Schriesheim im Bild 2023

09.09.2019

Weindorf, Flohmarkt, Rundgang: Das war los beim Schriesheimer Straßenfest und Kerwe

Weindorf, Flohmarkt, Rundgang: Das war los beim Schriesheimer Straßenfest und Kerwe

Am Samstag und Sonntag viel Regen - Bürgermeister Höfer fand dennoch Positives

Wetterfest unterwegs: Auch mit Schirm ließ es sich zur Musik der "Strada Montana"-Bigband tanzen (l.), Bürgermeister Hansjörg Höfer (oben rechts) verzichtete bei der Eröffnung mit den Weinhoheiten am Samstag gleich auf eine Regenjacke. Am Abend ließ es sich am Stadtbrunnen, im Weindorf und im Oberen Schulhof auch trocken gut feiern. Fotos: Peter Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Hansjörg Höfer ist ein Meister darin, schlechten Nachrichten etwas Positives abzugewinnen. "Wie Sie spüren, haben wir die große Hitze überwunden", sagt Schriesheims Bürgermeister bei der Eröffnung des Straßenfests am Stadtbrunnen. Etwa eine Stunde zuvor hat der Regen eingesetzt - und er hält die Weinstadt über weite Teile des Festwochenendes im Griff.

Höfer lässt sich davon nicht beeindrucken. Er ist im grauen Sakko unterwegs, auf eine Jacke hat er verzichtet. Der Eröffnungsrundgang mit den Ehrengästen - viele Stadträte, die Bundestagsabgeordneten Karl A. Lamers (CDU) und Lothar Binding (SPD) sowie die Landtagsabgeordneten Uli Sckerl (Grüne), Julia Philippi (CDU) und Gerhard Kleinböck (SPD) sind trotz des schlechten Wetters gekommen - gerät durch den Wegfall der "Schlemmerecke" in der Heidelberger Straße sowieso kürzer.

Doch auch im Weindorf im Unteren Schulhof behält Höfer seine positive Auslegung des laut seiner Aussage "etwas bedeckten" Wetters bei: "Das ist natürlich gut für die Weinreben", sagt der Bürgermeister im Beisein der Weinhoheiten Annalena Spieß, Ann-Kathrin Haas und Nadja Grittmann. "Die Gläser werden voller gemacht, die Portionen größer", ergänzt er mit Blick auf die leeren Bierzeltgarnituren unter freiem Himmel. Sein Vorgänger und Ehrenbürger Peter Riehl bewertet die Wetterlage etwas anders: "Scheißwetter", sagt er kurz, bevor er sich zu den Ehrengästen setzt.

Wo Pavillons und Schirme Trockenheit spenden, haben sich einige Hartgesottene zum Mittagessen getroffen. Es sind Zuhörer, die sich die Dilsberger Trachtenkapelle mit ihrer einwandfreien Darbietung verdient hat. Ihr Vorsitzender, Reinhard Greulich, ist sogar an seinem Geburtstag ins verregnete Schriesheim gefahren. Eine Flasche Chardonnay gibt’s spontan als Geschenk.

Die Laune verderben lassen sich die meisten Beteiligten vom Wetter aber nicht. "Ich habe schon gestern Abend gedacht, dass irgendwas nicht stimmt, als die Niederlande das Fußball-Länderspiel gegen uns gewonnen haben", scherzt Georg Brand, der am Stand des MGV Eintracht alkoholfreie Getränke ausschenkt. "Jetzt haben wir gleich zwei Gründe, trotzdem richtig zu feiern." In der Beachbar des Baseballclubs Raubitter gilt die gleiche Devise: "Es kann eigentlich nur besser werden", so Helferin Barbara Hartmann. "Heute Abend sollte es besser laufen."

Sie sollte recht behalten: Gegen 20 Uhr hörte der Regen auf, die Schulhöfe und der Marktplatz füllten sich - ein wenig Entschädigung nach einem durchwachsenen Samstag, an dem etliche Flohmarktstände leer bleiben.

So richtig rund lief es aber auch bei der Organisation der Eröffnung nicht: Der Fanfarenzug der "Schriesheimer Löwen" fehlte. "Wir sind nicht angefragt worden", sagt Vorsitzender Alfred Nullmeyer. Spielbereit wäre die Gruppe gewesen. Um es positiv auszulegen: Für die Musiker blieb mehr Zeit zum Feiern.

> Bands im Weindorf: Zum Tanzen blieb genug Platz
Es gab sie, die Unverdrossenen, die am Wochenende dem Regen trotzten und an den Bühnen zur Musik ein Tänzchen wagten. „Die machen das schon den ganzen Abend“, freute sich Egon Fallmann am Jazzpoint in der Oberstadt und wies auf ein Pärchen, das ein paar Meter weiter zu den Klängen der Speyer City Stompers tanzte.

Die sechs Musiker selbst spielten stoisch auch gegen den heftigsten Regenguss an. „Durch den Monsun“ von Tokio Hotel hätte da gepasst, doch die City Stompers aus der Domstadt haben sich nun mal dem Oldtime und Traditional Jazz verschrieben. Und das klingt gut so. Der Sound war an dieser Bühne perfekt und klang authentisch nach 30er Jahre. Wie lange es den Jazzpoint noch geben wird? Fallmann selbst war da ein wenig skeptisch.

Satter Tubaklang hob sich immer wieder hervor und mischte sich mit Banjo, Saxofon, Posaune, Klarinette, Schlagzeug und Gesang. Kleine Grüppchen von Zuhörern drängten sich unter Schirmen oder in Hofeinfahrten zusammen. Ein Junge auf einem Rad fuhr tapfer durch die Gasse – ein Zeichen dafür, wie sehr das miese Wetter dem Fest zahlenmäßig zusetzte.

„Some of these days“ gaben die City Stompers als vorletztes Stück zum Besten. Gute-Laune-Musik, die von innen wärmte. „Und regenfest sind sie auch noch“, lobte Fallmann, der am Sonntag zusammen mit Musikerkollegen auf der Bühne des Verkehrsvereins stand.

Stilwechsel im Strahlenberger Schulhof. Hier trat am Samstagabend „Just for Fun“ vor den Besuchern auf. Anrempeln konnte man sich auch hier nicht, viele nasse Bänke blieben frei. Umso mehr Platz für Tanzpaare, denen der Rock’n’Roll des Mannheimer Septetts in die Beine fuhr. Status Quo, einer der vielen Interpreten, den „Just for Fun“ im Repertoire haben, hatten es ja schon immer gewusst: „Rockin all over the world“, also auch in Schriesheim.

Bei „Sympathy for the Devil“ sang das Publikum begeistert den Refrain mit, zwar an der falschen Stelle, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Die farblich wechselnde Eingangsbeleuchtung am Zehntkeller lieferte die passende Lichtshow für den Auftritt von „Just for Fun“, der Band, der die alten Rocknummern sehr gut stehen.

Wummernde Bässe begleiteten die Nachtschwärmer auf dem Weg in den oberen Schulhof, wo DJ Batuka Elektro- und House-Beats in die Nacht schickte. Lichter zuckten in der Dunkelheit und spiegelten sich im nassen Asphalt. Einige Liegestühle und Palmen sorgten zumindest für etwas Strandleben. Gedränge herrschte am Samstagabend während der trockenen Stunden immerhin am Stadtbrunnen, wo die „Hitfabrik“ aus Frankenthal ihr schier unerschöpfliches Repertoire von AC/DC bis zu den White Stripes abrief. Knackige Rhythmen und schöne Stimmen sorgten am Stadtbrunnen für beste Unterhaltung. Wie sich das Musikprogramm beim Straßenfest ohnehin hören lassen konnte, so vielseitig und abwechslungsreich wie es übers Wochenende war. (nip)

> Flohmarkt: Von Postkarten bis zum E-Auto
Schnäppchenjagd bei schönstem Sonnenschein – das war den Standbetreibern und deren Gästen in diesem Jahr nicht vergönnt. Mancherorts sorgte der Dauerregen dafür, dass schon am frühen Nachmittag bereits wieder abgebaut wurde oder die Plätze gleich leer blieben.

Wer kam, behielt seine gute Laune jedoch. „Wir trotzen dem Regen“, sagte Daniela Wernz. Sie habe schon mindestens seit sieben Jahren einen Stand auf dem Flohmarkt. Wie viele andere war auch sie auf das Wetter vorbereitet und hatte die meisten ihrer Sachen mit einer Plane abgedeckt. Andere gingen noch weiter und bauten Pavillons über ihren Tischen auf. Dabei unterstützten sich die Verkäufer auch gegenseitig, zum Beispiel, indem ein großes Zelt kurzerhand gemeinsam genutzt wurde.

Überdacht hatte Horst Engelmann aus Ladenburg auch seinen alten Teddybären, sein „wertvollstes Stück“. Ins Auge fiel an seinem Stand aber sofort ein Spielzeugauto für Kinder. „Das fährt elektronisch, ich habe es selbst umgebaut“, erzählte er über das Gefährt, das Interessierte auch gleich zu einer Probefahrt leihen konnten.

Ob Kleidung, Bücher, Spielsachen oder Antiquitäten: Es gab kaum etwas, das nicht angeboten wurde. Der Arbeitskreis Schriesheimer Senioren (ASS) verkaufte an seinem Stand selbst gemachte Postkarten mit Motiven rund um Schriesheim. Das Geld solle den eigenen Mitgliedern zugutekommen, sagte Vorstandsmitglied Winfried Plesch.

Auch Kulinarisches war abseits der klassischen Straußwirtschaften im Angebot. Neben Waffeln gab es unter anderem selbst gemachte Marmelade. Susanne Pressler und ihr Mann Jürgen verkaufen diese schon seit ein paar Jahren und waren auch schon „mindestens fünf oder sechs Mal“ mit einem Stand auf dem Straßenfest. Den Mittelpunkt des Flohmarktes aber bildete auch in diesem Jahr der große Stand der Evangelischen Kirchengemeinde auf beiden Seiten der Kirchstraße. Trockene Plätze unter den Zelten standen auch hier hoch im Kurs. Der Schnäppchenjagd war das aber nicht abträglich. (flb)

> Rundgang: Damit das Feuer in der Wurst bleibt
„Keine besonderen Vorkommnisse“ lautet die Bilanz von Oliver Scherer nach dem rund anderthalbstündigen Rundgang in Sachen Sicherheit. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr hat zusammen mit seiner Stellvertreterin Lisa Krämer und Isabel Klute vom Ordnungsamt gerade die Stände beim Straßenfest inspiziert, an denen Essen ausgegeben wird.

Wo Steaks und Würstchen gegrillt werden oder es Pommes frites aus der Fritteuse gibt, sollte statt eines Feuerlöschers, der nur Schaum versprüht, einer stehen, mit dem sich ein Fettbrand bekämpfen lässt. Minimum sechs Liter, drei Liter reichen gerade so für den Hausgebrauch. Zu den Sicherheitsvorkehrungen gehört es auch, einen Hitzestau zu verhindern. „Da reichen meistens ein paar Handgriffe“, so Scherer. Der Grill oder Ofen sollte also einfach nicht zu nah an einer Wand stehen, vor allem wenn sie wie bei einem Zelt aus schnell entflammbarem Plastik besteht.

Zwischen Flammkuchen und Feuerwurst ist der Kontrollgang Routine. Man grüßt sich freundlich, macht Scherze. Beim Anglerverein, bei dem um die Mittagszeit reger Betrieb herrscht, gibt’s nichts zu beanstanden. Der Verein macht alle Jahre wieder beim Straßenfest mit und kennt die Spielregeln.

Für Neulinge oder Wiedereinsteiger ist es indessen hilfreich, die Checkliste des Ordnungsamts genauer zu studieren. Die „Raubritter“, die zu den Wiedereinsteigern gehören, bekommen die Anweisung, das Kabel hinterm Tresen von der Rolle zu nehmen, weil es dicht an einem elektrischen Gerät steht: Kurzschlussgefahr.

Dass der Rundgang notwendig ist, zeigte laut Scherer ein Vorfall Mitte der 90er Jahre: Damals brannte es an einem Stand auf dem Straßenfest lichterloh. Auslöser war damals ein Heizstrahler. Die Feuerwehr hatte aber rechtzeitig alles in den Griff bekommen. (kaz)

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung