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28.11.2019

Altenbach bekommt sein Restaurant zurück

Altenbach bekommt sein Restaurant zurück

Manjit Singh eröffnet am Freitag Gastronomie "Zum Kochlöffel"

Manjit Singh wagt nach zehn Jahren Erfahrung als Koch mit dem Restaurant „Zum Kochlöffel“ in Altenbach den Schritt in die Selbstständigkeit. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim-Altenbach. „Die Leute reden schon lange darüber“, sagt Manjit Singh und lächelt. Seit er mit seiner Idee auf den Eigentümer des Gebäudes an der Hauptstraße zugegangen ist, macht die Nachricht im Schriesheimer Stadtteil aber die Runde: Altenbach bekommt sein Restaurant zurück. Singh will am Freitag mit der Eröffnung in das Abenteuer Selbstständigkeit starten – unter einem Namen, der zum Standort passt: „Zum Kochlöffel“.

Singh wohnt mit seiner Frau seit fünf Jahren in Altenbach und hat als Koch unter anderem bei „Urban Kitchen“ in Heidelberg und in Neckargemünd gearbeitet. Mit seinem ersten eigenen Betrieb erfüllt er sich einen jahrelang gehegten Traum – und den Altenbachern einen großen Wunsch.

Denn als im Juli das „Sonus“ schloss, verlor der Stadtteil mit seinen rund 1800 Einwohnern sein letztes Restaurant. An Gastronomie blieb im Ortskern nur noch die Wirtschaft „Zur Kegelstube“ übrig. Nach dem Verlust des letzten Lebensmittelmarkts und zweier Bankfilialen in den vergangenen Jahren schien Altenbach damit weiter auszusterben.

Das Thema wurde zum Politikum: Um die Infrastruktur zu stärken, rief die Stadtverwaltung eine Ideenwerkstatt ins Leben. Mit Mitteln aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) und steuerlicher Förderung durch ein Sanierungsgebiet soll Altenbach zudem als Wohnort attraktiver werden. „Ich hoffe, dass es jetzt wieder bergauf geht“, sagt Ortsvorsteher Herbert Kraus (Freie Wähler). „Wir haben in den vergangenen Jahren viel verloren.“ Die jüngsten Entwicklungen stimmten ihn aber optimistisch.

Dass jetzt auch wieder ein Restaurant in Altenbach eröffnet, begrüße er „außerordentlich“, sagt Kraus. „Ich habe nur gesehen, dass dort in den vergangenen Tagen und Wochen gearbeitet wurde, wusste aber nichts vom Eröffnungsdatum.“ Singh kenne er noch als Koch aus den Zeiten des Vorgängerbetriebs: „Ich finde es toll, dass er sich jetzt hier selbstständig macht.“

Das Speisenangebot im „Kochlöffel“ ist enorm vielfältig – von Schnitzeln über Steaks und Pasta bis zu indischen Spezialitäten. Auf ein ähnliches Konzept hatte auch das „Sonus“ gesetzt, anfänglich mit Erfolg, später gingen die Besucherzahlen zurück. „Ich hoffe, dass dieses Restaurant länger bleibt“, sagt Kraus. „Dafür braucht man auch keine riesige Speisekarte, einige beliebte Gerichte reichen völlig aus.“

Singh will zumindest zu Beginn testen, welche Speisen besonders nachgefragt werden. Langfristig könne er sich auch vorstellen, am Sonntagvormittag wieder ein Frühstücksbuffet anzubieten: „Das wurde immer gut angenommen.“ Sollte sich das Konzept bewähren, will er irgendwann einen Lieferdienst aufbauen.

Dass Altenbach kein optimaler Standort für ein Restaurant ist, weiß Singh. Darauf angesprochen, sagt er immer wieder das gleiche Sprichwort auf: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Die Küche hat er komplett neu eingerichtet, die Räume gestrichen. Nur die Möbel sind geblieben – und damit auch der alte Stammtisch aus dem „Sonus“. „Das war den Altenbachern wichtig“, sagt er und lächelt. Mit seinem Restaurant will er aber auch Besucher aus anderen Gemeinden in den Odenwald-Stadtteil locken: „Mund-Propaganda ist die beste Werbung.“

Viel wird aber auch von den Altenbachern selbst abhängen: Kommt das neue Angebot im Ort nicht an, könnte es für Singhs Betrieb schnell schwierig werden. „Ein Restaurant hat hier aber gefehlt“, sagt Singh. Er geht das Abenteuer Selbstständigkeit nach zehn Jahren Gastronomie-Erfahrung optimistisch an. Auch Herbert Kraus meint, die Altenbacher seien interessiert daran, dass wieder Leben im Dorf herrsche. „Und da hilft eine solche Gastwirtschaft ungemein.“

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung