Schriesheim im Bild 2023

02.10.2019

Schriesheim-Altenbach: Deshalb gab's keine Ergebnisse bei der Ideenwerkstatt

Bei Veranstaltung zur Nahversorgung wurde mehr als zwei Stunden diskutiert - Was umsetzbar ist, bleibt aber fraglich

Von Stefan Zeeh

Schriesheim-Altenbach. An Ideen mangelte es den rund 60 Einwohnern Altenbachs nicht, die zur "Ideenwerkstatt Nahversorgung" am Montag in die Verwaltungsstelle des Schriesheimer Ortsteils gekommen waren. Ob diese Ideen umgesetzt werden können, das wird sich aber erst in einigen Wochen oder gar Monaten zeigen. Denn selbst nach zweieinhalbstündigem intensiven Gedankenaustausch war man bei diesem Thema noch nicht angelangt - und vertagte daher die Diskussion über die Umsetzbarkeit.

Dabei könnte die infrastrukturelle Schieflage in Altenbach mit fehlendem Nahversorger und Gaststätte sowie der nicht vorhandenen Poststelle in naher Zukunft noch zunehmen. Denn Sabine Bernauer, die die Bäckereifiliale in Altenbach betreibt, kündigte an, dass sie möglicherweise diese Filiale schließen muss, wenn der Umsatz weiterhin so gering bleibt wie in letzter Zeit.

Das veränderte Einkaufsverhalten der Altenbacher, die offenbar vermehrt außerhalb des Ortes Dinge des täglichen Bedarfs besorgen, war auch ein Punkt, der alle Gesprächsgruppen beschäftigte. Zuvor hatte Moderatorin Jutta Breitschwerd vom Institut für kommunikatives Handeln Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich die Nahversorgung verbessern ließe, zum Beispiel durch einen genossenschaftlich geführten Dorfladen oder Lebensmittelmarkt.

"Ab 1000 Einwohnern kann sich ein Lebensmittelmarkt mit 100 Quadratmetern Verkaufsfläche rentieren", sagte Breitschwerd und nannte einige Beispiele, wie etwa das Hochstädter Haus im gleichnamigen Bensheimer Ortsteil. Ein Dorfladen könnte gleich mehrere Funktionen erfüllen, indem hier die Poststelle und die Lotto-Annahme ihren Platz finden und auch ein Café als Treffpunkt für die Bürger angeschlossen ist. Andere Optionen wären etwa ein mobiler Lieferdienst oder ein rollender Supermarkt. Ebenso könnte mit einem Markt mit Verkaufsautomaten die Nahversorgung sicher gestellt werden.

In Kleingruppen diskutierte man diese Möglichkeiten weiter. Dabei wurde deutlich, dass ein Dorfladen oder Lebensmittelmarkt zentral gelegen sein, über Parkplätze verfügen, lange Öffnungszeiten haben und über ein möglichst großes Warenangebot verfügen sollte, bei dem Qualität und Preis stimmen. Räume dafür seien etwa in der ehemaligen Volksbank oder der einstigen Wäscherei vorhanden, so die ortskundigen Altenbacher. Mit einem genossenschaftlich betriebenen Nahversorger sah man zudem das Problem gelöst, die Einwohner Altenbachs dazu zu bringen, wieder mehr im Ort einzukaufen, da den Genossenschaftlern daran gelegen sei, ihren Markt zu unterstützen.

Andere betonten Vorteile der Verkaufsautomaten, da dies die einzige realistische Lösung für Altenbach sei, die sich relativ rasch umsetzen lasse. Ortsvorsteher Herbert Kraus hatte mit dem ehemaligen Tanzsaal im Gasthaus Löwen in der Kirchgasse schon einen Raum dafür ausgemacht. Bürgermeister Hansjörg Höfer wies zudem darauf hin, dass sich ohne ehrenamtliches Engagement am Ort nichts etablieren lasse.

Dem widersprach jedoch Sabine Bernauer: "Es ist unrealistisch, dass man hier am Ort etwas mit Ehrenamt etabliert." Der Betrieb eines Lebensmittelgeschäfts bedeute nun mal Arbeit rund um die Uhr. Auch gegen einen Verkauf über Automaten kamen Einwendungen aus der Versammlung. "Das schafft keinen Ort für Begegnungen und bietet auch nur ein begrenztes Angebot", hieß es.

So verblieb man dabei, in naher Zukunft bei einer Art Stammtisch oder in einer Arbeitsgruppe über die Umsetzung der herausgearbeiteten Ideen weiter zu diskutieren.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung