Schriesheim im Bild 2023

27.09.2019

Gemeinderat stimmt KGS-Sanierung endgültig zu

Kostenschätzung liegt nun bei 21,47 Millionen Euro - Auf dem "Weg der Unsicherheit"

Von Marco Partner

Schriesheim. Jetzt ist es besiegelt: Die große Sanierung des Kurpfalz-Gymnasiums ist beschlossene Sache. Bei der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend wird das zuvor festgesetzte Budgetlimit von 20,8 Millionen Euro nochmals auf 21,47 Millionen Euro nach oben korrigiert. Es war ein zweistündiger Kraftakt, in dessen Verlauf das Pendel nicht nur in zwei Richtungen ausschlagen, sondern sich auch überschlagen konnte und kurz sogar ganz umzukippen drohte. Doch die nun festgelegte Generalüberholung des Schulgebäudes geht auch mit einigen Abstrichen einher.

"Wir streichen am Standard", verdeutlicht Bürgermeister Hansjörg Höfer, nachdem Projektplaner Sebastian Bohnenkamp die neue Kostenkalkulation vorgetragen hat. Binnen einer Woche ist es den Architekten gelungen, den Kostenberg von 23,8 Millionen Euro spürbar abzutragen. Dafür müsse jedoch an der Oberflächenqualität gespart werden. Statt mit Kautschuk-Boden sollen die Räume nun mit einem Teppichbelag ausgestattet werden. Einsparungen gibt es auch an der Decke - sowie an den Fenstern. "Aber sie werden dennoch sehr robust sein", versichert Bohnenkamp.

Kämmerer Volker Arras blickt über den KGS-Tellerrand hinaus. Er gibt zu bedenken, dass in den nächsten zehn Jahren weitere, große Investitionen und Sanierungen auf Schriesheim zukommen: die Neubauten von zwei Kindergärten, die Sanierung der Talstraße, das Regenrückhaltebecken im Schwimmbad. Alles zusammenaddiert, beliefen sich die Kosten inklusive KGS auf 100 Millionen Euro. Mögliche Projekte könnten sich aufgrund der Schulsanierung also hinauszögern. Die Fördergelder von fast sieben Millionen Euro habe man zwar sicher, den sechs Millionen Euro großen Erlös für das Neubaugebiet aber noch nicht: "Wir begeben uns auf einen Weg der Unsicherheit, aber wir sind bereit, diesen Schritt zu wagen."

Dann steigt die Spannung, von Minute zu Minute. Robert Hasenkopf von der Grünen Liste beantragt eine Vertagung. "Es ist die größte Ausgabe der letzten 30 Jahre, das geht nicht unter Zeitdruck", erklärt er. Höfer warnt jedoch, dass bei einer erneuten Verzögerung die Bindung der Containerfirma für den Interimsbau hinfällig ist. Diese würde schon am Freitag verfallen und man müsste dann möglicherweise wieder ganz von vorne anfangen. Bernd Hegmann (Freie Wähler) bittet um eine 20-minütige Auszeit. Die Fraktionen stecken die Köpfe zusammen, die Vertagung wird abgelehnt. Jetzt ist klar: Eine Entscheidung naht. Aber welche?

Die Grüne Liste macht es deutlich: Sie will nicht auf den Deal eingehen. Schließlich wurde die vorgegebene Deckelung um rund 700.000 Euro verfehlt. "Bei einer Sanierung kann viel Unvorhergesehenes geschehen. Da kommen wir in Summen, die wir nicht finanzieren können", befürchtet Hasenkopf. Christiane Haase von der CDU vertritt da eine andere Meinung. "Seit 2013 diskutieren wir, jetzt brauchen wir etwas Mut. Was wäre die Alternative? Ein ständiges Flicken ohne Konzept, die Kosten kommen ohnehin", so die Christdemokratin. Eltern und Schüler ginge es um eine bessere Dämmung, neue Fenster. "Sie wollen kein Chichi, und auch die Förderung von 6,7 Millionen Euro wäre dahin."

"Worauf sollen wir noch warten? Wir werden keine besseren Konditionen erhalten. Mit strikter Haushaltsdisziplin werden wir keine Probleme lösen", zeigt auch Dr. Renate Hörisch-Helligrath von der SPD auf. "Ein erneuter Abbruch wird nicht billiger, sondern teurer. Mir ist kein Plan B bekannt", erklärt Wolfgang Renkenberger von der FDP.

Die aktuelle Zwischenrechnung ergibt: Liberale (2), Sozial- (3) und Christdemokraten (6) sowie Bürgermeister Höfer votieren für die Sanierung. Die Grüne Liste (7) stimmt dagegen, während sich die Freien Wähler (5) zögerlich präsentieren. Würden sie ablehnen, stünde es 12:12. Und so werden kurzfristig die letzten zwei verbliebenen Stimmen zum Zünglein an der Waage: die Bürgergemeinschaft. Und die AfD.

"Es ist ein schweres Los, aber ich stimme zu", sagt Einzelstadträtin Lissy Breitenreicher (BDS). AfD-Stadtrat Thomas Kröber wundert sich zwar, warum in Schriesheim viel mehr Geld ausgegeben als eingenommen werde, stimmt aber zu. So ist die KGS-Sanierung beschlossene Sache - und schließlich geben auch die Freien Wähler ihre Zustimmung für das Mammutprojekt, dem nach langen, hitzigen Debatten nun sichtbare Taten folgen sollen. "Die Schüler gehen freitags auf die Straße und sagen, wir klauen ihnen ihre Zukunft. Wir aber bauen jetzt in die Zukunft", erklärt Höfer. Nach der Sanierung könnten rund 500 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr eingespart und die Unterhaltungskosten von 400.000 auf 200.000 Euro pro Jahr gesenkt werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung