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27.04.2020

Schriesheimer Gymnasien: Dieser Weg zum Abitur wird kein leichter sein

Während im Kurpfalz-Gymnasium die Jahrgangsstufen geteilt werden müssen, gibt es im Heinrich-Sigmund-Gymnasium genug Platz

Von Maren Schenk

Schriesheim. Eine solche Situation hat es noch nie gegeben: Bundesweite Schulschließungen seit Mitte März wegen der Corona-Pandemie – die Schüler werden zuhause "beschult" und per Post, E-Mail, Internet, Telefon mit Aufgaben versorgt, und sie haben nur auf diesem Weg Kontakt zu ihren Lehrern. Nun sollen ab dem 4. Mai die Schulen "schrittweise und stark eingeschränkt" wieder öffnen, so heißt es aus dem Kultusministerium. Die generelle Linie: Zuerst sollen die Abschlussschüler der weiterführenden Schulen und die Viertklässler wieder zum Unterricht kommen.

Aber wie funktioniert das konkret? Jürgen Sollors, Schulleiter des Kurpfalz-Gymnasiums, informierte bereits die Schüler der Jahrgangsstufe eins und zwei (J1 und J2), wann es für sie wieder mit dem Unterricht weitergeht: Am 30. April wird es eine allgemeine Einweisung geben, und ab dem 4. Mai beginnt der Unterricht in den neuen Containern. In den Osterferien und der Woche danach zogen die Klassenzimmer und die Verwaltung in die Container um.

"Jeder Kurs mit mehr als 13 Schülern wird in zwei Gruppen aufgeteilt", erklärt Sollors. Die Kurse der J1 haben dann abwechselnd eine Woche Unterricht in der Schule und eine Woche "Homeschooling". So kann der Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen den Schülern in einem Klassenraum eingehalten werden. Für die J1-Schüler soll der Unterricht nach Möglichkeit in mehreren Fächern stattfinden. Welche dies genau sein werden, wird gerade erarbeitet – ebenso der Klausurenplan.

Die J2-Kurse werden in geteilten Gruppen gleichzeitig in der Schule in zwei Klassenräumen nebeneinander von einem Fachlehrer unterrichtet. "Denn diese Schüler haben nicht mehr viel Zeit bis zu ihren schriftlichen Abiturprüfungen", erklärt Sollors. Das Abitur beginnt am 20. Mai mit dem Fach Deutsch – alle Prüfungen werden übrigens in der Schulsporthalle stattfinden. "Die J2-Schüler werden in ihren Prüfungsfächern unterrichtet, um sie auf ihr Abitur vorzubereiten", berichtet Sollors. Klausuren werden erst wieder nach den Pfingstferien geschrieben, um jetzt den Fokus auf das schriftliche Abitur zu legen.

Laut Kultusministerin Susanne Eisenmann gehören rund 25 Prozent der Lehrer in Baden-Württemberg zu einer Risikogruppe – diese dürfen keinen Präsenzunterricht erteilen. "Auch bei uns gehören einige Lehrer dazu", so Sollors. "Die genaue Zahl erfragen wir gerade." Aber für die zunächst überschaubare Zahl an Schülern, etwa 200, stehen ausreichend Lehrer zur Verfügung. Falls Schüler zu einer Risikogruppe gehören, sollten sich die Eltern melden – dann werden individuelle Lösungen gesucht.

Die Klassen 5 bis 10 werden weiterhin über die Internet-Schulplattform "Moodle" zuhause unterrichtet. Die Anfangsschwierigkeiten – zum Beispiel durch die Serverüberlastung – seien überwunden, berichtet Sollors: "Die Schüler müssen sich über ,Moodle’ ihre Aufgaben holen, die Klassen- und Fachlehrer nehmen aber auch aktiv Kontakt zu ihren Schülern auf. Und wir bereichern derzeit den Unterricht, etwa mit mehr Videokonferenzen."

Während der Zeit der Schulschließungen gibt es keine Noten. "Außerdem sind wir vom Kultusministerium von der Pflichtanzahl an Klassenarbeiten und Klausuren entbunden", so der Schulleiter. "Mit viel Augenmaß werden wir die wichtigsten Arbeiten schreiben lassen, vor allem in der J1 und J2 – denn diese Noten werden ja für das Abitur benötigt."

Auch am privaten Heinrich-Sigmund-Gymnasium (HSG) beginnt am 4. Mai nur für die Schüler der Jahrgangsstufen J1 und J2 wieder der Präsenzunterricht, erklärt der Schulleiter Wolfgang Metzger, also für 48 Schüler. "Wir können in unseren Räumen den geforderten Mindestabstand einhalten, wir müssen Kurse nicht teilen." Die Schüler der J2 werden in ihren Prüfungsfächern unterrichtet, um sie in der verbliebenen Zeit auf die Abiturprüfungen vorzubereiten.

Die Schüler der J1 sollen in ihren Kern- und Leistungsfächern unterrichtet werden. "Eine besondere Herausforderung ist zum Beispiel der Sportunterricht: Digital und theoretisch geht der Unterricht weiter, praktisch üben die Schüler privat. Aber da die Sportstätten wie Schwimmbäder und Sportplätze geschlossen sind, fallen einige Disziplinen weg."

Am HSG seien die Hygienevorschriften gewährleistet, so der Schulleiter – genügend Seife und Desinfektionsmittel seien vorhanden. "Mund-Nasen-Schutz muss getragen werden, sobald man das Schulgelände betritt. Während des Unterrichts im Klassenzimmer können die Masken nach unten geklappt werden, dort halten die Schüler ausreichend Abstand." In den Pausen draußen sollen die Masken wieder getragen, außerdem genügend Abstand eingehalten werden. "Die älteren Schüler, die bald wieder in die Schule gehen, sind vernünftig – da bin ich zuversichtlich, dass das klappt."

Für die Lehrer sei die Arbeitsbelastung nun hoch, sie müssen den Präsenz- und den "Zuhause"-Unterricht stemmen. Metzger rechnet mit einer Mehrbelastung von 30 bis 40 Prozent bei den Lehrern. Bisher wurden die 305 Schüler des HSG zuhause über E-Mails von ihren Lehrern versorgt. Metzger erhalte die Rückmeldung, dass das bisher gut geklappt hat. Manche Eltern klagten allerdings über die erhöhte Belastung mit Schulkindern zuhause. "Für eine Notbetreuung für die Fünft- und Sechstklässler bestand aber kein Bedarf."

Seit rund drei Wochen arbeitet die Schule mit einem neuen digitalen Betreuungsprogramm, "MS 365 Education." Der Schulleiter bittet die Eltern aber um etwas Geduld, wenn noch nicht alles perfekt laufe. "Wir werden aber besser!" Metzger betont: "Flexibilität ist gefragt – von Stuttgart bis Schriesheim, auf allen Ebenen, bei Lehrern, Schülern und Eltern."

Der jetzige Abitur-Jahrgang steht vor besonderen Herausforderungen: Bei ihm sei die Unsicherheit groß, ob alle genügend vorbereitet seien. Und: "Die letzte mündliche Abitur-Prüfung ist am 29. Juli – dem letzten Schultag vor den Sommerferien! Das gab es noch nie", so Metzger. Die Abiturzeugnisse könnten daher erst in den ersten August-Tagen verteilt werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung