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16.07.2019

Der Nagel war ein Hammer

Der Nagel war ein Hammer

Mit einem Festgottesdienst wurde der evangelische Gemeindediakon für Schriesheim und Altenbach in den Ruhestand verabschiedet

Zusammen mit seiner Ehefrau Monika übersiedelt der 63-jährige Gemeindediakon Klaus Nagel am 31. August ins Remstal bei Stuttgart, wo die Töchter und die Enkel leben. Weil seine letzten Arbeitswochen ungünstig in die großen Ferien fallen, bedankten sich Gemeinde, Stadt und Kirchenbezirk schon jetzt bei einem Kirchenmann, der richtig viel bewegt hat in Altenbach. Foto: Dorn

Von Diana Deutsch

Schriesheim-Altenbach. Abschied in Altenbach: Klaus Nagel, der umtriebige evangelische Gemeindediakon, geht in den Ruhestand. Zusammen mit seiner Ehefrau Monika übersiedelt der 63-Jährige am 31. August ins Remstal bei Stuttgart, wo die Töchter und die Enkel leben. Weil aber Nagels letzte Arbeitswochen ungünstig in die großen Ferien fallen, bedankten sich Gemeinde, Stadt und Kirchenbezirk schon jetzt bei einem Kirchenmann, der richtig viel bewegt hat in Altenbach. Oder, wie es Schriesheims Bürgermeister Hansjörg Höfer formulierte: "Der Nagel war der Hammer."

Fast auf den Tag genau neun Jahre ist es her, dass Monika und Klaus Nagel in Altenbach angekommen sind. Hier wollte der Gemeindediakon endlich den Traum verwirklichen, den er sein Leben lang im Herzen getragen hatte: Das Wort Gottes verkünden und Menschen in allen Situationen ihres Lebens zur Seite zu stehen. "Bislang hatte ich fast nur Jugendarbeit gemacht", erinnerte sich Nagel am Rande seines Abschiedsgottesdienstes. "In Altenbach durfte ich vielfältige Dienste in der Verkündigung und bei den Kasualien übernehmen."

Vom Hersteller von Kaffeemaschinen zur Kirche

In Bremen ist Klaus Nagel 1956 geboren worden. Und hier ist er auch in die Kaufmannslehre gegangen, bei einem Hersteller von Kaffeemaschinen. Aber dann kam der Zivildienst in einer Kirchengemeinde, und Nagel war für die Welt der Rechnungslegung verloren. "Dass ich kein Abitur hatte, um Theologie studieren zu können, habe ich ein Leben lang bereut", sagte er.

Stattdessen absolvierte Nagel eine Ausbildung zum Gemeindediakon bei der Evangelischen Missionsschule Unterweissach bei Stuttgart. Hier hat er auch seine Frau Monika kennengelernt. Sie ist Erzieherin, hat in Altenbach jedoch als Mesnerin gearbeitet. "Gottesdienst und Seelsorge waren für Klaus Nagel immer ein Herzensanliegen", sagte Dekanin Monika Lehmann-Etzelmüller in ihrer Ansprache beim Festgottesdienst. "Er hat getauft, getraut, die Kinder in der Schule unterrichtet, die Konfirmanden vorbereitet, die Senioren im Altenheim besucht und die Toten zu Grabe getragen." Und: Klaus Nagel hat gepredigt.

Wortgewaltig, engagiert, oft mit Ecken und Kanten. Wie gut er das kann, stellte der Gemeindediakon in der mehr als voll besetzten Johanneskirche noch einmal unter Beweis. Seine Abschiedspredigt war flammendes Plädoyer für das Sich-Einmischen der Christen in die Welt. Ohne Angst und ohne Anpassung an den Zeitgeist. Klaus Nagel sei ein politischer Mensch, konstatierte Bürgermeister Höfer anerkennend. Aber auch ein guter Taktiker. "Die Altenbacher Kirchengemeinde ist nach außen immer geschlossen aufgetreten. Das hat sie stark gemacht."

Womit wir beim Umbau der historistischen Johanneskirche in ein modernes Designer-Schmuckstück angekommen wären. Ein Mammutprojekt, in das Monika und Klaus Nagel unendlich viel Kraft, Kommunikationsgeschick und Liebe investiert haben. "Als alles fertig war, hat Klaus sogar noch die Kirchenbänke getauft. Jede erhielt den Namen eines Apostels", erinnerte sich die Schriesheimer Pfarrerin Suse Best. Sie überreichte dem scheidenden Ehepaar als Andenken einen Weinstock aus Schriesheim. "Weil Ihr so vieles zum Blühen gebracht habt." Bests junger Pfarrerkollege Kieren Jäschke charakterisierte Nagel als einen Mann, "mit Prinzipien und klarer Kante, dessen Stimme nicht zu überhören war".

Diese Stimme wird künftig im Mehrgenerationenhaus der Familie im Schwäbischen erklingen. "Ich wünsche Euch, dass Ihr dort noch neue Dinge entdeckt", sagte Lehmann-Etzelmüller. "Vielleicht lebt Ihr auch einfach mal nur in den Tag hinein. Ich fürchte, das hat es in Eurem Leben nicht allzu oft gegeben."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung