Schriesheim im Bild 2023

09.07.2004

Tappt der Fuchs nun in die Falle?

Von Roland Kern

Schriesheim. Jetzt gibt es kein Pardon mehr. Der kleine Schriesheimer Südstadt-Fuchs muss ganz schön schlau sein, wenn er nicht in die Falle tappen will, die ihm die Jäger gestern Abend aufgestellt haben. Er frisst übrigens am liebsten süße Teilchen vom Bäcker.

Schriesheim Süd in den oberen Hanglagen. Ein wunderschönes Wohnviertel. Große Grundstücke, alte verwunschene Gärten, dichte Hecken, alte Bäume. "Ein Paradies für einen Fuchs", sagt Karl Balmert und schaut sich um. Der Hegeringleiter der Bergstraßen-Jäger und Jagdaufseher Ralf Ziegler haben die Spur des ausgefuchsten Südstadt-Bewohners längst aufgenommen. Unter einem Gartenzaun in der Edelsteinstraße ist eine Kuhle gegraben, am Zaun kleben ein paar rötliche Drahthaare. "Das ist sein Weg", erklärt Ziegler fachmännisch.

Hinter dem Haus steht die Liege, die der kleine Meister Reinecke in den letzten Tagen zum Lieblingsplatz auserkoren hat (die RNZ hat mehrfach berichtet). Auch gestern Abend waren frische Fellhaare auf der Decke, dazu Tappser von Pfoten. "Der hat hier Mittagsschlaf gehalten", schmunzelt Karl Balmert. Doch dem Fuchs, der seit Tagen durch das Viertel streift und die Leute sehr unterschiedlich in einen verängstigten, ergriffenen oder belustigten Zustand versetzt, werden die gemütlichen Nickerchen auf der Veranda-Liege wohl vergehen.

Fachmännisch haben Ziegler und Balmert gestern Abend eine Falle aufgestellt, in der Meister Reinecke lebend und unversehrt gefangen werden soll. Sie sieht aus wie ein kleiner Käfig, drinnen hängt als Köder ein Süßes Teilchen, das Ziegler ganz profan beim Bäcker um die Ecke gekauft hat. "Auf so etwas sind junge Füchse ganz wild", grinst er. Die Falle hat einen Mechanismus, durch den auf beiden Seiten die Klappen herunterfallen, wenn das Tier gefangen ist. Wichtig: es ist mit einer Plane verhängt; bei Helligkeit würde der gefangene Fuchs womöglich in Panik geraten, toben und sich verletzten. Das wollen die Jäger aber vermeiden.

Übrigens betonen die Waidmänner, dass ihre Hilfe rein freiwillig ist. Normalerweise findet in bewohnten Gebieten keine Jagd statt; der Grundstückseigentümer ist selbst für die Viecher in seinem Garten zuständig. "Aber wir helfen gerne, wo wir können", verspricht Balmert. Übrigens gingen der Falle in den letzten Tagen einige bürokratische Hemmnisse voraus. Das Landratsamt muss eine Bejagung in einem bewohnten Gebiet extra genehmigen. Gestern ist die Genehmigung eingetroffen. Und Balmert hat sofort reagiert.

Die Jäger sind trotzdem verärgert: "Die Anwohner tragen eine Mitschuld, wenn sich wilde Tiere in einem bewohnten Gebiet niederlassen", erklärt Ziegler. Komposthaufen mit Essensresten und auf den Verandas stehende und selten geleerte Katzenschälchen locken die Füchse an. Mancher Anwohner, heißt es, habe dem Fuchs sogar extra eine Mahlzeit bereitet. Für die Jäger ist klar: "Das ist unverantwortlich, schließlich ist ein Fuchs ein Wildtier und kann immer gefährlich werden, auch wenn er zahm wirkt."

Die Jäger gehen sogar davon aus, dass der Fuchsbau irgendwo im Viertel liegt. Möglichkeiten gäbe es genug. Und Füchse bringen ihre Jungen nur dort zur Welt, wo sie wissen, dass es genügend Nahrung gibt. Jetzt kontrollieren Balmert und Ziegler im Schichtdienst täglich zwei Mal die Falle. "Fifty-Fifty", so beurteilt der Hegeringleiter die Chance, dass der Fuchs in die Falle tappt. Sicher scheint hingegen: "Als Erstes sitzt erstmal die Katze vom Nachbarn drin."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung