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11.03.2020

Mathaisemarkt Schriesheim: Das erste und letzte Frühlingsfest des Jahres in der Region?

Mathaisemarkt Schriesheim: Das erste und letzte Frühlingsfest des Jahres in der Region?

Das Coronavirus und seine Risiken prägten auch den "Behördentag" auf dem Schriesheimer Mathaisemarkt

Die Sorge vor dem Infektionsrisiko hatte auch Folgen für den Empfang der Ehrengäste auf dem Schriesheimer Mathaisemarkt. Auf Begrüßungen per Handschlag verzichteten die Behördenvertreter. Und die Weinhoheiten aus Schriesheim, Lützelsachsen, Hemsbach und Groß-Umstadt wurden im Zehntkeller nicht von den Neulingen des Empfangs geküsst. Foto: Peter Dorn

Von Carsten Blaue

Schriesheim.Zur Begrüßung wurden keine Hände geschüttelt. Im Zehntkeller blieben die Weinhoheiten ungeküsst. Und auch der Rundgang über den Rummel fiel nicht ganz so schwungvoll aus wie sonst. Und das lag nicht am fiesen Wetter: "Wegen des Coronavirus diskutieren wir in der Verwaltung jeden Tag", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer am Dienstagmorgen beim traditionellen Empfang der Ehrengäste und Behördenvertreter auf dem Mathaisemarkt. Das Feiern in Zeiten der Virus-Krise und wie es ab Freitag weitergeht mit dem ersten Frühlings- und Volksfest in der Region, waren die bestimmenden Themen. Bekannt war da noch nicht, dass das Land Baden-Württemberg alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verbieten wird. Eine Entscheidung hatte Höfer schon zuvor getroffen: "Wir werden das Fanfarenzugtreffen am zweiten Wochenende absagen."

An der Weinprämierung im Zehntkeller am Mittwoch hält die Stadtverwaltung aber fest. Auch die RNZ-Riesenradweinproben am Donnerstag können stattfinden. Ansonsten ruht der Mathaisemarkt an den nächsten beiden Tagen ohnehin. Am Freitag sollte das Volksfest in den Endspurt starten und am Sonntag mit einem Brillantfeuerwerk enden. Bei der Absage des Fanfarenzugtreffens habe man den Musikvereinen auch etwas die Entscheidung abgenommen, so Höfer: "Die fragen sich doch selbst, ob sie kommen sollen oder nicht."

Der Bürgermeister sagte, er habe sich vergangene Woche an der Fußball-Bundesliga und den Pokalspielen orientiert: "Da waren dicht an dicht so viele Zuschauer im Stadion, wie bei uns während des ganzen Mathaisemarkts." Außerdem habe das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises bislang immer wieder gesagt, das Fest sei als Freiluftveranstaltung "unproblematisch". Doch wenn die Bundesliga bald vor leeren Rängen spiele, müsse man sich dann ebenfalls daran orientieren, so Höfer. Oder eben an den neuen Vorgaben, die am Abend aus Stuttgart kamen.

Weinkönigin Sofia dankte Höfer ausdrücklich dafür, "dass ich und meine Prinzessinnen Fabienne und Lena am Freitag eine richtige Krönung hatten". Der Krönungsabend hatte im Festzelt stattgefunden. Auch sonst bekam Höfer Rückendeckung für sein bisheriges Festhalten am Mathaisemarkt. Etwa aus der Nachbarschaft. Dossenheims Bürgermeister David Faulhaber sagte, Höfer habe genau die richtige Entscheidung getroffen. Was man schließlich auch mache, es werde immer Diskussionen geben. Faulhaber selbst hatte im Vorfeld übrigens entschieden, dass in seiner Gemeinde alle Veranstaltungen mit erhöhtem Infektionsrisiko abgesagt oder verlegt werden.

Das galt für Veranstaltungen in geschlossenen und schlecht belüfteten Räumen, bei denen größere Besucherzahlen unter beengten Platzverhältnissen erwartet werden. Schließlich müsse die Gesundheit im Vordergrund stehen, so Faulhaber auf der Internetseite der Gemeinde. Am Dienstagabend stieg dagegen die "Maximum Sunshine-Party" im Mathaisemarkt-Festzelt.

Gleichwohl sprach auch Inge Pfrang, Ortsvorsteherin in Schriesheims kleinerem Ortsteil Ursenbach, am Vormittag von der "großartigen Entscheidung" Höfers, das Volksfest doch zu feiern. Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder wollte mit den Ehrengästen im Zehntkeller gar anstoßen in der Hoffnung, dass der Mathaisemarkt dieses Jahr nicht das erste und letzte Frühlingsfest in der Region sein wird. Dieser Zuversicht konnte sich Hirschbergs Bürgermeister Ralf Gänshirt nicht anschließen. Es sei ein frommer Wunsch, dass das Coronavirus bald kein Thema mehr sein werde. Sein neuer Laudenbacher Kollege, Benjamin Köpfle, sprach von "schwierigen Vorzeichen" für den Mathaisemarkt. Und Höfer selbst äußerte grundsätzliche Sorge vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise, in der Schuldzuweisungen nicht weiterhelfen würden. Sondern vielleicht etwas "Urvertrauen", das man in dieser Zeit brauche.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung