Schriesheim im Bild 2023

27.05.2004

Schriesheim ist einmalig

Vor allem das Waldschwimmbad

Schriesheim. (anzi) Besuch aus Horb am Neckar hatte sich gestern Nachmittag im Rathaus angekündigt. Der Oberbürgermeister von Horb, Michael Theurer, Mitglied des Landtags für die FDP, wollte von Bürgermeister Peter Riehl, dem Vorsitzenden der IEWS Klaus Cardano und Kämmerer Volker Arras alles über das Waldschwimmbad und dessen Betreibermodell erfahren. Auch Wolfgang Renkenberger und Dr. Birgit Arnold vom FDP-Ortsverband begrüßten den Parteifreundi.

Seit neun Jahren ist Theurer OB in Horb und bei einer Stadt mit 18 verschiedenen Stadtteilen, und somit 18 Ortschaftsräten, setze er stark auf bürgerschaftliches Engagement, erläuterte er. Nun gebe es Überlegungen, das Horber Hallenbad zu privatisieren. Als Vorzeige-Beispiel wurde dem OB das Waldschwimmbad genannt.

Da zu allem eine Geschichte gehört und nicht jedes Modell auf ein anderes übertragbar ist, klärte Bürgermeister Riehl in zunächst über die Hintergründe des Waldschwimmbades auf. Schon von Beginn an, seit 1933, war das Bad ein Bürgerbad. Anfangs lief der Betrieb prima, doch nach und nach verfiel die Anlage und Riehl hoffte, dass es bald völlig zusammenbrechen würde, damit man es abreisen und etwas Neues bauen könne. Er dachte damals, dass die Bürger lieber eine neue Schulturnhalle wollten. Eine Sanierung für fünf bis sechs Millionen Mark kam für ihn nicht in Frage.

Doch Riehl hatte sich getäuscht. Er erzählte seinem Gast, was es für eine "kriegerische Auseinandersetzung" wegen des Waldschwimmbades gab. Mit aller Kraft wollten die Bürger das Schwimmbad erhalten. Und obwohl es eine CDU/SPD Mehrheit gegen die Sanierung gab, lies sich der Bürgermeister auf den Deal ein: "Wenn ihr euch um den Betrieb kümmert, mache ich mit. Das Bad wird saniert".

Dieser vorausgehende Kampf war und ist bis heute noch die Motivation der IEWS. Durch viel ehrenamtliches Engagement, Materialien und Arbeitseinsätze, die gespendet wurden, wurde die Sanierung nur halb so teuer. Und bis heute koste auf Grund des engagierten Bürgereinsatzes alles immer nur halb so viel, lobte Riehl.

Über 5000 Mitglieder hat der Schwimmbadverein inzwischen. Der Verein ist Besitzer, die Stadt Eigentümer des Schwimmbads. Die Stadt bezahlt den Bademeister, die restlichen Arbeitskräfte übernimmt der Verein. Damit es vom Finanzamt keine Einwände wegen Einnahmen aus öffentlichen Badezeiten und Vereinsbadezeiten gibt, arbeiten Kämmerer Arras, Schatzmeister Cardano und ein Steuerberater eng zusammen. Alles was angeschafft wird, gehört der Stadt. "Wir tun somit auch etwas für den Finanzhaushalt der Stadt", so Cardano. Die Konstellation in Schriesheim sei einmalig, hebt Cardano hervor. Seit acht Jahren hat er nun den Vorsitz, doch ohne eine intakte Mannschaft würde der Verein nicht funktionieren. Jeder bringe zudem sein Können und Wissen mit ein. Ob das Schriesheimer Modell einfach so auf eine andere Stadt übertragbar ist, ist fraglich. OB Theurer war davon jedenfalls begeistert und gemeinsam schaute man sich nach dem Gespräch auch das Schwimmbad vor Ort an.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung