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25.09.2019

"HuTa" hängt am seidenen Faden

"HuTa" hängt am seidenen Faden

Gründerin Julia Jakob wollte schon nach der Schule mit Tieren arbeiten - Für die Hundetagesstätte fehlt ihr noch eine Genehmigung

Julia Jakob. Foto: Dorn

Von Florian Busch

Schriesheim. Die Räume sind fertig renoviert, und die Einrichtung steht auch schon. Das Gelände am Aussiedlerhof 5 sei bereits vollständig eingezäunt, Parkplätze seien ebenfalls vorhanden. Nachdem der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) ihren Plänen für eine Hundetagesstätte zugestimmt hatte, wartet Gründerin Julia Jakob nun auf grünes Licht vom Landratsamt. "An sich bin ich quasi startklar", sagt sie.

Allerdings weiß die Schriesheimerin noch nicht mit Sicherheit, ob sie diese nötige Zustimmung überhaupt erhalten wird. Für eine mögliche Eröffnung einer Hundetagesstätte müssten auf der Zufahrtsstraße Ausweichbuchten geschaffen werden, damit der landwirtschaftliche Verkehr nicht behindert wird. Noch ist unklar, ob Jakob selbst dafür aufkommen muss. Allerdings ist sie jetzt schon sicher: "Wenn ich das selbst bezahlen muss, ist die Sache gestorben."

Vor eineinhalb Jahren kam ihr die Idee für die Tagesstätte. Seitdem musste sie bereits mit einigen Rückschlägen umgehen. Das erste Problem sei gewesen, überhaupt an ein geeignetes Grundstück heranzukommen. Ein Haus mit Freifläche wird für das Vorhaben benötigt. "So etwas zu finden, ist gar nicht so einfach", meint Jakob. Denn im Wohngebiet sei solch eine Einrichtung nicht gerne gesehen. Im Gewerbegebiet gebe es zwar Möglichkeiten wie etwa Lagerhallen, allerdings scheitere dies an Auflagen der "Tierschutz-Hundeverordnung". Pro Quadratmeter müsse eine bestimmte Menge an Fensterfläche vorhanden sein. Das könnten die meisten Gebäude in Gewerbegebieten nicht erfüllen. Des Weiteren äußerte das Landratsamt Bedenken.

Das große Problem sei die Lage der ausgewählten Räume. Denn die Fläche am Aussiedlerhof 5 ist eigentlich landwirtschaftlich ausgewiesen. Deswegen sei sie für das Vorhaben ungeeignet. In vielen Gesprächen konnte Jakob erreichen, dass sich die Behörde genauer mit dem Anliegen befasste. Und tatsächlich wurden die Bedenken größtenteils zurückgezogen. "Man braucht viel Geduld", so Jakob. Nun wartet sie auf die Entscheidung bezüglich der Ausweichbuchten, ist aber zuversichtlich, dass sie bald einziehen und loslegen kann.

Schon nach ihrem Abschluss an der Kurpfalz-Realschule wollte die 32-Jährige Tierpflegerin werden. "Mit Tieren konnte ich immer gut", sagt sie. Allerdings habe es damals kaum freie Stellen in diesem Berufsfeld gegeben. Deswegen stellte sie die Idee zunächst zurück und arbeitete für die Baumschule Huben. Wegen körperlichen Beschwerden musste sie diese Tätigkeit jedoch wieder beenden. Im Anschluss machte sie eine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin in einer Apotheke. Doch die Sehnsucht nach der täglichen Arbeit mit Tieren war zu groß. Aus diesem Grund begann sie zuerst eine Ausbildung zur Hundeverhaltenstherapeutin, später zur Gesundheitsberaterin für Hunde.

Am heutigen Mittwoch hat Jakob eine kleine Hundeschule und einen Gassi-Service. Sie liebt diesen Beruf, weil sie gerne draußen unterwegs ist. Faszinierend aber sei in erster Linie, dass jeder Hund einen anderen Charakter habe und, dass man ständig neue kennenlerne. "Das finde ich total spannend", sagt sie. Die Idee für eine Tagesstätte kam ihr zusammen mit einer Freundin. Diese führt eine Schule für Hunde. Irgendwann fragte sie ein Kunde, ob sie vielleicht eine Hundestagestätte in der Umgebung kenne. Und obwohl solche Einrichtungen in Heidelberg und Weinheim existieren, bekam Julia Jakob ebenfalls Lust, solch eine Tagesstätte zu eröffnen.

Am geplanten Standort hätte sie zwei Etagen mit insgesamt 100 Quadratmetern Fläche und eine Außenfläche von 200 Quadratmetern zur Verfügung. Unter der Woche wolle sie die Tagesstätte führen. Wichtig ist ihr, dass die Hunde Abwechslung bekommen und Kontakt zueinander haben. Deswegen möchte sie auf Rudelhaltung setzen. Darüber hinaus soll einmal im Monat ein Seminar stattfinden, jeweils an einem Wochenende.

Hierzu hat Jakob bereits verschiedene Ideen: einen Kurs zur Körpersprache von Hunden oder über die richtige Beschäftigung mit ihnen. "Nicht nur eine körperliche, sondern auch eine geistige Auslastung ist wichtig", meint sie. Auch einen Erste-Hilfe-Kurs möchte sie anbieten. Allerdings nicht für Menschen, sondern für Hunde. Auf diese Idee kam die Gründerin, als sie ihren eigenen Hund nach einem Kreislaufzusammenbruch versorgen musste. "Ein bisschen Erfahrung ist schon vorhanden", sagt Jakob und lacht.

Sollte das Landratsamt entscheiden, dass Jakob selbst für die Ausweichbuchten aufkommen muss, will sie ihre Hundeschule und ihren Gassi-Service ausbauen. Außerdem wolle sie sich weiter nach alternativen Grundstücken umsehen. In der Region möchte sie auf jeden Fall bleiben und vor allem "gerne in Schriesheim".

Der Aussiedlerhof 5 ist für eine landwirtschaftliche Nutzung ausgewiesen. Damit die Fahrzeuge nicht behindert werden, soll die Zufahrtsstraße um Ausweichbuchten erweitert werden. Foto: Kreutzer

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung