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21.10.2019

Werner Koczwara in Schriesheim: Pointen im Dauertakt abgefeuert

Werner Koczwara in Schriesheim: Pointen im Dauertakt abgefeuert

Der Kabarettist begeisterte beim Schriesheimer Kulturherbst im Zehntkeller sein Publikum

Werner Koczwara in Aktion. Foto: Dorn

Schriesheim. (vkn) Werner Koczwara kennt sich aus im wilden Geflecht und Wortgestrüpp deutscher Gesetzestexte. Er hat sich geradezu zu einem Spezialisten für das Aufspüren kurioser Gerichtsurteile entwickelt. Die Fälle, die er bei seinen Auftritten vorstellt, lösen beim Publikum stets Heiterkeit aus. So war es jetzt auch im Zehntkeller bei einer Veranstaltung der Grünen Liste Schriesheim.

Bevor er mit seinem Programm beginnt, steht der 62-Jährige aus Schwäbisch Gmünd zunächst gemütlich an einem Stehtisch vor der Theke im prall gefüllten Zehntkeller und betrachtet sich sein Publikum zunächst einmal von hinten. In seinem allerletzten Gag des Abends wird der vielfach preisgekrönte Kabarettist auf diesen Anblick noch einmal zurückkommen. Aber davon später mehr.

Nach der Begrüßung der gut 120 Gäste und dem Dank an die rund zehnköpfige Helferschar durch Ortsverbandsvorsitzende Fadime Tuncer stellte sie den Kabarettisten kurz vor, der "uns sicher durch den Paragrafendschungel führen wird". In der Tat: Koczwara brannte anschließend ein wahres Feuerwerk mit teils bissigen, manchmal auch sehr deftigen Pointen ab, getreu dem Titel seines Programms bei dieser zweiten Veranstaltung des Schriesheimer Kulturherbstes: "Am 8. Tag schuf Gott den Rechtsanwalt". Zunächst klärte Koczwara sein Publikum darüber auf, was es in der nun folgenden Veranstaltung zu erwarten habe: Ausführungen, realistischen, kritischen und satirischen Inhalts. Um den Unterschied zu verdeutlichen, erzählte er folgenden Witz: "Ein Liliputaner wird in einem 3,50 langen Sarg begraben. Der Realist wird sagen, der Sarg ist zu lang, der Kritiker wird sagen, der Tote ist zu kurz, und der Satiriker wird sagen: Da wird der Tote schon noch reinwachsen."

Dann folgte ein wilder Parcoursritt durch die Juristerei anhand von "Schönfelder" und "Sartorius" - zwei juristische Standardwerke und mit Kommentaren so dick wie "der gedruckte Große Brockhaus". Doch die "dicken Schinken" sind vielseitig verwertbar, den "Sartorius" empfiehlt Koczwara als "Einschlafhilfe mit zwei Flaschen Bier".

Er nahm aber nicht nur so manchen Paragrafen auseinander, sondern buchstäblich auch deren Substanz, indem er die Bestandteile der juristischen Werke unter dem Gesichtspunkt des Recyclings untersuchte.

Weiter verfremdete Koczwara die Bücher als vorzügliche Beispiele anhand derer sich Dreisatzrechnungen entwickeln lassen. Wenn eine Seite Schönfelder so und so viele Paragrafen beinhalte und eine Seite zum Abbrennen fünf Sekunden braucht, wie lange dauere es dann, zehn Seiten abzubrennen oder den ganzen Schönfelder? Im Laufe der Veranstaltung prasselten die Pointen auf die Zuhörer in so rascher Folge ein, dass die Gäste mit dem Lachen kaum nachkamen.

Knapp eineinhalb Stunden waren mit Pause wie im Flug vergangen, als der Kabarettist nahtlos in die Zugaben mit Gerichtsurteilen oder Verordnungen überging, wie "Fahrgäste, die Hunde befördern, müssen einen Maulkorb tragen". Und mit einer kleinen Liedverfremdung zu "Nehmt Abschied Brüder" verriet er dem Publikum dann zum Schluss, "wie schön es ist, euch wieder von hinten zu sehen".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung