Schriesheim im Bild 2023

02.11.2019

Jugendkunstschule: Wo junge Künstlerinnen wachsen dürfen

Jugendkunstschule: Wo junge Künstlerinnen wachsen dürfen

Bei der Jugendkunstschule wird Wert auf Raum für Kreativität gelegt - Mädchen werden damit in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Für den von der Jugendkunstschule (Jukusch) Heidelberg-Bergstraße ausgelobten 2019er Malwettbewerb unter dem Motto "Kontraste" hat sich Antonia Maylein ein pittoreskes Fleckchen ausgesucht: Die damals Zwölfjährige wählte als Motiv das Alte Rathaus in Schriesheim "bei Tag und bei Nacht" - und stellte ihr Sujet einmal auf den Kopf.

Das Besondere des diesjährigen Wettbewerbs ist die Tatsache, dass alle Preisträger, von der Vier- bis zur 49-Jährigen, weiblich sind. Ein Zufall wohl eher, denn ansonsten sei die Zahl der Schüler hälftig auf beide Geschlechter verteilt, wie Cornelia Hoffmann-Dodt, Gründerin und Leiterin der seit 1984 bestehenden Jukusch, anmerkt.

Die private Einrichtung ist in der freien Kinder- und Jugendbildung tätig und kooperiert mit verschiedenen (Hoch-)Schulen in Heidelberg, Dossenheim und Neckargemünd. Seit 1991 fördern das Land Baden-Württemberg, die Stadt Heidelberg, Dossenheim und seit 2007 auch Schriesheim die Schule, die ganzjährig aktuell rund 300 Kinder, Jugendliche und Erwachsene besuchen.

Von den 16 Lehrkräften und Erziehern an dem musisch-ästhetisch ausgerichteten Kindergarten "Konfetti" und der Kleinkindbetreuung "Paletti" sind allerdings wiederum die meisten weiblichen Geschlechts. Ein Wunder ist das nicht, denn Frauen dominieren in pädagogischen und sozialen Berufen.

Das im naiven Malstil gehaltene Bild von Antonia ist nun Teil eines Postkarten-Sets, das sich aus den Gewinnermotiven zusammensetzt. Die heute 13-Jährige geht seit acht Jahren in die Jukusch. Der Freitagnachmittagskurs in der Bahnhofstraße 15 besteht derzeit noch aus zehn Teilnehmern im Alter von zehn bis 13 Jahren.

Kursleiterin Martina Kaiser, 28 Jahre jung und Kunstpädagogin, sagt, sie versuche bewusst, Jungs und Mädchen gleichermaßen zu fördern. "Für mich zählt die Person vor mir." Cornelia Hoffmann-Dodt bestätigt das: "Ich persönlich sehe nicht, dass man großartige Unterschiede in den Arbeiten und beim Arbeiten bemerkt."

Für Antonia bietet die Jukusch Möglichkeiten, die sie in der Schule nicht hat. "Ich male auch Zuhause, meistens abends. Das entspannt mich", sagt sie. Kunst sei eines ihrer Lieblingsfächer in der Schule, meint die zehnjährige Zoe, die am liebsten Tiere und Unterwasserwelten malt. Als Freizeitaktivität habe Malen etwas Beruhigendes, findet auch die 13-jährige Paula, die auch gerne plastisch arbeitet und Neues ausprobiert. "Es ist schön hier, die eigene Kreativität ausleben zu können. In der Schule kann ich das nicht so", sagt Nihal, 13 Jahre und aus Leutershausen kommend. "Hier tun alle das, was sie tun wollen - egal, welches Geschlecht", meint Hoffmann-Dodt. Vielleicht aber steige gerade bei Mädchen das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein durch die künstlerische Arbeit stärker an.

Was die zehnjährige Annika auch schön findet, ist der Gemeinschaftsgedanke. "Die Toleranz in der Gruppe steigt durchs gemeinsame Tun", stellt Martina Kaiser fest. Und egal, ob nun weiblich oder männlich, es gehe um die Art, sich auf dem Papier oder über die Plastik auszudrücken. "Die Individualität zählt für uns", betont die Jukusch-Leiterin.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung