Schriesheim im Bild 2023

22.04.2020

Das Ende des ehemaligen Kreisaltenheims

Mittlerweile liegt die Baugenehmigung für sechs Doppel- und vier Reihenhäuser vor - Doch das "Neue Ludwigstal" fürchtet eine Parkplatznot

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Mit etwas Glück könnte dieser Schandfleck direkt am Weg zur Touristenattraktion Strahlenburg bald Geschichte sein: Aus dem Kreisaltenheim in der Strahlenberger Straße soll ein kleiner Wohnpark mit insgesamt 16 Wohneinheiten – sechs Doppel- und vier Reihenhäuser – werden. Der bisherige Bau, der nicht unter Denkmalschutz stand, wird abgerissen.

Es dauerte fast fünf Jahre, bis es nach einigem Gezerre vorwärtsging. Aber nun berichtet der Eigentümer, die Dossenheimer Firma Conceptaplan, dass das Projekt langsam in die Zielgerade einbiegt. "Die Baugenehmigung liegt seit Anfang Februar vor", sagt Conceptaplan-Geschäftsführer Thomas Grimann auf RNZ-Anfrage. "Das war ein hartes Stück Arbeit" gibt Grimann zu. Das lag vor allen "an der Komplexität des Grundstücks": mit einem verdohlten Bach, der nahen Mälzerei, der Nähe zum Landschaftsschutzgebiet und Problemen mit dem Bebauungsplan.

Conceptaplan hatte, so Grimann, das Areal 2017 gekauft und 2018 einen ersten Bauantrag eingereicht. Der sah noch recht massive Mehrfamilienhäuser und eine Tiefgarage vor, die aber wegen des Geißenbachs, der unter dem Kreisaltenheim-Grundstück in einem Kanal läuft (und unweit von Kling-Malz in den Kanzelbach mündet), sich als problematisch erwies: "Da passt eine reduzierte Bebauung als Einfamilienhäuser besser", meint Grimann.

Die grobe Planung steht, die nächsten zwei, drei Monate wird noch an Details gefeilt, so lange wird es auch noch keine Visualisierung von den Häusern geben. In einem solchen Planungsstadium will Grimann auch noch nicht über konkrete Preise sprechen, zumal niemand sagen kann, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf den Immobilienmarkt hat.

Noch hält sich Grimann bedeckt, wann die Bagger anrollen, das könnte sich noch bis ins nächste Jahr hinziehen. Er rechnet mit einer Bauzeit von eineinhalb bis maximal zwei Jahren. Aber große Hindernisse sieht er nicht mehr: "Dass da gebaut wird, ist klar. Eigentlich sind alle Voraussetzungen geschaffen."

Auch Bauamtsleiter Markus Schäfer berichtet ebenso von einem "zähen Prozess mit "vielen Planänderungen" in den letzten Jahren. Das lag vor allem daran, dass zunächst ein großer Gebäuderiegel geplant war, der sich städtebaulich nicht gut einfügte. Zudem lag ein Teil der Häuser in einem anderen Bebauungsplan – und die widersprachen den Vorgaben, sie waren schlicht zu hoch. Das wurde nun in Teilen abgeändert, und bis alles in einen einzigen Bebauungsplan zusammengeführt werden konnte, brauchte es seine Zeit, da inzwischen auch das Baurechtsamt des Kreises eingeschaltet wurde.

Zudem mussten noch die Belange der nahen Malzfabrik Kling in Einklang mit der Wohnnutzung gebracht werden – vor allem wegen der Lärmprobleme; schließlich genießt dieser Betrieb Bestandsschutz – und manche Stadträte befürchteten schon, dass die Firma beeinträchtigt werden könnte. Das war auch für Bürgermeister Hansjörg Höfer einer der entscheidenden Knackpunkte: Wie lassen sich Wohnungen mit einem seit 135 Jahren etablierten Industriebetrieb direkt daneben vereinbaren?

Es gab etliche Untersuchungen, und inzwischen hat auch der Eigentümer darauf reagiert, indem er in Richtung Talstraße auf Fenster verzichtet; außerdem soll dieser Bereich begrünt werden. Auch Schäfer ist nun guter Dinge, dass "es bald einen entscheidenden Schritt vorwärts gibt".

Doch nicht jeder ist mit den Planungen zufrieden. Will Krämer, der Alt-Wirt vom "Neuen Ludwigstal", hätte es lieber gesehen, wenn ein Mehrfamilienhaus samt Tiefgarage gekommen wäre. Denn nun fehlen dem Lokal und dem 39-Zimmer-Hotel die Parkplätze an der Straße – und die braucht er, auch wenn er selbst auf 50 eigene Stellplätze verweisen kann: "Ohne Tiefgarage wird es für uns knapp."

Die Krämers haben ihre ganz eigene Familiengeschichte mit dem Kreisaltenheim: Dessen ältesten Teil mit dem Fachwerk ließ Krämers Großmutter Elisabeth 1903 als Pension errichten. 1932 verkaufte sie das Haus an den Kreis – und baute direkt gegenüber das "Neue Ludwigstal".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung