Schriesheim im Bild 2023

09.07.2004

Schon wieder zu trocken

Bauern sehnen sich nach Regen

Schriesheim. (ron) Das wechselhafte Wetter der letzten Tage täuscht. Es hat schon wieder viel zu wenig geregnet in den letzten Monaten, so klagen die Landwirte der Bergstraße. Ihre Saison ist wieder einmal sehr knifflig.

Beispiel Zwetschgen. Rund 30 Sorten pflegen Schriesheims Obstbauern wie Karl-Heinz Spieß, Winfried Krämer, Jutta Becker, Peter Haas oder Peter Jäck. So können sie von Juni bis September auf dem Obstgroßmarkt frische Ware anbieten, weil die Sorten zu unterschiedlichen Zeiten reifen. Die Haupternte beginnt in den nächsten Tagen - und damit auch die Sorgen. "Es ist alles viel viel zu trocken", klagt Landwirt Karl-Heinz Spieß. Die Zwetschgenernte hat in diesem Jahr sogar etwas Absurdes an sich: weil bei der Blüte im Frühjahr sehr gute Bedingungen geherrscht haben, also warm und trocken, hängen die Äste der Bäume mit Früchten nur so voll. Das war bei den Kirschen genauso.

Weil die Bäume aber zu wenig Wasservorrat gespeichert haben, können sie die Früchte nicht so kräftig ausbilden wie sonst. Deshalb haben umsichtige Bauern wie Karl-Heinz Speß schon vor Wochen begonnen, die Zwetschgen auszudünnen. "Ganze Hände voll haben wir grün gepflückt und auf den Boden geworfen", erklärt er, "das hat einem in der Seele weh getan". Aber sonst hätten die Früchte nie die gewünschte Größe und Qualität erreicht. Um seine Kirschen aufzupäppeln, hat Spieß in diesem Jahr sogar bewässert. Das ist in Schriesheim außergewöhnlich, denn dort gibt es im Gegensatz zu Leutershausen keinen Brunnen für die Landwirte. Spieß musste also normales Trinkwasser aus dem Wasserhahn ausbringen. So etwas kostet Zeit und Geld. Aber die Bauern wissen längst, dass sie heutzutage schier Bäume ausreißen müssen, um am Markt zu bestehen.

Die frühen Zwetschgensorten, so Spieß, bekamen noch genug Feuchtigkeit mit. Auch die Johannisbeeren, die gerade gepflückt werden, sind normal gewachsen, bei den jungen Rebanlagen wird es schon problematisch. Und ab jetzt wird es knapp. Spieß und seine Kollegen fürchten, dass es sogar noch schlimmer werden könnte als im letzten Sahara-Sommer des Jahres 2003. "Im letzten Jahr hatten wir wenigstens noch genügend Winterfeuchtigkeit", erinnert er sich, "aber dieses Jahr hat ja schon im Winter der Niederschlag gemangelt". Bei den Zwetschgen kommt dazu, dass die Übermenge des ersten Halbjahres die Preise verfallen lässt. Den Bauern schwant Übles. Das letzte Jahr steckt ihnen ja noch in den Knochen - und im Portemonnaie. Noch ein Jahr mit rund 40 Prozent Ernteausfall kann sich wohl kaum einer leisten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung