Schriesheim im Bild 2023

09.04.2020

Corona-Schließungen: Die Schriesheimer Einzelhändler kämpfen – gerade vor Ostern

Corona-Schließungen: Die Schriesheimer Einzelhändler kämpfen – gerade vor Ostern

Die Läden kontern die Schließung mit Liefer- und Abholdiensten - Trotzdem gibt es starke Umsatzeinbußen - Erster Teil des Streifzugs

„Pele Blumen und Geschenke“ in Altenbach hat zwar geschlossen, aber vor dem Laden im Härtweg eine Art Selbstbedienung eingerichtet. Ansonsten gibt es auch einen Liefer- und Abholdienst. Foto: Dorn

Von Marco Partner

Schriesheim. Die Corona-Schließungen treffen den Einzelhandel besonders hart. Während viele Geschäfte notgedrungen ganz dicht machen, versuchen andere, sich zumindest mit einem Liefer- und Abholservice über Wasser zu halten. Die RNZ hörte sich im Einzelhandel um – ähnlich wie gestern bei den Gastronomen – und fragte, wie die Angebote angenommen werden. Den Anfang machen in unserem heutigen Streifzug die Läden, die besonders auf das Ostergeschäft hoffen – die für Blumen, Gartenbedarf und Geschenke.

"Pele Blumen und Geschenke" in Altenbach (Härtweg 2, Telefon: 06220/915605) wurde wie der gesamte Blumenhandel schlagartig vom "Shutdown" getroffen. Frische Ware, bunte Schnittblumen, Veilchen, Rosen oder Primeln können nicht mal ebenso eingefroren oder zurückgeschickt werden. Was heute nicht verkauft wird, ist morgen verwelkt. Relativ schnell richtete das Altenbacher Lädchen deshalb einen Liefer- und Abholservice ein. Zudem gibt es eine Selbstbedienung: So können Kunden auf den Tischen und Holzkistchen nach farbenfrohen Pflanzen Ausschau halten, das Geld wird dann in ein Kuvert gesteckt und eingeworfen. "Es wird gut angenommen", freut sich Angelika Penndorf, dass die Kunden sich nun etwas Duft und Farbe in ihren Quarantäne-Alltag holen wollen. Und dennoch: "Das alles deckt gerade einmal ein Drittel ab, wir machen zwei Drittel Einbußen. Auch das Markt-Angebot ist stark zurückgegangen", verrät ihre Kollegin Anette Lennart. Gerade das Ostergeschäft sei noch gar nicht richtig angelaufen.

Bei "Blumen Angelika" (Heidelberger Straße 47, Telefon: 06203/61147) sieht es ähnlich aus. "Es ist irrsinnig schwer, Blumen über das Telefon zu verkaufen", betont die Inhaberin Angelika Gottschling. Keine Farben, kein Duft, der über den Hörer vermittelt werden kann. Und doch ist sie froh über jeden Anruf. Querbeet werden Geburtstagssträuße oder Osterkränze von älteren wie jüngeren Kunden angefragt. "Wir können nur mit Individualität punkten", betont Gottschling, die sonst auch vom Freilandverkauf lebt.

Auch "Blumen Kimmel" (In der Schanz 25, Telefon: 06203/61207) hat einen Bestell- und Lieferservice für Schnittblumen und Topfpflanzen eingerichtet. Aber Inhaberin Daniela Schmidt hat auch einen entscheidenden Vorteil: "Die Gärtnerei darf weiterhin geöffnet bleiben." Der Mindestabstand von zwei Metern müsse gewahrt bleiben, die Einbußen seien aber nicht so "extrem" wie bei anderen Blumenhändlern.

Im "Haus- und Gartenbedarf Wilhelm Müller" (Talstraße 25, Telefon: 06203/ 61367) hingegen sagt Stefanie Parketta: "Mau sieht es aus. Alles ist nur auf das Allernötigste begrenzt." Der angebotene Liefer- und Abholservice (von 10 bis 12 Uhr) wird jedoch genutzt. Abgeholt werden zum Beispiel Soda-Patronen, um das Sprudelwasser wieder aufzufrischen. Geliefert werden momentan vermehrt Sonnenschirme für Balkon und Terrasse. Auf den Gartenmöbeln bleibt das Haushaltswarengeschäft jedoch derzeit sitzen. "Es ist wichtig, präsent zu bleiben, um nicht ganz vergessen zu werden", betont Parketta.

Der Schmuck- und Geschenkartikelladen "Opus" (Heidelberger Straße 10, Telefon: 06203/937684) versucht, die Ladenschließung mit verstärkter Präsenz in den Sozialen Medien zu kontern: So werden Teile des Sortiments auf der Facebook-Seite gezeigt. "Es gibt auch Kunden, die Ware im Schaufenster abfotografieren und uns gezielt anfragen", verrät Inhaberin Ingrid Bosselmann. Auch Gutscheine werden per Post verschickt: "Der Liefer- und Abholservice läuft ein bisschen. Wir sind dankbar für alle Kunden, die uns unterstützen. Aber wir leiden wie alle unter der Schließung und freuen uns schon sehr auf die Wiedereröffnung."

Das "ideenReich" (Heidelberger Straße 26, Telefon: 06203/9618436), nur ein paar Schritte weiter, hat sich mit der Ausnahmesituation arrangiert. "Da wir einen Paket-Abholdienst haben, ist unser Geschäft weiterhin geöffnet. Die Tür steht offen, bei Wunsch wird aber auch vor dem Haus bedient", erklärt Birgit Urban-Näher. Da man derzeit auch einen Liefer- und Abholservice für Radio Urban übernimmt, werden "Dinge des täglichen Gebrauchs", wie Batterien, Kopfhörer oder auch mal ein Babyphon abgeholt. Der Lieferdienst selbst werde jedoch weniger in Anspruch genommen. "Man spürt: Die Leute wollen raus, sie haben eine richtige Freude daran, etwas abholen zu können", hat sie festgestellt. Bestellen und selbst Abholen bietet also etwas Ablenkung in diesen Zeiten.

Ein erstes Fazit: Trotz aller Umsatzeinbußen der Geschäfte halten ihnen viele Kunden die Treue – gerade weil sie die Vielfalt vor Ort schätzen.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung