Schriesheim im Bild 2023

27.05.2004

20 Jahre - und die Zukunft steht in den Sternen

Die Schriesheimer Volkssternwarte wurde 1984 nach vierjähriger Bauzeit eingeweiht - Tage der offenen Türen (und Teleskope) über Pfingsten

Schriesheim. (Si) An Pfingsten, bei den Tagen der Offenen Tür, kann sich die Bevölkerung wieder von der Arbeit in der Volksternwarte ein Bild machen. Leider machen den engagierten Beobachtern des Firmamentes die Finanzen zunehmend Sorgen. Dabei kann man nur mit Freude in den Himmel schauen, wenn man mit zwei Beinen fest auf der Erde steht.

Sprich: Wenn das finanzielle Fundament nicht wackelt. Nicht nur der Bau an sich, auch der Betrieb einer privaten Sternwarte will finanziert sein, denn was sich mit Stolz Bildungszentrum nennt, muss immer auf dem neuesten Stand sein, von den Instrumenten, über Fortbildung bis hin zu aktuellen Veranstaltungen.

An Ostern konnte die Christian Mayer Volkssternwarte auf 20 Jahre ihres Betriebes als öffentliche Bildungseinrichtung zurückblicken. Als der Verein 1976 gegründet wurde, entwickelte sich der Satz "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg" zum Leitsatz des Vereins. Seit Baubeginn 1980 ist die Volkssternwarte Schriesheim irgendwie auch immer eine Baustelle, wenn das auch äußerlich nicht immer sichtbar ist.

Kanalbau hat zwei Jahre Bauzeit gekostet

Der erste Bauabschnitt wurde zwischen 1980 und 1984 erstellt und an Ostern 1984 konnte die Bevölkerung erstmals bei den Tagen der Offenen Tür die Sternwarte in Augenschein nehmen. Diese Tage haben seitdem Tradition, wurden lediglich auf das Pfingstfest verschoben (siehe auch nebenstehendes Programm). Die RNZ sprach mit dem damaligen Mitbegründer und Leiter der AVS der Volkssternwarte Schriesheim bis dato, Kurt Seib, über die Freuden und (meist finanziellen) Kümmernisse der Astronomen in Schriesheim.

Die Astromomen sind, wie könnte es anders sein, mal wieder am Bauen . Zur Zeit ist der zweite Bauabschnitt der Volkssternwarte im Entstehen. Die grundlegenden Arbeiten, die weit mehr vom Zeitplan beanspruchen als die Optik wie Streichen Tapezieren , sind soweit geleistet. Was noch fehlt: das Verputzen der neuen Gebäude sowie die Gestaltung von Hof- und Gartenanlage. Das 20-jährige Jubiläum (1984-2004) wurde nicht eigens gefeiert, nicht weil es kein "rundes" Jubiläum ist, sondern weil die Astronomen der Christian Mayer Sternwarte, wenn sie feiern, ein fertiges Ergebnis präsentieren wollen. Mit dem zweiten Bauabschnitt ist man trotz aller Anstrengungen dennoch in Verzögerung geraten. Ursprünglich wollten die Aktiven der AVS bereits mit den laufenden Bauarbeiten fertig sein, doch die zeitliche Verzögerung ist größer geworden durch den Kanalbau der Stadt, der auch durch durch das Gelände der Volksternwarte führte. Hinzu kam noch eine Überschwemmung, als der Kanal übergelaufen ist. "Das hat uns zwei bis drei Jahre Zeit gekostet", so Vorsitzender Kurt Seib, "zumal wir nur wenige Aktive sind, die sich am Bau beteiligen. Da kam schon Frustration auf".

Durch die Baumaßnahmen musste die Sternwarte ein gutes Jahr geschlossen werden. Die Folge: Der Einbruch an Besuchern und der durch die Schließung bedingte Mitgliederschwund musste verkraftet werden.

Nahezu alles, was in der Sternwarte entstanden ist, wurde in Eigenarbeit geleistet. Ein Verdienst, der es verdient, belohnt zu werden, sollte man meinen. Doch dieses Engagement hat aber auch seine Tücken.

Seib: "Je mehr Eigenarbeit wir machen und Einnahmen durch Veranstaltungen, Vorträge und anderes wir haben, desto mehr verringert sich der Betriebskostenzuschuss." Ein Teufelskreis, wenn man so will, denn auf Einnahmen kann eine solche Einrichtung nicht verzichten. Kurt Seib will das richtig verstanden wissen: "Die Stadt hat die Volkssternwarte immer sehr unterstützt", betont er, "doch jetzt kommen die finanziellen Schwierigkeiten der Kommune dazu." Erst mit der Bewilligung der Zuschüsse für den Betrieb und den Ausbau kann hier bei uns mit der eigentlichen Arbeitsplanung begonnen werden. Aus heutiger Sicht ist es fraglich, ob entsprechende Mittel wie 2003 gewährt werden. Zwar liege für den Baukostenzuschuss ein Bewilligungbescheid vor, doch ob die Mittel auch ausbezahlt werden, steht momentan noch in den Sternen. Die Folge bei Ausbleiben der Mittel wäre, dass wir den 2. Bauabschnitt einstellen müssten.

Im Kopf hat Kurt Seib das Jahr 2006. Zum 30-jährigen Bestehen soll der zweite Bauabschnitt fertig sein und in Betrieb gehen, dann holen wir das Jubiläum nach. Insgesamt hat er 19 870 Arbeitsstunden ermittelt, reine nachweisbare Baustunden.

Was umfasst der zweite Bauabschnitt genau? Drei Beobachtungsräume sind neu entstanden, alles kleinere überschaubare Parzellen, in denen ein ruhiges Arbeiten möglich ist. Dann steht da jetzt der Komplex "Kassenhaus", was dem Laien nicht viel sagt. Gemeint ist damit der kleinere Anbau im vorderen Teil, der wegen des Baues des Kanals abgebrochen werden musste. Hier sind nun Räume entstanden, die ursprünglich an anderer Stelle vorgesehen waren.

Sorgen macht dem Vorsitzenden auch der nachlassende Besucherstrom am Ort. Inzwischen gibt es viele Einrichtungen dieser Art, alle diese Gruppen bedienen sich aus einem Pool. Manche Einrichtungen müssen nicht einmal Eintritt nehmen, zählt Seib die Bildungszentren in der weiteren Region auf. Zum täglichen Betrieb kommen Vorträge, Ausstellungen, Tage der offenen Tür - das Schriesheimer Angebot wird ergänzt durch Sternführungen. Kurse zu speziellen Themen an der Volkshochschule, Vorträge und Kurse außerhalb, Gastvortäge in anderen Sternwarten im Rahmen von Referentenaustausch ergänzen das Angebot. Und die Sternenfreunde wünschen sich, dass gerade die Schriesheimer ihre Sternwarte vor Ort mit ihrem Besuch unterstützen - das ganze Jahr über. Denn nicht jeder hat solch eine Einrichtung direkt vor der Haustür.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung