Schriesheim im Bild 2023

27.04.2019

"Platz Nord" wird wohl erst im Juni fertig

In der Schillerstraße verzögern sich die Arbeiten ebenso wie in der Bismarckstraße - Gute Nachrichten kommen aus dem Birkenweg

Von Günther Grosch

Schriesheim. Vom "Platz Nord" über den Kreuzungsbereich Kirch- und Bismarckstraße bis hinauf nach Altenbach in den dortigen Birkenweg führte die jüngste "Baustellenbesichtigungsfahrt", zu der Bürgermeister Hansjörg Höfer und Horst Meiser, zuständig für die Tief- und Straßenbaumaßnahmen der Stadt, am Donnerstagvormittag eingeladen hatten.

Die ersten städtebaulichen Untersuchungen zur Umgestaltung des ehemaligen OEG-Geländes am "Platz Nord" datierten laut Höfer bereits auf das Jahr 2008. Nachdem unter anderem der Lok- und Wagenschuppen abgerissen war, startete 2011 ein Bürgerwettbewerb zur Neugestaltung des Areals, "von dem ein Großteil der Ergebnisse in die Neugestaltung des Platzes eingearbeitet wurde".

Spätestens Anfang Juni soll die 660.000 Euro teure Sanierungs- und Neubebauungsmaßnahme abgeschlossen sein, nannte Höfer als Ziel. Zu Beginn der Arbeiten war noch Mitte April als Zeitraum für die Einweihung anvisiert worden. In den Straßenbau flossen 610.000 Euro, die Öffnung und Neugestaltung der Unterführung West kommt auf 50.000 Euro. Hinzuzurechnen sind die Ingenieurleistungen, welche die Kosten in der Summe auf insgesamt rund 750.000 Euro steigen lassen.

Doch das Ganze hat sich gelohnt: Wo früher ein "wilder Parkplatz" die Gegend verschandelte, schirmt jetzt eine 55 Meter lange Hainbuchenhecke den 900 Quadratmeter großen Platz gegen den Lärm der angrenzenden B3 ab. Bis zu 15.000 Fahrzeuge passieren laut Garten- und Landschaftsarchitekt Rainer Gehrig von der MVV Regioplan täglich die Hauptverkehrsader der Stadt. Drei bis zu sieben Meter hohe Eschen, dazu vier mehrstämmige Amberbäume mit charakteristischer Rotfärbung ihrer Blätter im Herbst, sechs "Lichtstelen" in Verbindung mit "viel öffentlichem Fünf-Minuten-Grün" sowie "unterbeleuchtete" Sitzbänke aus Granit sollen den Platz zu einer Begegnungsstätte werden lassen. Dazu sollen auch drei Mini-Trampoline für Kinder sowie ein Bouleplatz beitragen.

"Aufgehübscht" wird auch die Unterführung, die eine neue Treppen- und Rampenanlage für Fußgänger und Rollstuhlfahrer, eine neue LED-Beleuchtung sowie ein Metallgeländer erhält. Auf der Westseite des Eingangs am "Platz Nord" entsteht eine Grünfläche.

Während sich die Anwohner der Schillerstraße auf einen weiteren Platz freuen dürfen, sehnen die Anlieger in der Bismarckstraße das Ende der dortigen Baustelle aus anderen Gründen herbei: "Hoffentlich findet das Ganze ein baldiges Ende", lautet seit Wochen der Stoßseufzer der Anwohner und Geschäftsleute. "Nur noch bis August durchhalten", vertröstet Höfer hier die "Geplagten und Gestressten". Weil die gesamte Infrastruktur im Boden erneuert werden musste, dauert es hier mit der Fertigstellung länger als ursprünglich geplant.

Neben den Abwasser- und Stromleitungen wurde die Hauptgasleitung ausgetauscht. Vor allem aber "unheimlich viele Kabelstränge", die nicht immer an der richtigen Stelle eingezeichnet waren, erforderten hier "viel Handarbeit". Zudem wurden alle Hausanschlüsse erneuert und Glasfaserkabel verlegt. "Allein 80.000 Euro für den Kanalbau, 175.000 Euro für die Wasserleitungen sowie 400.000 Euro an Straßenbaukosten sind hier unsichtbar verbuddelt", legte Höfer die Gesamtkostenrechnung von 655.000 Euro offen.

Die spektakulärste und schwierigste Baustelle offenbarte sich in Altenbach. Hier hatte sich der Birkenweg - ursprünglich in privater, jetzt aber in städtischer Hand - abgesenkt. "Es bestand die Gefahr, dass der Weg und der gesamte Kanal abbrechen und auf die darunter liegende Straße stürzen", so Höfer.

Das liegt daran, dass die ursprünglichen Stützmauern und die fünf Häuser nicht bis hinunter auf den Sandsteinfels gegründet wurden. Im Laufe der Jahrzehnte bildeten sich deshalb immer größere Risse. Diese wiederum sorgten dafür, dass sich die Straße immer stärker in Richtung Abhang bewegte. Insgesamt 80 maximal bis zu drei Meter hohe sogenannte "Mauerscheiben" (L-Steine) sorgen künftig für die Stabilität des Hangs. Rund die Hälfte der bis zum zweiten Maiwochenende anberaumten Arbeiten ist mittlerweile geschafft. Am Donnerstag war "Mauerscheibe 54" verlegt und befestigt, wie Polier Klaus Eckart von der in Waibstadt ansässigen Bauunternehmung Hauck erklärte. Im Anschluss daran folgen bis August die Verlegung der Abwasserleitungen und das Aufbringen der Straßendecke.

Die Schwierigkeit besteht darin, dass pro Tag als Stützmauer nur maximal drei der L-Steine angebracht werden können und danach die Grube wieder aufgefüllt werden muss. Sonst könnten die bis unter ihr Fundament abgegrabenen und standsicher untermauerten Häuser doch noch abrutschen. "Wir dürfen nicht zuviel von der Länge eines Gebäudes freilegen", sagte Eckart. Vier Arbeiter sind hier bis zu neuneinhalb Stunden täglich bei der Arbeit. "Dank des trockenen Wetters verläuft bisher alles nach Plan."

Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, wird die Baustelle jeden Abend mit Folie abgedeckt. "Nach Fertigstellung schlagen hier 480.000 Euro Kosten zu Buche", sagte Höfer. 80.000 Euro für den Kanalbau und 55.000 Euro für die Wasserleitung übernimmt die WVE. Ein Lob hatten Arbeiter und Bürgermeister für die betroffenen Anwohner bereit. Obwohl die Arbeiter "massiv in ihr Tagesgeschehen eingreifen", erleichterten die Bürger ihre Arbeit mit Kaffee und Erfrischungsgetränken, Brotzeit oder einem Kuchen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung