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29.01.2020

Realschule kann wegen Krankheitswelle nur von Tag zu Tag planen

Realschule kann wegen Krankheitswelle nur von Tag zu Tag planen

Krankheitswelle bei Lehrern beeinträchtigt Unterricht noch immer - Regierungspräsidium lobt Krisen-Kommunikation mit Eltern

Weil sich am Montag überraschend 15 von 33 Lehrern krankmeldeten, fallen an der Kurpfalz-Realschule auch am Mittwoch Unterrichtsstunden aus. Wie es dann weitergeht, wollen Schulleitung und Aufsichtsbehörden jeden Tag neu entscheiden. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Es ist eine Situation, die selbst das Schulamt als "einmalig" einstuft: 15 von 33 Lehrern der Kurpfalz-Realschule hatten sich am Montagmorgen überraschend krankgemeldet. Vier Klassen mussten nach Hause geschickt werden.

Einen Tag später hatte sich die Lage zwar leicht entspannt, vom Normalzustand war die Kurpfalz-Realschule am Dienstag jedoch noch ein gutes Stück entfernt. "Es wurde nach dem Ersatzplan verfahren, der noch am Montagabend an die Elternbeiräte verteilt wurde", sagte Vorsitzende Christiane Haase auf Nachfrage. "Alle Kinder waren wieder in der Schule und wurden auch unterrichtet."

Das bestätigte am Dienstagabend auch das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe auf Nachfrage. "Es ist sichergestellt, dass alle Schüler der Schule täglich Unterricht erhalten", teilte eine Sprecherin mit. "Der Unterricht ist im Durchschnitt auf drei bis vier Stunden je Klasse verkürzt." Manche Lehrer, die am Montag noch krankgemeldet waren, seien zwar am Folgetag schon wieder im Dienst gewesen. Eine weitere Lehrkraft sei jedoch zusätzlich ausgefallen.

Ob es zwischen den Erkrankungen der Lehrer einen Zusammenhang gibt, war am Dienstag unklar. Nach Aussage der Schulleitung spreche vieles dafür, dass es lediglich um "Erkältungskrankheiten" gehe, so das RP. "Aus den einzelnen Äußerungen der erkrankten Lehrkräfte ergaben sich keine Anhaltspunkte, dass es sich um schwerwiegendere oder meldepflichtige Erkrankungen handeln könnte." Das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises sei dennoch vom Schulamt informiert worden, um reagieren zu können, falls die krankheitsbedingten Ausfälle in Zusammenhang stünden.

Ersatzplan für die gesamte Woche

Die Kurpfalz-Realschule stellt sich unterdessen darauf ein, über die gesamte Woche hinweg mit Ersatzplänen zu arbeiten. "Es werden Vertretungspläne mit den vorhandenen Lehrkräften erstellt", teilte das Regierungspräsidium mit. Krankheitsvertretungen, die von anderen Schulen nach Schriesheim beordert werden könnten, seien derzeit aber nicht verfügbar.

"Auch eine kurzfristige Abordnung bedarf der Planung an den beteiligten Schulen, sowie der Beteiligung des Personalrates und hat deshalb eine gewisse Vorlaufzeit", begründet das Regierungspräsidium die Verzögerungen. Die Kapazitäten der umliegenden Schulen seien aber schon abgefragt worden, sodass für die kommende Woche reagiert werden kann, "falls dann noch Bedarf bestehen sollte". Mit der Kurpfalz-Realschule sei abgestimmt, dass die Situation "täglich beobachtet und bewertet" wird.

Sicher ist, dass am Mittwoch zumindest Teile des Unterrichts ausfallen werden. Das bestätigten auch betroffene Eltern. "Meine Kinder hatten heute vier Stunden Unterricht", sagte eine Mutter, deren Name der Redaktion bekannt ist, am Dienstag auf Nachfrage. "Am Mittwoch ist für diese Klassen auch nur ein verkürzter Unterricht geplant."

Über den Stundenplan für Donnerstag sollen die Realschüler am Mittwoch an den Vertretungsplänen informiert werden. Alles darüber hinaus sei jedoch eine "Tag-für-Tag-Entscheidung", bemängelte eine Mutter. "Auf der Webseite steht nichts, das Sekretariat ist nicht zu erreichen – die Kommunikation ist nicht der Hit."

Das Regierungspräsidium betonte dagegen, das Vorgehen sei mit dem Elternbeirat abgestimmt. Elternschaft und Schüler seien von der Schulleitung seit Montagmorgen "bestens informiert" worden, über die Aushänge in der Schule sowie einen E-Mail-Verteiler. Auf letzterem Weg gab es zumindest zu Beginn Probleme: Der Anhang "Grippewelle" einer ersten E-Mail war wegen eines Fehlers in der Datei teilweise nicht lesbar. Erst eine zweite E-Mail brachte Aufklärung.

Ein vorläufiger Unterrichtsplan für den Folgetag, der am Montag noch auf der Internetseite der Kurpfalz-Realschule einsehbar war, war am Dienstag nicht mehr verfügbar. Die Schulleitung ließ telefonische und schriftliche Bitten um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Auch vom Schulträger, der Stadt Schriesheim, gab es keine Informationen: "Wir sind als Träger nur für die Infrastruktur zuständig", sagte Hauptamtsleiter Dominik Morast.

Update: 28. Januar 2020, 21.30 Uhr
Von Maren Wagner und Philipp Weber

Schriesheim. Für vier Klassen der Kurpfalz-Realschule in Schriesheim endete der Schultag am Montag bereits nach wenigen Minuten. Sie wurden nach Hause geschickt, weil ihre Lehrer dort geblieben waren. Kurz nach 7 Uhr, so erzählt es Schulleiterin Petra Carse, habe sie erfahren, dass sich 15 Kollegen krankgemeldet hätten – von insgesamt 33 Lehrkräften und zwei Referendaren. Ein gewöhnlicher Schulbetrieb war nicht mehr möglich.

Immer wieder beklagen Schulen im Land, dass ihnen Lehrkräfte fehlen. Die Schriesheimer Realschule mit über 400 Schülern sei in dieser Hinsicht aber gut aufgestellt, sagt Carse: "Wir haben kein strukturelles Problem, sondern ein akutes." Wenn eine unerwartete Krankheitswelle auf einmal fast die Hälfte des Lehrkörpers trifft, hilft die beste Vorbereitung nichts. Dann ist auch das Schulamt machtlos. "Diese Situation ist einmalig", sagt Endrik Ebel, "das gab es noch nie." Ebel ist der für die Schriesheimer Realschule zuständige Schulrat im Mannheimer Schulamt. Er wurde gleich morgens von Carse informiert, mit ihm war abgestimmt, den vom Lehrerausfall betroffensten Klassen einen Tag freizugeben.

Fällt ein Lehrer absehbar für längere Zeit aus, kann Ebel das über Ersatzlehrer abfedern. Dafür aber muss die Stelle je nach den Fächern, die die erkrankte Lehrkraft unterrichtet, ausgeschrieben werden, es sind Formalia einzuhalten, die dazu führen, dass das Prozedere mindestens drei Wochen dauert. Der Schriesheimer Realschule nützt das also nichts: Bis die Ersatzkräfte da wären, dürften die meisten Lehrkräfte wieder gesund sein.

Schneller können Krankheitsvertreter untergebracht werden. Die seien in der Regel im Januar aber alle schon im Einsatz, sagt Ebel. Das Schulamt prüft daher nun, ob Lehrer aus Nachbarschulen kurzfristig nach Schriesheim abgeordnet werden könnten. Doch auch das dauere mindestens drei Tage, sagt Ebel, weil auch der Personalrat zustimmen muss. Ein weiteres Problem: Werden diese Lehrer abgezogen, fallen an ihren Schulen etwa Arbeitsgemeinschaften aus. Ebel: "Am sinnvollsten ist es, wenn wir uns diese Woche mit Notfallplänen durchhangeln." Bereits am Montagmittag war auf der Internetseite der Realschule der Unterrichtsplan für Dienstag zu sehen. Demnach sollten die 17 Klassen zumindest in verkürzter Form unterrichtet werden.

Keine Schule schickt ihre Schüler so einfach nach Hause, besonders wenn es sich um Minderjährige handelt. Petra Carse musste am Montagmorgen daher Eltern anrufen und den Elternbeirat informieren. "Der Elternbeirat unterstützt die Realschule uneingeschränkt, was den Umgang mit der Grippewelle betrifft", so Elternbeiratsvorsitzende Christiane Haase in einer Stellungnahme, in der die mutmaßliche Ursache der Krankmeldungen anklingt: "Es war nicht vorauszusehen, dass so viele Lehrkräfte am Montag krank sind." Schulleiterin Carse habe angerufen, als sie merkte, dass mehr und mehr Krankmeldungen kommen, so Haase. Doch da waren viele Schüler schon auf dem Weg, die erste Stunde beginnt um 7.50 Uhr.

Sie habe weiteren Elternvertretern eine E-Mail geschickt, die an alle Betroffenen weitergeleitet werden sollte: "Viele Eltern arbeiten, eine Telefonkette hätte auch nicht mehr gebracht." Die Schüler seien gefragt worden, ob sie einen Schlüssel haben oder mit zu Freunden gehen können. "Wir hoffen, dass sich die Situation bald ändert und die Schüler Regelunterricht haben", so Haase. Die Schulleitung tue ihr möglichstes, um über den Sachstand zu informieren.

Schulrat Ebel sagt, er habe mit Schulleiterin Carse vereinbart, täglich zu telefonieren. Sollte sich in den kommenden beiden Tagen abzeichnen, dass und wie viele Lehrer länger ausfallen, müssten doch Lehrer aus anderen Schulen einspringen oder solche, die Ende des Monats aus der Elternzeit zurückkehren.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung