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09.08.2019

Bergstraße/Neckar: Immer mehr Übergriffe gegen Mitarbeiter von Kommunen

Bergstraße/Neckar: Immer mehr Übergriffe gegen Mitarbeiter von Kommunen

Wenn Bürger die Beherrschung verlieren - Manche Verwaltungen haben darauf schon reagiert

"Dass Leute hier verbal aggressiv sind, kommt immer wieder vor", sagt Ulrike Sommer vom Schriesheimer Bürgerbüro. Mit einem Alarmsystem können sie und ihre Kolleginnen im Notfall den benachbarten Polizeiposten verständigen. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi und Maren Wagner

Bergstraße/Neckar. Beschimpfung, Drohungen, körperliche Gewalt: Die Übergriffe gegen Bürgermeister und ihre Mitarbeiter im Rathaus nehmen seit einigen Jahren zu. Zu diesem Ergebnis kommt die Fachzeitschrift "Kommunal" nach einer Umfrage unter 1000 Bürgermeistern in Deutschland. Demnach gab jeder Zwölfte an, er oder seine Mitarbeiter seien schon einmal angegriffen worden.

Auch an Bergstraße und Neckar müssen sich Verwaltungsmitarbeiter immer wieder mit aggressiven Bürgern auseinandersetzen. Alle haben in der ein oder anderen Form darauf reagiert. Ein Überblick:

> Schriesheim: In der Weinstadt können die Mitarbeiterinnen in Bürgerbüro und Sozialamt schon seit einigen Jahren auf ein Alarmsystem zurückgreifen, mit dem im Notfall der benachbarte Polizeiposten verständigt werden kann. "Außerdem dürfen keine Scheren oder Briefbeschwerer in Griffweite der Besucher liegen", sagt Bürgermeister Hansjörg Höfer. Das Alarmsystem habe man bisher zum Glück noch nie benutzen müssen, sagt Ulrike Sommer, Mitarbeiterin im Bürgerbüro. "Dass Leute hier verbal aggressiv sind, kommt aber immer wieder vor. Das Wichtigste ist, in solchen Fällen die Ruhe zu bewahren."

> Edingen-Neckarhausen: In brenzligen Situationen die Ruhe bewahren zu können, ist nicht selbstverständlich. "Wehr dich, aber richtig", heißt ein Ganztagsseminar, das in Edingen-Neckarhausen im September für Mitarbeiter der Verwaltung angeboten werden soll. "Ich bin dafür mit einem Gewaltschutztrainer in Verbindung", sagt Elke Hugo, Leiterin des Hauptamts. Angeboten wird das Seminar vom Verein für Gewaltprävention und Selbstschutz.

Die Teilnehmer sollen zum Beispiel lernen, wie sie sich in kritischen Situationen deeskalierend verhalten können. Die Teilnahme am Seminar wird freiwillig sein, sagt Hugo. Wenn es angenommen wird, soll es auch für Personal außerhalb des Rathauses angeboten werden, zum Beispiel für Haus- oder Schwimmmeister.

Edingen-Neckarhausen hat zudem ein offenes Rathaus. Die Türen zu den Büros sind aus Glas und werden nur in ganz seltenen Fällen bei Gesprächen geschlossen. Wenn ein Bürger lauter wird, bekommen die Kollegen das sofort mit, sagt Hugo. "Und dann stehen auch einmal zwei oder drei vor der Tür und fragen, ob alles in Ordnung ist", so Hugo.

> Weinheim: "Zu körperlichen Übergriffen ist es bislang noch nicht gekommen, aber durchaus zu verbalen Beleidigungen", sagt Stadtsprecher Roland Kern. Das mache es für die Mitarbeiter nicht unbedingt einfacher, einen freundlichen Ton und eine bürgernahe Art zu pflegen. Daher wird in Weinheim seit einiger Zeit bei Schulungen regelmäßig ein "Selbstbehauptungstraining" der Polizei angeboten.

Die Stadtkasse verfügt zudem zur Sicherheit der Mitarbeiter über Notknöpfe. Auch das Bürgerbüro und weitere Bereiche des Ordnungsamts sollen damit ausgestattet werden, zum Beispiel die Bußgeldstelle. "Es ist leider so, dass immer mehr Bürger aggressiv auftreten", sagt Kern.

> Ladenburg: Im April wurde das neue Bürgerbüro eröffnet, seitdem gibt es an den Schreibtischen der Mitarbeiterinnen Notknöpfe. Diese sind aber nicht wie in Schriesheim mit der Polizei verbunden, sondern senden eine interne Benachrichtigung an die Hausmeister und die Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes, sagt Nicole Hoffmann, Referentin von Bürgermeister Stefan Schmutz. Bisher mussten die Notknöpfe nicht aktiviert werden. In kritischen Situationen haben die Mitarbeiterinnen des Bürgerbüros zudem die Möglichkeit, sich in einen Raum zurückzuziehen und per Telefon Hilfe zu holen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung