilian sind sicher, dass die verstärkte Prävention und die Tätigkeit einer Ermittlungsgruppe fruchten. Das gilt auch für "Besonders schwere Fälle des Diebstahls aus Kfz" ("Airback- und Naviklau"). Von 216 Delikten (2016) ging es zunächst auf 109 (2017) Fälle und schließlich auf 57 zurück. Angestiegen ist dagegen die Zahl von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von 53 auf 71, sechs davon Vergewaltigungen. Kilian und Behrendt erklären dies einerseits mit der Verschärfung des Sexualstrafrechts. Stichwort: "Nein heißt nein." Außerdem wenden Betroffene sich - auch aufgrund der jüngsten gesellschaftlichen Debatten zum Thema - zunehmend häufig an die Polizei.

Eine weitere statistische Größe sind die Häufigkeitszahlen: Dabei werden Einwohnerzahlen jeweils auf 100.000 hochgerechnet, um Vergleichbarkeit zu schaffen. Das Polizeirevier Weinheim kommt auf eine Häufigkeitszahl von 4665, die Weinheimer Stadtbereich auf 6080. Beide Werte sind höher als 2017. Im Vergleich der Großen Kreisstädte schneidet Weinheim aber immer noch besser ab als Hockenheim, Sinsheim und Schwetzingen.

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Weinheim ist die Zahl der mutmaßlichen Täter von 1940 auf 1815 gesunken; dies ist ein Resultat der Art und Weise, in der sich die Delikte zusammensetzten. 33,8 Prozent der Verdächtigen sind keine deutschen Staatsbürger. 57 Prozent leben im Bereich des Reviers.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung