Schriesheim im Bild 2023

18.11.2019

30 Jahre Lena Odenthal: Schriesheimer spielte in acht Ludwigshafen-Tatorten mit

Peter Nassauer (68) im RNZ-Interview - "Leute, ich kann auch noch Hochdeutsch!"

Schriesheim. (fjm) Bei der Geburtsstunde des Ludwigshafener Tatorts spielte Peter Nassauer eine wichtige Rolle: Der Schriesheimer verkörperte 1978 „Mewes“, den Assistenten von Oberkommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters). Es sollte nicht sein einziges Gastspiel in der Krimireihe bleiben: Als Hafenarbeiter, Tierarzt und Müllmann und in weiteren Rollen stand Nassauer vor der Kamera. Heute ist der Schauspieler und Regisseur vor allem mit literarischen Weinproben und Lesungen unterwegs. Im RNZ-Interview spricht er über Dialekt-Rollen, Kommissarinnen und Zukunftspläne.

Herr Nassauer, schauen Sie sich die Filme an, in denen Sie mitspielen?
Ich habe dazu ein zwiespältiges Verhältnis. Etwas befremdet bin ich schon, wenn ich mich selbst im Film sehe. Ich sehe dann, was ich vielleicht noch etwas besser hätte machen können.

Am prominentesten waren Sie im Ludwigshafener Tatort 1978 in der Rolle des Assistenten „Mewes“ zu sehen. Trauern Sie der Rolle manchmal hinterher?
Für mich war das Fernsehen immer eine schöne Abwechslung zum Theater, ich war ja damals schon in Nürnberg engagiert. Ich habe diese Rolle gern gespielt, weil sie komödiantisch war, aber ihr nie hinterhergetrauert. „Mewes“ war auch sehr dialektbetont, das ging mir irgendwann ein bisschen auf die Nerven. Man wird dann im Fernsehen schnell abgestempelt. Da habe ich gesagt: Leute, ich kann auch noch Hochdeutsch! (lacht)

Sie waren danach bis 2015 noch sieben Mal im Tatort zu sehen. Was hat sich in den vergangenen rund 40 Jahren verändert?
Viel hat sich da nicht geändert. Man muss für sich schon eine Rollenkonzeption entwickelt haben, das war bei jedem Drehtag Voraussetzung. Das Einzige, was sich sichtbar verändert hat, ist, dass der Regisseur jetzt einen eigenen Monitor hat, um die Aufnahmen zu sehen. Vorher musste er immer beim Kameramann mit reinschauen.

Sie haben einmal mit Nicole Heesters und mehrmals mit Ulrike Folkerts als Kommissarinnen vor der Kamera gestanden. Wie würden Sie die beiden beschreiben?
Beide arbeiten sehr professionell. Ich habe an Nicole Heesters, aber vor allem bei Ulrike Folkerts geschätzt, dass sie viel von ihrer Persönlichkeit in die Rolle eingebracht hat. So, wie sie Lena Odenthal spielt, ist sie auch privat. Das wird beim Fernsehen auch oft gefordert. Theater-Schauspieler müssen sich da viel mehr verwandeln, sie nehmen ja auch deutlich mehr verschiedene Rollen an. Ich habe in 43 Jahren insgesamt mehr als 250 Charaktere gespielt.

Ulrike Folkerts wünscht sich mutigere Stoffe für den Tatort. Sie auch?
(lacht) Ich schaue ehrlich gesagt relativ wenig Tatort, sondern gucke mit lieber die skandinavischen Krimis an. Aber grundsätzlich könnten die öffentlich-rechtlichen Sender mehr Mut dazu haben, sich an riskanten Stoff zu wagen.

Sie sind jetzt 68 Jahre alt. Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal bei einem Tatort mitzuspielen?
Das kommt auf die Rolle an. Wenn sie ein bisschen komödiantisch ist, würde ich durchaus Ja sagen. Ansonsten stehen jetzt aber die Lesungen im Mittelpunkt.

Werden Sie sich am Sonntag den Jubiläumstatort „Die Pfalz von oben“ anschauen?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe ja einen Bezug zu Frau Folkerts. An zwei, drei Drehtagen pro Tatort entsteht zwar keine große Verbindung, aber man kennt sich.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung