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21.03.2020

Coronakrise: Wie sich Schriesheims Handel und Gastronomie nun einrichten

Coronakrise: Wie sich Schriesheims Handel und Gastronomie nun einrichten

Stadt veröffentlicht Liste mit Lieferdiensten - Nicht jeder Betrieb will mitmachen - Im Bauzentrum Bloemecke, das noch offen hat, ist viel los

Hochbetrieb im weiterhin geöffneten Baustoffzentrum Bloemecke: Stefan Held (rechts) kauft ein, Mitarbeiter Thomas Dammann berät. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Die letzten Tage hatte Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger eine Menge zu tun: Er besuchte die Schriesheimer Händler und Wirte – einerseits um über die neuen Regelungen zu informieren, andererseits um die Liste mit Abholdiensten anlegen zu können: Damit will die Stadt die Bürger darüber informieren, dass trotz Corona-Krise Einzelhandel und Gastronomie noch da sind – und, wenn auch über andere Wege, den Kontakt zu den Kunden halten wollen. Seit Freitag ist nun eine erste Liste fertig, die man im Internet einsehen kann. Wer es nicht so mit dem Internet hat: Das alles soll auch im Mitteilungsblatt erscheinen. 24 Unternehmen stehen jetzt erst mal, Stand Freitag, 13 Uhr, drauf: vier Apotheken, zwei Läden für Blumen, einer für Bücher, drei für Elektronikartikel, zwei für Haushaltswaren und zwölf Restaurants. "Das werden aber bestimmt noch mehr werden", so der Wirtschaftsförderer.

Bei seinem Rundgang durch die Schriesheimer Geschäftswelt traf Filsinger "fast durchweg auf Unsicherheit": "Natürlich haben alle Verständnis, aber für viele Unternehmer geht es um die Existenz. Ich habe den Eindruck: je kleiner die Firma, desto größer die Sorgen." Immer wieder wird er mit Fragen konfrontiert, wie die Betriebe unterstützt werden können, aber hier muss Filsinger an das Landeswirtschaftsministerium verweisen: "Da ist vieles noch völlig unübersichtlich."

Aber nicht jede Wirtschaft kann oder will einen Abholservice anbieten, das hat Filsinger erfahren, als er mit Marianne Holzmann vom "Deutschen Hof" sprach. "Wir machen ganz zu", sagte sie der RNZ, "leicht ist mir das nicht gefallen, aber der Aufwand lohnt sich nicht. Zu uns kommen die vielen Stammgäste und trinken etwas, wenn sie auf die Hähnchen warten. Aber das geht alles nicht mehr." Weil ihr Lokal ein Familienbetrieb ist, gelten hier andere Regeln: Sie muss keine Angestellten bezahlen, sie kann die Zeit nun für sich nutzen: "Ich bin 80 Jahre und ruhe mich jetzt etwas aus." Sorgen um ihren alteingesessenen Betrieb macht sie sich nicht: "Man übersteht das, wenn man wenig Personal hat. Wir müssen dann kleine Brötchen backen." Und sie hofft, dass die Biergartensaison dann doch noch kommt.

In der Heidelberger Straße ist zwar weniger Betrieb als noch am Dienstag, als die RNZ vorbeischaute, aber verödet ist die Einkaufsmeile deswegen noch lange nicht – auch wenn das Kaffeehaus coronabedingt geschlossen hat. Denn immerhin haben noch die beiden Bäckereien und die Rathausmetzgerei geöffnet. Dort gelten allerdings strenge Zugangsbeschränkungen, und die Kunden stehen gesittet auf der Straße mit gehörigem Abstand an. Alexander Urban hat vor der Kasse sogar eine Plexiglasscheibe angebracht, die Theke ist mit Flatterband abgetrennt, das von einer überaus dekorativen alten Parkuhr ("Die stammt von meinem Bruder und stand nur im Abstellraum, endlich hat sie einen Nutzen") gehalten wird. Vor dem Eingang des Backhauses Höfer steht sogar ein Waschbecken samt Seifenspender, das jeder vor dem Eintreten benutzen sollte.

Zu den Unternehmen, die weiterhin geöffnet haben, zählt auch das Bauzentrum Bloemecke im Gewerbegebiet. Sven Michelhans vom Verkauf berichtet über "gute Geschäfte": "Es waren vor allem Leute da, die wir noch nie gesehen haben." Offenbar nutzen viele die erzwungene Freizeit für Renovierungsarbeiten: "Der Betrieb wurde kontinuierlich stärker. Auch viele Handwerker holen sich die Baustoffe in ihre Lager, um sie vorrätig zu haben, wenn wir doch schließen sollten." Auch wenn es, wie bei den Bäckereien und der Metzgerei in der Heidelberger Straße, hier noch keine Zugangsbeschränkungen gibt: Mit Plexiglas an den Verkaufstresen werden nun die Verkäufer geschützt. Abstandsmarkierungen braucht es noch nicht: "Das funktioniert mittlerweile ganz von allein", so Michelhans. Und wie sieht mit dem Lieferdienst aus? "Wir fahren jeden Sack Sand. Auch wenn sich das nicht rechnet."

Unterdessen wurde am Eingang des Backhauses Höfer ein Waschbecken aufgehängt. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung