Schriesheim im Bild 2023

12.06.2004

Der erste Gang zur Wahlurne

Schriesheimer Stadtverwaltung motivierte und informierte die Erstwähler - "Kümmert Euch"

Schriesheim. (anzi) Eine der Fragen dieser Kommunalwahl lautet: nehmen die Erstwähler ihre Bürgerpflicht in Anspruch und gehen wählen? Die Stadt hat jedenfalls versucht zu mobilisieren.

"Für die nächsten fünf Jahre wird der Gemeinderat für euch Entscheidungen treffen. Durch Entscheidungen der Gemeinderäte kann euer gesamtes Lebensumfeld beeinflusst werden." Mit so eindringlichen Worten bereitete jetzt Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann die Erstwähler aus den 11. und 12. Klassen des Kurpfalzgymnasiums auf die Kommunalwahl.

Die Schüler hatten sich alle in der Aula versammelt, um Bürgermeister Peter Riehl, Hauptamtsleiter Edwin Schmitt und der Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann Fragen zur bevorstehenden Kommunalwahl zu stellen. Bürgermeister Riehl hob zudem hervor, wie wichtig es gerade für die "Jungen" sei, wählen zu gehen.

Nach einer kurzen Einleitung des Direktor des Kurpfalzgymnasiums, Werner Rendel, erläuterte Riehl den Aufbau des Gemeinderats: Insgesamt 26 Gemeinderäte sind in Schriesheim zu wählen, 21 in der Stadt, vier in Altenbach und einer in Ursenbach. Zurzeit gebe es nur fünf Frauen im Gemeinderat und keiner der Gemeinderäte ist unter 25. "Die Jüngsten sind um die 30", bedauerte Riehl. Auf den nächsten Gemeinderat wird zunächst mal die Erstellung des Haushalts zukommen, er wird Entscheidungen in Bezug auf die Sozialarbeiterin treffen müssen und sich mit Gebühren für die Musikschule und die Bibliothek auseinander setzen, erfuhren die Schüler vom Bürgermeister.

Riehl machte dann den Unterschied zwischen Kommunalwahl und Landtags- oder Bundestagswahlen deutlich. "Die Wahl des Gemeinderats sollte etwas anderes sein", so Riehl. "Sind Landtag und Bundestag Parlamente, so ist der Gemeinderat eine Verwaltung. Man wählt die Gesichter und nicht die Parteien", betonte Riehl.

Riehl: "Brauchen fünf oder

sechs junge Leute"

Die jungen Leute haben oftmals Frust darüber, was politisch abläuft, fuhr Riehl fort. Dass dürfe bei der Kommunalwahl nicht beeinflussen. "Oft sagt man, dass so wenig Frauen und junge Leute im Gemeinderat sind, weil Frauen keine Frauen wählen und die jungen Leute gar nicht erst wählen gehen", unterstrich Riehl. "Doch es liegt an euch, junge Leute zu wählen", appellierte er an die Schüler, nach dem Motto: "Den Kerl kenn ich, den wähl' ich". In fünf Jahren scheiden wahrscheinlich einige Ältere aus dem Gemeinderat aus, da wäre es gut, wenn sich bereits einige Junge schon im Gemeinderat auskennen würden, so Riehl.

Doch es kam Bedenken aus den Reihen der Schüler: Die jungen Kandidaten wären doch meist unbekannt und so wähle sie keiner. " Das Problem ist, dass die Bürger phlegmatisch sind. Sie informieren sich kaum, wer sich zur Wahl anbietet", so Riehl. "Doch wenn ihr ein Fußballspiel gewinnen wollt, müsst ihr ja auch Tore schießen. Also muss man dafür, dass die jungen Kandidaten in den Gemeinderat kommen, auch etwas tun und sich zumindest informieren," betonte der Bürgermeister.

"Wir brauchen fünf bis sechs junge Leute im Gemeinderat, dann sieht die Welt anders aus", forderte er die Erstwähler auf und auf den erneuten Hinweis, dass man doch nur wenige der Kandidaten wirklich kenne, um sie persönlich zu wählen, antwortete der Bürgermeister dann recht dratisch, wie er selbst eingestand: "Ihr seid zu faul. Ihr müsst schon selbst etwas dafür tun.

Politik funktioniert nicht nur, indem man wählen geht und sonst nichts tut. Bei den meisten Wahlveranstaltungen sitzen doch nur die Mitglieder, dabei gibt es auch Veranstaltungen der Jungen. Geht hin, macht euch ein Bild. Ich erwarte von euch, dass ihr euch um diese Wahl kümmert", ereiferte sich Riehl und Hauptamtsleiter Schmitt unterstrich: "Die Parteien bemühen sich durchaus, Euch zu erreichen, aber ihr müsste es auch annehmen."

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung