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18.02.2020

Talhof-Bänke entpuppen sich als unerwartet schwierige Spende

Arbeitskreis Schriesheimer Senioren darf die Talhof-Bänke nicht in der Stadt aufstellen. Dort ist nur noch ein Standardmodell erlaubt.

Von Volker Knab

Schriesheim. Der Arbeitskreis Schriesheimer Senioren (ASS) spendet der Stadt acht neue Sitzbänke zum Ausruhen im Wert von 5000 Euro. Die Wiedereingliederungshilfe Talhof wird sie anfertigen. Doch innerhalb des Stadtgebiets werden sie keinen Platz bekommen – weil dort nur noch ein Standardmodell aufgestellt werden darf. Kurzfristig stand das Spendenprojekt deshalb auf der Kippe, bis sich der ASS dazu entschied, die Bänke entlang neuer Wanderrouten außerhalb der Stadt zu errichten.

"Diese Idee haben wir im Laufe der Gespräche entgegen der ursprünglich eingereichten Planung noch nachgeschoben", erläuterte der Vorsitzende des ASS, Peter Ahlf auf Nachfrage gegenüber der RNZ. Jedes Jahr unterstützt der Arbeitskreis mit einer größeren Spende Schriesheimer Vereine, Initiativen oder Organisationen. Im Mai 2019 hatte der Vorstand des ASS besagte Sitzbank-Spende beschlossen. Doch mit seinem Projekt stieß der ASS auf unerwartete Schwierigkeiten.

Denn der Arbeitskreis wollte von der in Schriesheim ansässigen Wiedereingliederungshilfe Talhof für wohnungslose Frauen und Männer gefertigte Sitzbänke anschaffen. Das sei schon einmal so erfolgt, erläuterte Ahlf. Der ASS holte deshalb beim Talhof einen Kostenvoranschlag ein: rund 400 Euro pro Bank. Dann bewarb sich der Arbeitskreis mit diesem Projekt bei der H+G Bank Stiftung, um weitere finanzielle Mittel zu bekommen.

Als der ASS kurze Zeit später Kontakt mit dem Stadtbauamt aufnahm, erhielt er aber zur Verblüffung der Verantwortlichen einen ablehnenden Bescheid. Die Begründung: Die Stadt Schriesheim stelle innerstädtisch nur noch Sitzbänke nach einem standardisierten Modell auf. "Das hat rein praktische Gründe", sagte hierzu Bürgermeister Hansjörg Höfer der RNZ. Denn Spenden von Sitzbänken an die Stadt wären gar nicht so selten.

Das habe dazu geführt, dass inzwischen in jedem Baugebiet andere Modelle von Sitzbänken stünden. Die Spende sei aber nur das eine, die Bänke müssten auch unterhalten und gegebenenfalls repariert werden. Dies sei ein nicht zu unterschätzendes "Geschäft", so Höfer. Mit dem Standardmodell sei das im Fall einer notwendig gewordenen Reparatur allein schon wegen der Ersatzteile aber viel einfacher. Außerdem trägt das Standardmodell die TÜV-Plakette, nannte Höfer einen weiteren, versicherungsrechtlichen Grund der Ablehnung des eingereichten Vorschlags des ASS.

Für das Spendengeld solche Standardmodelle durch das Bauamt anschaffen zu lassen, wollte wiederum der ASS nicht mittragen. Das Standardmodell der Stadt kostet rund 1400 Euro pro Stück und ist damit deutlich teurer als der beim Talhof eingeholte Kostenvorschlag für die Fertigung einer Sitzbank. "So geht man nicht mit Spendengeldern um", erläuterte Ahlf seinen Standpunkt mit Blick auf die von der H+G Bank Stiftung erhaltenen Gelder.

Für den ASS war es zudem von zentraler Bedeutung, die Sitzbänke vom Talhof anfertigen zu lassen, um mit dem Geld eine soziale Schriesheimer Einrichtung zu unterstützen. Die Angelegenheit spitzte sich im weiteren Jahresverlauf immer weiter zu. Beim ASS liefen schon Überlegungen, die Spende ganz zurückzuziehen und der H+G Stiftung das erhaltene Geld zurückzuerstatten. Daher wandte sich der ASS zuletzt direkt an Bürgermeister Hansjörg Höfer, um doch noch eine Lösung in dieser Angelegenheit zu finden.

Ende vergangener Woche informierte Höfer den Arbeitskreis schließlich über die Entscheidung, die vom Talhof gefertigten Sitzbänke im Außenbereich der Stadt, also entlang von Feldwegen zu akzeptieren. Dafür könne der ASS jetzt Standorte suchen und empfehlen. Die Stadt prüfe dann, ob das Grundstück, auf dem die Sitzbank steht, ihr selbst gehöre, so Höfer gegenüber der RNZ. Außerdem wird es bei den Standortprüfungen durch die Stadt um verkehrssicherheitsrechtliche Fragen gehen.

Die Sitzbänke sollen entlang dreier geplanter Senioren-Rundwanderwege im westlichen Teil der Stadt aufgestellt werden, heißt es seitens des ASS, der mit dem jetzt gefunden Kompromiss die Sitzbänke beim Talhof bestellen kann. Aufgestellt werden sie aber vom städtischen Bauhof, so ASS-Vorsitzender Ahlf. Im letzten Schritt wird der ASS die Sitzbänke mit Hinweisschildern versehen, aus denen hervorgeht, dass die Ruhebank vom ASS gestiftet, vom Talhof gefertigt und durch eine Spende der H+G-Bank-Stiftung unterstützt wurde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung