Schriesheim im Bild 2023

31.03.2020

In Altenbach schließt nun auch die Bäckerei Bernauer

Am heutigen Dienstag hat die Filiale zum letzten Mal geöffnet. Zum Jahresende schließt auch die Fitness- und Freizeitanlage "Move".

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Altenbach. Dienstag ist der letzte Tag, an dem Altenbach eine Bäckerei (oder zumindest eine Filiale) haben wird. Denn ab dem 1. April tritt das ein, was Karl Bernauer schon vor einem halben Jahr angekündigt hat: Seine Filiale im Schriesheimer Stadtteil wird schließen – weil sie unwirtschaftlich geworden ist. Und mehr noch, sein weiterer Standort in der Kernstadt, in der Conradstraße am Schulzentrum, wird auch aufgegeben, wohl bereits im April. Möglicherweise gibt es aber hier wenigstens einen Nachfolger, es habe bereits erste Gespräche gegeben.

In Schriesheim sei die Lage mit den geschlossenen Schulen prekär geworden, in Altenbach habe sich die Malaise schon länger abgezeichnet: "Vor vier, fünf Jahren habe ich zwanzig große und zwanzig kleine Krustenbrote in Altenbach verkauft, jetzt sind es nur noch zwölf beziehungsweise acht." Ganz ohne Backwaren müssen die Altenbacher aber nicht bleiben, denn Hans Tisons Kiosk wird, zumindest auf Vorbestellung, die Versorgung übernehmen. Tison erklärte gegenüber der RNZ: "Wir versuchen, jetzt auszuhelfen. Wer am Vortag die Brote oder anderes bestellt, kann sie am nächsten Tag ab 6 Uhr bei uns abholen." Außerdem halte er ein kleines Sortiment Bernauer-Brötchen in seinem Laden bereit.

Für Ortsvorsteher Herbert Kraus ist das eine kleine Erleichterung: "Das ist schon toll, dass Herr Tison da einspringt und die Versorgung gewährleistet." Er konstatiert aber auch: "Seit Jahren bricht uns in Altenbach die Infrastruktur weg", angefangen bei der Schließung der Volksbank-Filiale über das Ende des Lebensmittelmarktes Pröll vor gut drei Jahren bis hin zur fehlenden (beziehungsweise wieder geschlossenen) Gaststätte. Kraus teilt die Diagnose Bernauers: "Zu wenige kaufen hier vor Ort ein." Das gilt im Übrigen auch für den Kiosk von Hans Tison, der erst vor sieben Wochen sein Sortiment um Fleisch- und Wurstwaren erweitert hatte. Hier ziehen die Altenbacher noch nicht so mit, wie von Tison erhofft: "Das wird eher schleppend angenommen, ich nehme mal an, dass es so zehn bis zwanzig Kunden gibt, die das nutzen." An der Qualität, so versichert es auch Ortsvorsteher Kraus, könne das nicht liegen: "Die ist hoch, ich kann es nur empfehlen."

Allerdings erlebte auch Tison, der vor 22 Jahren in der Hauptstraße 27 einen Schreibwarenladen übernahm, wie dünn die Luft für Einzelhändler in Altenbach geworden ist. So habe er vor zwei Jahren sein Schreibwarensortiment ganz aufgegeben, als die Supermärkte, selbst die Discounter, auf einmal Hefte und Stifte in ihr Angebot aufnahmen. Die großen Märkte im Gewerbegebiet sieht auch Bäcker Bernauer als den Grund für die Filialschließung: "Wir haben nur Backwaren, das ist den Leuten zu wenig." Auch Kraus ist sich sicher, dass die meisten Altenbacher Pendler auf dem Weg zur oder von der Arbeit sich anderswo mit Lebensmitteln oder Backwaren eindecken.

Aber es kommt noch dicker: Auch das Fitness- und Freizeitcenter "Move" auf der Kipp kündigte an, seinen Betrieb "spätestens bis zum Jahresende" einzustellen. Seit dem 16. März hat es wegen "Corona" sowieso zu, aber nun gehe man "schweren Herzens" den finalen Schritt: Das sei "das Ergebnis eines jahrelangen Reifungsprozesses, fehlender nachhaltiger Wirtschaftlichkeit und des immer größer werdenden Renovierungsrückstaus", wie es in einem Brief an die Mitglieder heißt. Besonders hart, so Studioleiterin Rebecca Schönleben, hätten ihr Haus "behördlich nicht nachvollziehbare Auflagen beim Brandschutz" getroffen, so musste ein Raum geschlossen werden. Nun hofft Schönleben auf einen neuen Besitzer oder Investor.

Das "Move" wurde am 1. Februar 2001 eingeweiht und gehört zur Beteiligungsgesellschaft von Sabine Plattner, der Frau des SAP-Mitgründers Hasso Plattner. Beide wohnten lange in Altenbach, mittlerweile ist Potsdam ihr Lebensmittelpunkt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung