Schriesheim im Bild 2023

24.04.2020

Die Stadtbibliothek zieht in die Schulaula um

Die Stadtbibliothek zieht in die Schulaula um

Sie findet ihr einstweiliges Domizil - Die vielen Stufen machen Probleme - Noch kein Termin für Wiedereröffnung

Selbst anpacken heißt es gerade in der Stadtbibliothek, die seit dieser Woche in die Schulaula umzieht. Hier bringen Leiterin Johanna Krämer (rechts) und Sabrina Siebig ein Rollregal zu seinem neuen Standort. Foto: Dorn

Von Volker Knab

Schriesheim. Die Stadtbibliothek Schriesheim bezieht innerhalb des Schulzentrums in Schriesheim in dieser Woche ihren neuen Standort in der alten Aula. Rund 29.000 Medien und die Einrichtung werden auf weniger Fläche – und die hat auch noch Stufen – untergebracht. Für die Mitarbeiterinnen der Bibliothek ist es eine logistische Meisterleistung.

"Kommen Sie mal bitte. Ist hier noch ein Anschluss vorgesehen?", fragt ein Helfer der Umzugsfirma Bibliotheksleiterin Johanna Krämer, die gerade mit ihrer Mitarbeiterin Britta Sarnau an einem Regal voller Sachbücher für Erwachsene steht. "Moment", sagt Krämer und schnappt sich einen an eine Säule gehängten Plan. Sie geht zu den vier Männern, die gerade ein weiteres, mit Büchern gefülltes Gestell aus dem bisherigen Standort innerhalb des Kurpfalz-Schulzentrums in die alte Aula geschoben haben. Das ist eines der Probleme, mit denen die Bibliotheksmitarbeiterinnen bei ihrem Umzug zu kämpfen haben: unterschiedliche Regalsysteme, mal mit, mal ohne Rollen.

"Wir kriegen zwar alle Medien unter. Wir müssen die Regale aber enger stellen", beschreibt die Bibliotheksleiterin die Ausgangslage. Rund 50 Quadratmeter Fläche weniger hat die Bücherei an ihrem neuen Standort zur Verfügung. Für mindestens ein Jahr wird die Bücherei dort untergebracht sein, so Krämer. Aber das ist das nur das eine Problem. Das andere ist die neue Fläche voller Stufen. Das war in Zeiten der Aula durchaus sinnvoll. Für die neue Nutzung müssen die Bibliothekarinnen beim Stellen der Regale gedanklich jedoch immer noch die noch folgenden Rampen zwischen den verschiedenen Ebenen des Raumes berücksichtigen. "Früher waren wir bis auf die Eingangstür barrierefrei. Das war einfacher", bringt Bibliotheksmitarbeiterin Britta Sarnau schmunzelnd das Problem auf den Punkt. Die Rampen, damit Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit mit einem Rollstuhl oder Rollator die Stufe überwinden können, sind das eine. Das andere, die Regale nicht zu eng zu stellen. Sonst kommen Rollstuhlfahrer nicht durch – und das wäre es dann mit der Barrierefreiheit gewesen.

Es ist der zweite Umzugstag. In der alten Aula stehen mitten im Raum kreuz und quer Regale. Überall an den Säulen im Raum hängen Pläne, wo und was hin soll. Johanna Krämer und Britta Sarnau weisen die Männer ein. Wie die beiden anderen Mitarbeiterinnen des vierköpfigen Büchereiteams, Kathrin Treuter und Sabrina Siebig, sind die beiden derzeit voll im Einsatz. An diesem Tag gehen ihnen gerade vier Angestellte der Umzugsfirma zur Hand. "Im Schnitt über die Tage sind wir zu sechst", schätzt einer der Umzugshelfer.

"Die sind uns eine große Hilfe", sagt Krämer. Nur teilweise sind die großen Regale der Bücherei mit Rollen versehen. "Die hätten wir nicht bewegen können", lacht Krämer. Dasselbe gilt für den Umzug der zusammengeschraubten Teile der großen Ausleihtheke sowie deren Aufbau am neuen Standort. "Ein Stück der Theke müssen wir vielleicht einlagern", berichtet Krämer. Es passt am neuen Ort nicht. Das gilt auch für manche Regale oder anderes Mobiliar der Bücherei, etwa bei den Sitzmöglichkeiten. Im Vorfeld war es daher enorm wichtig, möglichst alles detailliert auszumessen. Jetzt sind die Umzugshelfer da und müssen eingewiesen werden. In der alten Aula sind die Wände frisch gestrichen worden. Vor der endgültigen Anlage des Thekenbereichs am neuen Standort müssen allerdings noch verschiedene elektrische Anschlüsse für die Telefonanlage oder das Internet angepasst werden. Der Umzug der Computer erfolgt ganz zum Schluss.

"Wir haben schon eine Plexiglasscheibe für die Ausleihtheke geordert", berichtet Krämer. Im Moment sieht es alles andere als nach einer bevorstehenden Wiedereröffnung aus, und der Eindruck täuscht nicht – auch wenn in dieser Woche gerade viele Stadtbüchereien wie in Ladenburg ihren Betrieb wieder hochfahren. Das liegt vor allem daran, dass der Umzug länger dauert als anfangs gedacht: "Wir hofften, dass wir diese Woche fertig werden, aber das schaffen wir leider nicht", bedauerte Krämer gestern.

Einen genauen Termin, wann die Bibliothek wieder öffnet, kann die Leiterin noch nicht nennen. Denn es gibt momentan ein noch größeres Problem: die bevorstehende Rückgabewelle. Im Moment haben knapp 2000 von insgesamt rund 4300 eingetragenen Nutzern diverse Medien ausgeliehen. "Wenn die alle gleichzeitig kommen würden!", wagt Johanna Krämer gar nicht daran zu denken, wie sie dann das Abstandsgebot einhalten soll. Ihr vorläufiger Plan: eine Rückgabe durch die Fenster, vielleicht ab Ende kommender Woche.

Säumnisgebühren muss niemand befürchten, alle Medien werden automatisch um mindestens zwei Wochen verlängert – denn die Bibliotheksleiterin will unbedingt erreichen, dass sich die Rückgabeflut der nächsten Wochen sich etwas entzerrt.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung