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15.07.2004

Versetzung jetzt auf Probe

Im nächsten Schuljahr gibt es an Baden-Württembergs Schulen große Veränderungen - Infoveranstaltung

Schriesheim. (anzi) Im kommenden Schuljahr gibt es einen neuen Bildungsplan an Baden-Württembergs Schulen. Auch an der Kurpfalz-Realschule. Damit Schüler und Eltern wissen, was auf sie zukommt, hat Schulleiter Hans-Jürgen Krieger sie am Dienstagabend darüber ausführlich informiert. Der neue Bildungsplan gilt für die 5. bis 7. Klasse. Die Klassen 8 bis 10 arbeiten zunächst weiter nach dem jetzigen Lehrplan.

Bisher hat man im alten Lehrplan festgelegt, was beizubringen ist. Der neue Bildungsplan geht davon aus, was die Schüler zu lernen haben. "Die Schüler müssen am Ende eines Schuljahres bestimmte Ziele erreicht haben, die so genannten Bildungsstandards", erläuterte der Schulleiter. Am Ende eines jeden Schuljahres gibt es eine in Baden-Württemberg zentrale Abschlussprüfung, die diese Bildungsstandards kontrolliert, ähnlich der Abschlussprüfung in der 10. Klasse. Jedoch zählt diese Arbeit genau so viel wie andere Klassenarbeiten (von denen es zuätzlich noch vier gibt), allerhöchstens doppelt so viel. So müssen die Schüler beispielweise am Ende der Klasse 6 Fähigkeiten vorweisen, wie aufmerksam zuhören, sprechen vor begrenzter Zuhörerzahl, Gedichte auswendig aufsagen und vieles mehr.

Die meisten Fächer bleiben wie gehabt. Nur die Fächer Bio, Chemie, Physik und Erdkunde, Wirtschaftskunde, Gemeinschaftskunde werden im nächsten Jahr in allen Klassenstufen als je ein Fächerverbund in NWA (Naturwissenschaftliches Arbeiten) und EWG zusammengefasst. "Es ist sinnvoll, die Fächer zusammenzuführen, die zusammengehören", unterstrich Krieger. So gibt es das Thema "Auge" in Biologie in der 5. Klasse. Zwei Jahre später wurde bisher Optik in Physik durchgenommen und über Tränenflüssigkeit in Chemie gesprochen. Nun werden diese Themen in einem Unterrichtsfach zusammengefasst. "Das bringt auf Dauer mehr Erfolg und ein zusammenhängendes Wissen", so Krieger. Für die aktuellen Fachlehrer bedeutet das, dass sie sich fortbilden, um die neue Kombination abzudecken.

Im Bildungsplan sind zudem die "TOPS" neu, die Themenorientierten Projekte. Das bedeutet für die 5. und 6. Klasse Technisches Arbeiten (TA). "Der reguläre Unterricht wird für zwei bis drei Tage unterbrochen und die Schüler arbeiten in dieser Zeit nur im Technikraum", erklärte Krieger. Hinzu kommt außerdem IT (Informationstechnik), arbeiten am Computer, schon ab der 5. Klasse.

Früher war die Stundenanzahl der einzelnen Fächer für die Jahrgangsstufen festgelegt. Nun gibt es eine Kontingentstundentafel. Das heißt, die Anzahl der Schulstunden für die einzelnen Fächer in der gesamten Schulzeit ist vorgegeben. Wie die Stunden dann aber über die Schuljahre verteilt werden, liegt bei den jeweiligen Schulen selbst. "Die Kurpfalzrealschule hat ihre Stundentafel in der Lehrerkonferenz festgelegt, sie wurde dem Elternbeirat zur Anhörung vorgelegt und letzte Woche in der Schulkonferenz beschlossen", betonte der Schulleiter. Da aber die vorgegebenen Bildungsstandards erreicht werden müssen, ist der Spielraum relativ klein.

Eine letzte Erneuerung findet sich im so genannten "Curriculum" (Lehrstoff, an dem die Lehrer arbeiten), das in zwei Drittel Kerncurriculum und ein Drittel Schulcurriculum aufgeteilt ist. Die zwei Drittel Kernstoff müssen erreicht werden und werden auch geprüft. Das restliche Drittel ist Stoff, den die Schulen selbst entwickelt haben. Es sind besondere Aufgaben, die die Schule als wichtig und förderlich sieht.

Die Kurpfalz-Realschule hat ihr Drittel für alle Klassen zunächst in drei Überfachliche Bereiche geteilt, in Aufgaben, die die Persönlichkeit stärken, wie Suchtprävention oder auch die ehemalige AG "Lernen lernen" wird nun zur Pflichtstunde. Im Methodentrainig lernen die Schüler Rhetorik und viele andere sprachliche Methoden kennen und dann gibt es noch die Zusammenarbeit mit am Schulleben beteiligten, wie eine Kooperation mit einem Gesangsverein oder Umweltverband. Hinzu zählen im Schulcurriculum die Vertiefung und Erweiterung der einzelnen Schulfächer. So können Stunden zusätzlich für Teile aus dem Pflichtbereich hinzugenommen werden. Außerdem soll ein Profil Natur/Kultur entwickelt werden, in dem Fächer verbunden werden, wie bei einem Zoobesuch auf Englisch oder einer Klassenfahrt mit stärkerem Bezug zu Natur, Land und Leuten.

Eine Veränderung die nichts mit dem Bildungsplan zu tun hat, die aber ab kommenden Schuljahr eintritt, ist die Versetzung auf Probe. Ist ein Lehrer überzeugt, dass schlechte Noten eines Schülers, der nicht versetzt werden kann, nur eine vorrübergehende Schwäche ist, er also durchaus die nächsthöhere Klassenstufe bewältigen kann, kann der Schüler für etwa vier Wochen probeversetzt werden. "Das setzt allerdings ein freiwilliges Lernen in den Ferien voraus, denn nach den vier Wochen wird der Schüler noch einmal über den Stoff des vergangenen Jahres geprüft", erläuterte der Schulleiter. Es ist eine zweite Chance, die einen strengen Maßstab anlegt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung