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11.09.2019

G8/G9 in Schriesheim und Weinheim: Ein Jahr, zwei Möglichkeiten

G8/G9 in Schriesheim und Weinheim: Ein Jahr, zwei Möglichkeiten

G8 und G9 werden in der Landespolitik heftig diskutiert - Zwei Privatgymnasien haben damit ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht

Setzt erfolgreich auf G 8: das 2008 gegründete Privatgymnasium Weinheim. Fotos: Dorn

Von Frederick Mersi und Philipp Weber

Schriesheim/Weinheim. Wolfgang Metzgers Schüler dürfen sich Zeit lassen. Der Schulleiter des Heinrich-Sigmund-Gymnasiums (HSG) in Schriesheim ist zwar nicht dafür bekannt, zu spätes Erscheinen im Unterricht mehr zu tolerieren als seine Kollegen. Aber bis zum Abitur dauert es für fast alle Gymnasiasten in dem Privatgymnasium auf dem Branich deutlich länger als an öffentlichen Schulen: Das HSG bietet seit 2013 das Abitur in neun Jahren an. Mit einem durchschlagenden Effekt: Der letzte G 8-Jahrgang auf dem Branich wird 2021 sein Abitur machen. Auch die 40 Gymnasiasten, die das HSG am morgigen Donnerstag in seiner Turnhalle begrüßen wird, haben sich gegen G 8 entschieden.

"Wir sind inzwischen ein G 9-Gymnasium", sagt Metzger. Seit sechs Jahren hat sich kein Schüler mehr für das achtjährige Gymnasium entschieden, trotz ausdrücklicher Wahlmöglichkeit auf der Homepage des Privatgymnasiums. "Das große Interesse an einem Abitur in neun Jahren lässt sich nicht wegdiskutieren", sagt Metzger. Das Ziel, Schüler früher in den Arbeitsmarkt zu bringen, habe die Reform verfehlt, glaubt er. "Eine große Zahl der Abiturienten macht nach dem Schulabschluss alles Mögliche, nur kein Studium oder eine Ausbildung." Das Resultat von G 8 seien vor allem viel Hektik und gedrängte Stundenpläne.

Für das HSG bedeutet die hohe Nachfrage nach G 9 aber nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb mit anderen Schulen, sondern auch mehr Arbeit. "Es gibt dadurch mehr Schulstunden und damit einen höheren Lehreraufwand", sagt Metzger. Dennoch habe man die Gebühren von 300 Euro pro Monat nicht erhöht: "Wir halten den Preis, müssen aber sehr sorgfältig kalkulieren."

Die 410 Schüler im Privatgymnasium Weinheim (PGW) drücken acht Jahre die Schulbank. Das Gymnasium in der Leibnizstraße ging 2008 mit zwölf Kindern an den Start. Laut Schulleiterin Sabine Rahn gibt es mittlerweile zwei- und dreizügige Jahrgänge, die Zahl der Bewerber ist in den letzten Jahren oft doppelt so hoch gewesen wie die der freien Plätze. "Wir bieten nur G 8 an", so Schulleiterin Rahn. Auch sie und ihr Ehemann Uwe Rahn, der unter anderem Geschäftsführer das Gymnasiums ist, sehen in der G 8-Reform in erster Linie eine Sparmaßnahme, die durchaus Probleme mit sich gebracht habe.

Dennoch hat das PGW auf G 8 umgestellt - unter Berücksichtigung der eigenen Standards. "Wir wollten keine Schülerklientel ins Haus holen, die möglicherweise woanders Probleme hätte", sagt Uwe Rahn. Hoch ist die Zahl der Bewerber, die in erster Linie aus Weinheim und den Sachsendörfern stammen, trotzdem. Das PGW hat ein gebundenes Ganztagskonzept, die Schüler sind von 8.10 bis 16 Uhr da. Ausnahmen gibt’s nur für die Oberstufe. Eine Schulstunde dauert 60 Minuten. Das integrative Hausaufgabenkonzept sorgt dafür, dass Übungsaufgaben im Unterricht gemacht werden. Unterrichtsausfall ist nicht vorgesehen. Von Anfang an gab es interaktive Tafeln, man hat unter anderem einen IT-Administrator, der digitale Ausbau läuft weiter. Umsonst ist das nicht: Gibt es keine Stipendien oder Ermäßigungen, zahlen Familien von Fünftklässlern bis zu 380 Euro im Monat.

Hat bald nur noch Klassen mit neunjährigem Abitur: das Heinrich-Sigmund-Gymnasium in Schriesheim. Fotos: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung