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26.06.2019

"Backsteinhüpfen" statt Trampolinspringen

Kindergarten "Kunterbunt" muss derzeit auf Außenbereich verzichten - Grund sind Lieferprobleme bei einem Stabgitterzaun

Von Günther Grosch und Frederick Mersi

Schriesheim. Die Kinder kamen aus den Pfingstferien, freuten sich auf einen neuen Spielplatz - und fanden nur Absperrbänder, eine kahle Pflasterfläche und grobkörnigen Sand. Unmut und Frust gestern Morgen bei Eltern, Elternbeiräten und Erzieherinnen, Enttäuschung unter den Drei- bis Sechsjährigen im städtischen Kindergarten "Kunterbunt" in der Mannheimer Straße.

Weil der benachbarte Kindergarten "Kinderschachtel" gerade neu gebaut wird und wegen der damit verbundenen Neubepflanzung des bisher gemeinsam benutzte Gartens sollte in einer gut viermonatigen Übergangszeit, "damit die Kinder daraus keinen Nachteil haben", bis Oktober der vordere Teil des Kindergartens "Kunterbunt" zur Mannheimer Straße hin als Außenbereich unter anderem mit einem Trampolin, einem Sandkasten und eventuell einer Wasserstelle bespielbar gemacht werden.

Zur Sicherheit der spielenden Kinder sollte eine Umzäunung des Bereiches mit einem Stabgitterzaun zum Gehweg hin erfolgen. "Mit der Kindergartenleitung war ausgemacht und von städtischer Seite auch so geplant, dass die Arbeiten spätestens in den Pfingstferien ausgeführt werden", so Karina Mayer vom Stadtbauamt auf Nachfrage der RNZ. Leider sei der Zaun aber erst am vergangenen Freitag lieferbar gewesen.

"Ein Unding, dass wir darüber nicht informiert wurden und es auch keinen Plan B für einen solchen Fall gegeben hat", finden die Elternbeirätinnen Elke Eickel, Stephanie Wenzel, Sabrina Walenda und Martina Grohmann: "Eine E-Mail im Vorfeld hätte bereits gereicht." Darüber hinaus braucht der leidtragende Nachwuchs - immerhin handelt es sich um etwa 85 Kinder - aber auch die rasche Möglichkeit zum draußen spielen: "Oder sollen sie sich wochenlang im Backsteinhüpfen üben?"

Trotz allen vermeidbaren Ärgers sei man für kurzfristige Gespräche mit der Stadt offen und gerne bereit, auch bei der Suche nach einer tragbaren Lösung mitzuhelfen, so Elke Eickel und Stephanie Wenzel. Denkbar wäre beispielsweise, das Push-Gelände mit Pavillons und Schirmen als Ausweichquartier herzurichten. Bäume als weitere Schattenspender sowie Wasser und Toiletten sind gleichfalls vorhanden.

Außerdem wird das Gelände vormittags kaum anderweitig genutzt, nennt Martina Grohmann ein weiteres Argument. Schließlich könnten die Eltern ihre Kinder anstatt in den Kindergarten zu bringen gleich auf das Push-Gelände fahren, sie dort auch wieder abholen und den Erzieherinnen sowie den "kurzen Beinen lange Wege" ersparen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Stadt jeweils Busse zum Transport auf das Ersatzgelände zur Verfügung stellt.

"Weniger gut, wenn man schnell mal raus möchte, aber gleichfalls hinnehmbar", stellt sich als Alternative die Möglichkeit dar, über die Straße und das angrenzende Schulgelände den dortigen Spielplatz zu erreichen. Auf jeden Fall aber müssten umgehend Maßnahmen getroffen werden, ist man sich aufseiten der Eltern und Erzieherinnen einig: "Jetzt sind Bürgermeister Hansjörg Höfer und die Stadt am Zug".

Die Verwaltung wiederum hat inzwischen eine Übergangslösung gefunden: Mit einem Bauzaun sollen Mitarbeiter des städtischen Bauhofs die künftige Übergangs-Spielfläche vor dem Kindergarten sichern. "Wir hatten darauf vertraut, dass die Firma die Lieferzeit von fünf Wochen einhält", sagt Bauamtsmitarbeiterin Mayer. Sie habe den Stabgitterzaun Anfang Mai, also rechtzeitig, bestellt - nur um bei der Rückkehr aus dem Urlaub zu erfahren, dass er nicht geliefert wurde. "Dass ich nicht für einen Plan B vorgesorgt habe, war in dem Fall mein Fehler", stellt Mayer klar.

Bis Anfang nächster Woche soll das neue Außengelände abgezäunt sein. "Das Trampolin liegt auch schon beim Bauhof", sagt Mayer. "Wir müssen nur zuerst den Zaun errichten." Gleichzeitig ist ihr wichtig, zu betonen, dass die Übergangsfläche keinen gleichwertigen Ersatz zu dem Garten bieten wird, der im Oktober mit der Eröffnung des Kindergarten-Neubaus in der Kurpfalzstraße wieder zugänglich sein soll.

"Wenn die Kinder eine längere Zeit im Außenbereich verbringen sollen, steht den Gruppen auch das Gelände der Einrichtung in der Conradstraße zur Verfügung", sagt Mayer mit Blick auf eine Alternative.

Zunächst einmal soll aber die eigentlich dafür vorgesehene Fläche vor dem Kindergarten "Kunterbunt" fit für den Spielbetrieb gemacht werden, damit zumindest die Kinder in der Ganztagesbetreuung wieder einen Außenbereich nutzen können - und sich dabei nicht im "Backsteinhüpfen" üben müssen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung