Schriesheim im Bild 2023

30.04.2019

Kraft-Sport-Verein Schriesheim: Vor dem KSV liegt eine entscheidende Phase

Kraft-Sport-Verein leidet unter massivem Mitgliederschwund - Vorsitzender Graf: "Wenn dieser Trend anhält, schließen wir in fünf Jahren"

Von Frederick Mersi

Schriesheim. "Jetzt bin ich fast alles durchgegangen, was mir schlaflose Nächte bereitet", sagte Herbert Graf am Ende seines Berichts. Der langjährige Chef der Ringerabteilung im Kraft-Sport-Verein (KSV) Schriesheim war im Oktober 2018 der Einzige gewesen, der sich vorstellen konnte, den Verein nach dem Rücktritt von Sven Witteler und seiner Stellvertreterin Gabriele Katz als Vorsitzender zu führen. Bei der Mitgliederversammlung am Freitag zog Graf eine Zwischenbilanz und rief eindringlich zur Mithilfe auf.

Denn auch wenn der sechsstellige Schuldenberg langsam aber sicher abgebaut wird: Vor dem KSV liegen entscheidende Jahre. Vor allem im Nachwuchsbereich fehlen Mitglieder und damit auch deren Beiträge, die immerhin 61 Prozent der jährlichen Einnahmen ausmachen: Die Zahl der KSVler sank von 1611 im Jahr 2011 auf 1027 zum 1. Januar 2019. "Wenn dieser Trend anhält, schließen wir in fünf, sechs Jahren die Halle zu und nicht mehr auf", so Graf.

Die Gründe für den enormen Schwund sind vielfältig: Das Fitnessstudio "KSVmedaktiv" verlor zahlreiche Mitglieder an die Konkurrenz, für das Kinderturnen fand sich kein Übungsleiter mehr, und die Fanfarenzugabteilung ging nach der Gründung der "Schriesheimer Löwen" langsam, aber sicher ein. Nur im Boxen und beim Judo verzeichnete der KSV Zuwachs. "Mitgliedergewinnung ist das oberste Ziel", sagte Graf. "Wir brauchen dazu die Hilfe jedes Einzelnen. Redet über Euren Verein!" Mit einem theaterpädagogischen Angebot für Kinder hat Graf dazu die erste Initiative bereits gestartet: Sechs Mitglieder kamen in den ersten vier Wochen neu in den Verein.

Auch aus finanzieller Sicht konnte der Vorstand gute Nachrichten vermelden: Rund 3500 Euro betrug der erwirtschaftete Überschuss 2018 laut Schatzmeister Albrecht Ehrke, dieses Jahr sollen sogar Rücklagen von 4000 Euro gebildet werden. Die Schuldentilgung geht ebenfalls langsam, aber sicher voran: Zuletzt stand der KSV mit 173.500 Euro in der Kreide, rund 20.000 Euro weniger als im Jahr zuvor. Auch eine Komplettsanierung der vereinseigenen Halle ist wohl erst mal vom Tisch, kleinere Arbeiten will der KSV zum Teil in Eigenregie erledigen. Am von Witteler eingeschlagenen Sparkurs will Graf festhalten: "Da sind wir noch nicht am Ende - auch wenn das für einzelne Abteilungen vielleicht schmerzhaft wird."

Ein weiterer Erfolg der neuen Vorsitzenden: Das Verhältnis zur Stadtverwaltung ist intakt. Der Gang zwischen Mehrzweck- und KSV-Halle ist wieder frei, für die Schranke an der Zufahrt hat der Verein einen Schlüssel.

Trotz der angespannten Gesamtlage honorierten die 46 stimmberechtigten Mitglieder die positiven Entwicklungen: Graf und sein Stellvertreter Dietrich Philipp wurden ohne Gegenstimmen oder längere Diskussionen wiedergewählt, ebenso wie alle anderen Mitglieder von Vorstand, Beirat und Ältestenrat. Neu mit dabei ist als Geschäftsführer Thomas Rath, verstärkt wird das Vorstandsteam auch durch Jörg Dalmolin, der durch Öffentlichkeitsarbeit im Internet zur Mitgliedergewinnung beitragen soll.

Das Gesundheits- und Reha-Profil des Fitnessstudios will Ingo Rennebaum als neuer Abteilungsleiter stärken. Der 50-Jährige war lange als Trainer beim Athletik Club Weinheim aktiv, trat dort aber aus Protest gegen eine Neuausrichtung aus. "Ich bin für einen Tag hergekommen und habe die Atmosphäre genossen", so Rennebaum. Jetzt will er seinen Teil zur Rettung des KSV beitragen.

Folgende Mitglieder wurden am Freitag für ihre Vereinstreue geehrt:
> 25 Jahre: Stefan Feller, Dietrich Nährig, Thomas Rath, Richard Zirkel
> 50 Jahre: Erika Bahr, Hilde Frenz, Anneliese Gehrig, Ingrid Grahl, Renate Hirsch-Winker, Hilde Keller, Brigitte Möll, Else Schmitt, Monika Wehweck, Walter Klein, Willi Krämer, Peter Riehl
> 60 Jahre: Heinrich Ratzel, Horst Scherer
> 65 Jahre: Rolf Schuster

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung