Schriesheim im Bild 2023

23.11.2019

Damit Rücksichtnahme in der Talstraße einfacher wird

Anwohner und Planer diskutierten bei Bürgerworkshop über Sanierung und Gestaltung der Verkehrsader

Von Katharina Schröder

Schriesheim. Die Erneuerung der Talstraße rückt näher. Zum Bürgerworkshop der Stadt in der Mehrzweckhalle kamen rund 100 Schriesheimer, die ihre Anliegen zu dem Bauvorhaben anbringen wollten. „Eine ganze Generation hat für die Sanierung der Talstraße gekämpft“, erinnerte Bürgermeister Hansjörg Höfer zu Beginn der Veranstaltung. „Es ist ein spannender Prozess, es kommt viel Arbeit auf uns zu, aber Sie dürfen mitgestalten.“

Zu dem Abend kamen mehrheitlich Anwohner der Talstraße, für die es ab 2020 voraussichtlich noch enger wird. In sieben Bauabschnitten soll die Straße erneuert werden. Bevor an Gruppentischen Diskussionen geführt wurden, führten Architekt Thomas Thiele, Ingenieur Erich Schulz und Verkehrsplaner Stefan Wammetsberger vom Ingenieurbüro Köhler & Leutwein ins Thema ein.

Thiele sprach kurz die Festlegung der Talstraße als Sanierungsgebiet im Oktober 2018 an, wodurch Eigentümer bei der Sanierung und Modernisierung ihrer Häuser Fördergelder und Steuererleichterungen erhalten können. „Einige Modernisierungsvereinbarungen haben wir schon bekommen“, sagte er. Festgelegt sei das Sanierungsgebiet bis Oktober 2030, Thiele mahnte aber an, nicht zu lange zu warten. „Viele wollen erst nach der Baustelle in der Talstraße sanieren. Das ist natürlich ein Risiko, denn der Fördertopf ist begrenzt.“

Erich Schulz erklärte die verschiedenen Bauetappen in der Talstraße und ging dabei vor allem auf die Erneuerung der Kanalisation und der Wasserversorgung ein. „Von dem, was Sie jetzt hören, werden sie 90 Prozent nach der Maßnahme nicht mehr sehen können“, sagte er und verwies auf die Arbeiten im Tiefbau. Vor allem die Verlegung von Gasleitungen löste bei den Schriesheimern Diskussionen aus. Denn wo Leitungen und Anschlüsse verlegt werden, sei abhängig vom Anbieter. Es ging auch eine Liste herum, in die sich Eigentümer eintragen konnten, die eine Gasleitung wollen. Die Liste soll an die Betreiber weitergeleitet werden.

Eine Schwierigkeit sei, zu gewährleisten, dass die Baustelle für Feuerwehr und Rettungswägen jederzeit befahrbar ist und die Anwohner zu ihren Häusern kommen, so Schulz. Auch dass der Branichtunnel in regelmäßigen Abständen gewartet werden muss, dürfe man nicht vergessen. „Wenn Sie Veränderungen an Ihren Häusern vornehmen wollen, ist es wichtig, das frühzeitig anzukündigen, damit die Baustelle sich darauf einrichten kann“, mahnte Schulz. Auch Menschen, die womöglich zur Dialyse müssen, eine Behinderung haben, oder einen Pflegedienst benötigen, forderte er auf, sich zu melden, „damit Rücksicht genommen werden kann“.

Wammetsberger sprach Möglichkeiten zur Umgestaltung an. Angestrebt sei Tempo 20 und eine abwechslungsreichere Verkehrsführung. „Die schlimmsten Unfälle passieren auf geraden Strecken“, sagte er. Er zeigte Fotos von Lösungen in anderen Städten mit ähnlichen Problemen. „Wir müssen die Bestandsräume neu aufteilen, Platz herzaubern können wir mit den Häusern nebenan nicht.“

Anstelle von abtrennenden Bordsteinen solle der Raum für Fußgänger, Rad- und Autofahrer geteilt werden. Durch eine Mittelrinne oder verschiedene Pflastermuster ließen sich optische Trennungen nutzen, Poller könnten Schutzräume sichern. Eventuell könne man sogar Grünflächen oder Stellplätze schaffen.

Bei der Diskussion wurden fünf Gruppentische von den Referenten sowie von Markus Schäfer, Beate Kreis und Sabina Weber vom Bauamt moderiert. Außerdem gab es drei Tische, die die Bürger selbst moderieren konnten. An einem diskutierte Bürgermeister Höfer mit.

Einerseits wolle man nicht nur Autos, sondern auch Rennradfahrer zum langsamerem Fahren bewegen. Eine gepflasterte Straße brächte aber womöglich Probleme bei der Barrierefreiheit mit sich. Viele forderten neue Parkplätze, andere dagegen strengere Parkverbote. Der Bach solle verschönert, der Kanzelbachsteg erweitert werden, auch bürgerbewirtschaftete grüne Parzellen wurden vorgeschlagen. Den eigentlich schon abgelehnten Ausbau des „Laubelt“ als Branich-Zufahrt forderte ein Besucher. Eine weitere Anregung war, schon jetzt mit der Verkehrsberuhigung durch Tempo 30 bei der Firma Kling Malz zu beginnen.

Nach knapp drei Stunden zeigte sich Höfer zufrieden mit dem Workshop und sagte: „Ich glaube, das wird die größte Veränderung, die Schriesheim seit der Altstadtsanierung gesehen hat.“

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung