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14.11.2019

Kanzelbach in Schriesheim: Nach der Sanierung ist vor dem Neubau

Kanzelbach in Schriesheim: Nach der Sanierung ist vor dem Neubau

Schriesheim investiert in den kommenden Jahren Millionen in Hochwasserschutz - Erneuerung des Rückhaltebeckens macht den Anfang

Muss zwingend saniert werden: Das 3200 Quadratmeter große Rückhaltebecken für den Kanzelbach entspricht nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen. Bis zum 1. Dezember sollen die Arbeiten beginnen. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Die Zeit drängt: Bis zum 1. Dezember muss die Stadt mit der Sanierung des Rückhaltebeckens am Kanzelbach beginnen, um fast die Hälfte der Baukosten vom Land Baden-Württemberg als Zuschuss behalten zu dürfen. Knapp 880.000 Euro soll das Projekt kosten, davon kommen rund 400.000 Euro vom Regierungspräsidium in Karlsruhe. Am Mittwoch, 20. November, entscheidet der Gemeinderat, welche Firma mit den Arbeiten beauftragt werden soll.

Defizite sind schon seit mehreren Jahren bekannt

Dass das Rückhaltebecken saniert werden muss, ist der Stadtverwaltung schon seit mehreren Jahren bekannt. 2012 hatte ein Sinsheimer Ingenieurbüro die Stauanlage auf seine Sicherheit hin überprüft. Das Ergebnis: Das Rückhaltebecken entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen an die Sicherheitstechnik und muss „zwingend“ erneuert werden, wie es in der Beschlussvorlage für die Sitzung am Montag heißt. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Anlage nicht weiterbetrieben werden darf, teilte Bauamtsleiter Markus Schäfer am Mittwoch auf Anfrage mit.

Nach mehreren Jahren Planung beantragte die Stadtverwaltung im Februar den Zuschuss beim Land. Anfang Oktober begann die Bewerbungsfrist für Firmen, die das Projekt übernehmen wollen. Drei Unternehmen gaben ein Angebot ab, der günstigste Bieter ist die Firma Rapp aus Mosbach. Allerdings liegt der Preis 150.000 Euro höher als in der Kostenberechnung von Anfang Oktober veranschlagt. Die Stadtverwaltung will deshalb beim Regierungspräsidium eine Erhöhung des Zuschusses beantragen. Bis zum 1. April 2021 muss die Sanierung abgeschlossen sein, denn auch diese Frist ist eine Bedingung für Geld vom Land.

Es ist der Anfang von millionenschweren Investitionen in den Hochwasserschutz für Schriesheim. Denn die Stadt braucht ein zweites Rückhaltebecken, das bei Starkregen geflutet werden kann. Die Stadt rechnete bei der Vergabe der Planungsarbeiten im Februar mit Kosten von etwa fünf Millionen Euro.

Der genaue Standort des Beckens und des zugehörigen, vermutlich mehr als hundert Meter langen Walls stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Vorgesehen ist bisher laut Schäfer eine Fläche östlich des Mühlenhofs, die Arbeiten könnten im Jahr 2022 beginnen. „Aktuell stimmen wir die Vorplanung mit den zuständigen Behörden ab“, teilte Schäfer am Mittwoch mit. „Kosten und Baubeginn ergeben sich im Fortgang der Planungen.“

Bei einer Untersuchung des Flussgebiets Kanzelbach-Loosgraben hatten die Ingenieure des Büros Wald+Corbe festgestellt, dass schon bei einem mittleren Hochwasser, das im Schnitt alle zehn Jahre auftritt, großflächige Überschwemmungen der Kernstadt drohen. „Sie haben in den vergangenen Jahren ein Riesenglück gehabt“, sagte ein Vertreter des Büros bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse im Gemeinderat im vergangenen Jahr.

Die Schwachstellen am Kanzelbach sind in der Kernstadt vor allem die Gaulsbrücke und die Verdolung am Festplatz: Dort können im Durchschnitt nur etwa acht Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen, ohne dass der Kanzelbach über die Ufer tritt – viel zu wenig, um den vom Land in Wohngebieten geforderten Hochwasserschutz zu gewährleisten. In diesen Bereichen baulich etwas zu verändern, ist aber äußerst aufwendig.

Info: Öffentliche Sitzung des Gemeinderats am Mittwoch, 20. Juli, um 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung