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26.03.2020

Auch neue Pläne für Schwarzen Adler abgelehnt

Auch neue Pläne für Schwarzen Adler abgelehnt

Ausschuss für Technik und Umwelt störte sich an der wuchtigen Fassade und den Gauben - Gestaltungsbeirat soll eingeschaltet werden

Der Schwarze Adler, wie er bis vor Kurzem aussah – nun ist das markante Gebäude an der Landstraße vollständig abgerissen. Foto: Dorn

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Es grüßt nicht täglich das Murmeltier, sondern bald monatlich der "Schwarze Adler". Der Neubau an der Landstraße war auch diesmal Thema im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU). Nach der Ablehnung einer informellen Bauvoranfrage im Februar hatte der Bauträger nun geänderte Pläne vorgelegt. Sie griffen auf, was der ATU damals verlangt hatte: Eine bessere Gliederung des Gebäudes und eine aufgelockerte Fassade. Die einheitliche Firsthöhe ist damit vom Tisch, und die neuen Pläne entsprächen auch dem Bebauungsplan, sagte Bauamtsmitarbeiterin Beate Kreis. Insofern empfahl die Verwaltung dem ATU, die benötigte sanierungsrechtliche Genehmigung zu erteilen. Der Satz in der Beschlussvorlage, dass dieses Bauvorhaben "generell zu begrüßen" sei, weil damit ein weiteres Grundstück im Zuge des Sanierungsgebiets städtebaulich aufgewertet werde, war womöglich der Kritik in der Februarsitzung geschuldet. Kreis sprach damals von einem "Klotz", Georg Grüber von der Grünen Liste gar von einer "Riesenkaserne".

Abgerissen ist das seit 2007 leerstehende einstige Hotel inzwischen. Seit 2014 läuft das Bauvorhaben, auf dem Grundstück in der Landstraße 40 ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen zu errichten. Das bestehende Hinterhaus bleibt dabei erhalten – hier entstehen vier neue Wohnungen.

Aber die Kritik blieb auch diesmal nicht aus. "Mit der Rückseite des Gebäudes könnte ich leben – aber die Vorderseite? Ich finde das nicht schön", sagte Grüber. Er bemängelte, dass die eingezeichneten Gauben eigentlich gar keine seien. Schleppgauben seien nicht nur attraktiver, sondern man könnte mit ihnen auch letztlich mehr Raum herausholen. "Das bleibt immer noch ein großer Klotz mit drei fünfgeschossigen Türmen zur Straße hin", meinte er weiter. Seine Fraktion lehne das in der geplanten Form weiterhin ab. Regelrecht begeistert schienen auch die anderen ATU-Mitglieder nicht zu sein. "Zwei Herzen schlagen in meiner Brust", meinte Michael Mittelstädt (CDU). Die Dachlandschaft sei jetzt zwar aufgelockerter und der Bauherr halte sich an die Vorgaben.

Allerdings hätte er sich gewünscht, dass das Gebäude zur linken Hand "besser angeschlossen" würde. Kreis meinte, dass vielleicht auch dieses Gebäude irgendwann saniert und "angepasst" werde. "Der Adler war vorher auch nicht klein – wir können nicht urteilen, was uns gefällt", argumentierte Jutta Becker (Freie Wähler). Die neuen Pläne sähen "Stufen besser aus". Sebastian Cuny (SPD) fragte, ob die Stadt überhaupt Einfluss nehmen könne, wenn doch lediglich die sanierungsrechtliche Genehmigung zu erteilen sei. Kreis antwortete, die Stadt lege die Ziele in einem Sanierungsgebiet fest, doch der Bauherr habe hier grundsätzlich das Recht auf die benötigte Genehmigung. "Die Straßenansicht ist nicht unbedingt das, was wir dort haben wollen", meinte Cuny.

Doch sowohl er als auch Ulrike von Eicke (FDP) waren bereit, zuzustimmen, weil die Vorgaben des Bebauungsplans erfüllt seien. Christian Wolf appellierte vonseiten der Grünen Liste indes für seinen Vorschlag, das Thema noch einmal in den Gestaltungsbeirat zu geben. "Ich denke, dass wir von der Bevölkerung auf die Ohren bekommen, wenn wir das so durchgehen lassen. Der Bauherr soll die Fassade so gestalten, dass sie für Schriesheim etwas hermacht – wir haben eine städtebauliche Verantwortung, wie etwas aussieht."

Bürgermeister Hansjörg Höfer präzisierte: Man könne den Bauantrag heute ablehnen und die Sanierungsberater der Stadt noch einmal auf die Pläne schauen lassen, um dann mit dem Bauträger zu reden. "Das Signal ist, dass wir die Genehmigung erteilen, wenn die Fassade verändert wird", meinte er. Ein Vorschlag, dem die ATU-Mitglieder einmütig folgten.

Hintergrund: Der Schwarze Adler verdankt seine Existenz der Landstraße von Heidelberg nach Weinheim. 1767 begann die Kurpfälzer Regierung mit deren Bau in Schriesheim, zu dieser Zeit entstand auch die Wirtschaft "Zur Pfalz". Bald wurde auch die gegenüberliegende Straßenseite besiedelt. Um 1820 wird erstmals ein Haus erwähnt, wo das spätere Gasthaus entstehen sollte. Seinen Namen erhielt es von dem seit 1684 bestehenden "Schwarzen Adler" in der Leutershäuser Straße 2; der neue Besitzer Karl Müller übertrug dessen Schildrecht auf sein neues Haus. 1895 erfolgte der Neubau – dabei handelt es sich um den niedrigeren Teil des späteren Baukomplexes. Der höhere Gebäudeteil entstand in den 1920er Jahren, er beherbergte eine Tankstelle und sogar bis in die 1960er Jahre die Krawattenfabrik Feller. Mit dem Verkauf an Wilhelm Grüber 1965 etablierte sich hier ein Gutsweinausschank, unter dessen Sohn Matthias erfolgte der Ausbau zum Hotel. 2007 gab Matthias Grüber wegen seines fortgeschrittenen Alters den Betrieb von Gaststätte und Hotel auf. (hö)

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung