Schriesheim im Bild 2023

15.04.2020

Mal schleppend, mal überraschend gut: Durchwachsene Corona-Erfahrungen der Schriesheimer Gastronomen

Bei allen ist der Umsatz eingebrochen - Zweiter Teil der RNZ-Serie

Von Florian Busch

Schriesheim. Verkürzte Öffnungszeiten, eine kleinere Speisekarte, Mitarbeiter in Kurzarbeit und massive Kosteneinsparungen: Anders ging es für viele Wirte nicht, da die Umsätze so stark eingebrochen sind. Zwar bieten einige Restaurants in Schriesheim einen Liefer- oder einen Abholdienst an, von einem normalen Betrieb kann aber nicht die Rede sein. Nach einem ersten Streifzug durch die Gastronomie setzt die RNZ nun die Serie über die Situation in den Lokalen fort.

> In der "Kleinen Perseria" (Römerstraße 16, Telefon 06203/4048897) gibt es sowohl einen Abhol- als auch einen Lieferservice. Doch die telefonische Bestellung laufe nicht gut, berichtet Inhaberin Nadia Lakzaee. Demnach sei die Zahl der Kunden in letzter Zeit deutlich zurückgegangen: "Im März war tote Hose." Denn vor allem ältere Menschen kämen normalerweise gerne herein, dies ist jedoch aktuell nicht möglich. Und sie glaubt, dass es noch weniger Gäste werden, je länger die Krise dauert. Ihre zwei fest angestellten Mitarbeiter musste Lakzaee inzwischen in Kurzarbeit schicken, allen Aushilfen wurde abgesagt. Um weitere Kosten zu sparen, hat das Restaurant eine kleinere Speisekarte und reduzierte Öffnungszeiten. Ärgerlich sei außerdem, dass alle Getränke nun ablaufen würden, die Lakzaee im Voraus eingekauft hatte.

> Im "Star Restaurant" (Kirchstraße 10, Telefon 06203/61000) würden normalerweise viele zum Essen dableiben, berichtet Angestellter Dervis Colak. Vor allem um die Mittagszeit sei das Lokal mit seinen türkischen Spezialitäten immer gut besucht. Doch aktuell können die Kunden nur den Abholservice nutzen. Deshalb laufe das Geschäft auch "nicht so gut". Viele neue Kunden kämen derzeit nicht, so Colak, die meisten seien regelmäßige Gäste. Diese müssen sich aber nicht wirklich umgewöhnen, da das Restaurant weder geänderte Öffnungszeiten hat, noch eine andere Speisekarte anbietet – zumindest in dieser Hinsicht ein Stück Normalität. Eine vergleichbare Situation hat Colak, der schon seit einigen Jahren Gastronom in Schriesheim ist, noch nicht erlebt.

> Im Gasthaus "Zum Goldenen Hirsch" (Heidelberger Straße 3-5, Telefon 06203/4309491) laufe es den Umständen entsprechend gut, sagt Wirt Fabian Gieser. Liefer- und Abholdienst gingen etwa gleich gut. Dennoch sei die aktuelle Situation "mit dem normalen Geschäft nicht vergleichbar", meint Gieser. Auch er beschäftigt zurzeit weniger Mitarbeiter, und seine Speisekarte ist verkleinert. Zudem hat der Pächter sich dazu entschieden, erst ab 17 Uhr mit dem Betrieb zu beginnen, da vorher die Nachfrage einfach zu gering sei. So schwierig die Situation derzeit auch sein mag, "man muss immer positiv denken", meint Gieser optimistisch. Zum Beispiel freut er sich darüber, dass unter seinen Gästen auch viele neue Gesichter zu entdecken seien. Generell "muss man den Menschen dankbar sein, dass sie uns unterstützen. Ich hoffe, das bleibt so".

> Im Gasthaus "Weißes Lamm" (Talstraße 27, Telefon 06203/64985) werde der Abholservice gut angenommen, beobachtet Inhaber Adam Daveloudis. Allerdings sei es sehr tagesabhängig, mal kämen viele Kunden, mal sei so gut wie kein Betrieb. Immerhin kann der Gastronom seine komplette Speisekarte anbieten, auch die Öffnungszeiten sind so wie immer. Außer dem Ruhetag am Dienstag "müssen wir jeden Tag offen haben", um die laufenden Kosten decken zu können, so Daveloudis. Seine Gäste seien überwiegend Stammkunden, neue habe das Lokal derzeit kaum. Obwohl es nichts bringe, die Situation schönzureden, freut sich Daveloudis über jeden einzelnen Gast: "Ich danke jedem dafür, dass er kommt."

Hintergrund: Für eine erste Zwischenbilanz von "Schriese kaaf in Schriese" sei es noch zu früh, sagt Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger, "aber es sind schon ein paar Coupons eingegangen". Anfang kommender Woche könne man einen ersten Überblick über die Resonanz der Aktion geben. Aber noch läuft sie ja noch, ein Einsendeschluss ist momentan nicht absehbar.

Unterdessen ist die Liste von Schriesheimer Firmen, die trotz der Schließung einen Liefer- oder Abholdienst anbieten, recht stattlich geworden – auch wenn sie sich seit der letzten Woche nicht mehr verändert hat: Sie umfasst mittlerweile 50 Betriebe: vier Apotheken, einen Baumarkt, eine Heißmangel, elf Läden für Lebensmittel (wozu auch Wein gehört), drei für Blumen, eines für Bücher, drei für Elektronik, zwei für Haushaltswaren, zwei für Kleidung, vier für Kosmetik, zwei für Geschenke oder Schmuck, eines für Sanitärbedarf und nicht zuletzt 15 Lokale. (hö)

Info: Die vollständige Liste aller Schriesheimer Betriebe mit einem Liefer- oder Abholservice gibt es unter www.schriesheim.de oder im Mitteilungsblatt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung