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16.01.2020

Lynn Schoene ist tot: Nicht nur fürs Kerg-Museum ein großer Verlust

Die langjährige Leiterin der Kultureinrichtung, ist am Sonntag im Alter von 66 Jahren überraschend gestorben

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Wenn am Donnerstag der Volkshochschulkurs "Freies Malen und Zeichnen" zusammenkommt, werden viele Stammteilnehmer darunter sein. "Einige machen das schon seit 15 Jahren", sagt VHS-Leiterin Sonja Althoff. Doch die Dozentin wird fehlen: Lynn Schoene, Künstlerin und seit 1997 ehrenamtliche Leiterin des Museums Théo Kerg, ist am Sonntag im Alter von 66 Jahren überraschend verstorben, wie Gabriele Mohr-Nassauer, Vorsitzende des Kulturkreises Schriesheim (KKS) bestätigte. Schoene hinterlässt ihren Lebensgefährten Tom Feritsch und zwei erwachsene Kinder.

Ob bei der Stadtverwaltung, im Kulturkreis oder der Volkshochschule: Nach Schoenes Tod herrscht tiefe Betroffenheit über den Verlust einer sehr geschätzten Kulturschaffenden. "Selbstbewusst, kompetent, weltoffen", sagt Jochen Wähling, Stellvertretender KKS-Vorsitzender. "In ihrer Arbeit für das Museum war sie zudem sehr konsequent und zielgerichtet." Bürgermeister Hansjörg Höfer spricht von einer in der Verwaltung sehr angesehenen Frau: "Unter ihrer Leitung hat sich das Kerg-Museum weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen bei Kunstfreunden gemacht." Vor allem die Mitarbeiter des Bauhofs hätten bei der Vorbereitung von Ausstellungen oft mit Schoene zu tun gehabt.

"Obwohl ich erst seit einem Jahr hier bin, war die Zusammenarbeit von Anfang an sehr angenehm", sagt auch VHS-Leiterin Althoff. "Sie war hier eine sehr geschätzte Dozentin." Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger Peter Riehl beschreibt Schoene als "ungeheuer nett und fleißig". Er mache sich jetzt Gedanken, wie es mit dem Museum weitergehe.

Schoene leitete die 1989 eröffnete Einrichtung seit mehr als 22 Jahren ehrenamtlich – laut der KKS-Vorsitzenden Mohr-Nassauer während eines großen Teils dieser Zeit ohne Aufwandsentschädigung: "Das hat sich erst in den vergangenen Jahren geändert." Schoene organisierte pro Jahr zwei Sonderausstellungen im Kerg-Museum, stellte die Kontakte zu den Künstlern her und organisierte, wenn nötig, Unterkünfte für Vernissage-Besuche. "Für alles rund ums Museum war sie immer da", sagt Mohr-Nassauer.

Dabei liegt Lynn Schoenes Heimat eigentlich mehr als neun Autostunden von Schriesheim entfernt. 1953 wurde sie als Lynn McCarrick im englischen Luton, 40 Kilometer nördlich von London, geboren. Seit 1987 arbeitete sie als freischaffende Künstlerin, von 1991 an auch als Dozentin für Kunst in der Jugend- und Erwachsenenbildung. "Es ist so, dass Schriesheim mittlerweile mein Zuhause ist", sagte Schoene 2017 im RNZ-Interview. "England ist dagegen meine Heimat." Deshalb kehrte sie regelmäßig zu Besuchen ins Vereinigte Königreich zurück. Trotzdem übte Schoene ihre Tätigkeit als Museumsleiterin mit Hingabe aus. "Von ihr gab es nie ein Nein", sagt Mohr-Nassauer. "Sie hinterlässt eine große Lücke."

Wie es jetzt weitergeht, will der Vorstand des Kulturkreises unter anderem bei seinem nächsten, schon vor der Nachricht von Schoenes Tod geplanten Treffen am Montag besprechen. "Der KKS fühlt sich weiterhin für das Museum verantwortlich", sagt Mohr-Nassauer. "Wir werden da im Verein zusammenrücken." Die zwei Sonderausstellungen 2020 hatte Schoene schon zu großen Teilen organisiert, eine Absage steht derzeit nicht zur Diskussion. "Die stehen im Grunde schon", so Mohr-Nassauer.

Die Volkshochschule hat dagegen einen zum neuen Semester geplanten Kurs in "Zeichnen und Maltechniken" unter der Leitung von Schoene abgesagt. "Er soll ab dem 5. Mai noch einmal stattfinden, dafür werden wir einen Ersatz brauchen", sagt Althoff. "Im Moment brauchen wir aber erst einmal ein bisschen, um diesen Schock zu verarbeiten."

Die Stammteilnehmer des Kurses "Freies Malen und Zeichnen" wollen sich laut VHS-Althoff am Donnerstag trotzdem treffen, um ihrer Dozentin zu gedenken. "Sie haben auch schon gesagt, dass sie als Gruppe zusammenbleiben wollen", sagt Althoff.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung