Schriesheim im Bild 2023

30.05.2020

So fällt das erste Fazit der Gastronomen aus

So fällt das erste Fazit der Gastronomen aus

Einige Gäste bleiben, andere wollen nur draußen sitzen - Seit den Lockerungen wird Abhol- und Lieferservice weniger genutzt

Zu der seit vergangenem Mittwoch wieder geöffneten Weinstube Müller gehört auch eine gemütliche Weinlaube. Hier stimmten sich am Freitagabend Gäste auf das Pfingstwochenende ein. Foto: Dorn

Von Florian Busch

Schriesheim. Nun ist es schon knapp zwei Wochen her, dass die Gastronomen grünes Licht von der Politik bekamen und wieder für Gäste öffnen durften. Dabei müssen sie allerdings viele Hygienemaßnahmen beachten, die unter den Wirten nur zum Teil gut ankommen. Auch stand vor dem Neustart die Frage im Raum, wie groß der Andrang der Gäste zu Beginn sein wird. Die RNZ hat sich in Schriesheim bei verschiedenen Gastronomen umgehört.

"Es läuft nicht gut", stellt Nadia Lakzaee, Inhaberin der "Kleinen Perseria" in der Römerstraße, fest. Nach dem Inkrafttreten der Lockerungen habe sie ihr Lokal dienstags sofort wieder aufgemacht. Die wenigen Tische, die sie bisher allerdings vergeben habe, seien vor allem draußen gewesen, erzählt sie. Auffallend sei außerdem, dass ihr Liefer- und Abholservice vor den Lockerungen deutlich besser lief, als es nun der Fall ist.

Eigentlich dachte Lakzaee, dass der Neustart besser ausfällt. Stattdessen glaubt sie nun, dass viele sich noch nicht ins Lokal hineintrauten und vor allem ältere Menschen noch zuhause blieben. Zurzeit seien ihr Koch und sie die einzigen, die im Lokal arbeiten. Immerhin hatte die Gastronomin kaum Schwierigkeiten mit der Umsetzung der Auflagen: "Das war kein Problem." Außerdem ist sie zuversichtlich, dass mit der Zeit und mit besserem Wetter auch wieder mehr Gäste den Weg in die "Kleine Perseria" finden: "Mit dieser Hoffnung machen wir weiter", gibt sie sich kämpferisch.

Ähnlich läuft es auch bei Heidi Klein, Besitzerin von "Heidi’s Imbiss" am Waldschwimmbad: "Eher schlecht als recht", meint sie. Auch bei ihr hielten sich die wenigen Gäste vor allem im Freien auf der Terrasse auf, den Innenbereich mit stark verkleinerter Tischanzahl wolle niemand nutzen. Und wie in der "Kleinen Perseria" werde auch bei ihr der Abholservice deutlich weniger genutzt als vor den Lockerungen: "Der ist die ganze Zeit eigentlich sehr gut angenommen worden." Nun hätten die Menschen wieder viel mehr Optionen als bisher, nennt sie eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung.

Während der Umsatz also weiterhin stark zurückgeht, steigen gleichzeitig die Kosten wieder an. Das liegt nicht nur daran, dass Klein wieder mehr Mitarbeiter beschäftigt, auch die Hygienemaßnahmen müssten von den Gastronomen selbst bezahlt und umgesetzt werden, so etwa Masken und Desinfektionsmittel. Außerdem ist Klein aktuell zurück bei den alten Öffnungszeiten, was wiederum höhere Stromkosten bedeute.

Nun möchte sie noch ein bis zwei Wochen abwarten und die Entwicklung beobachten. Spürt sie bis dahin keine Verbesserung, wird sie die Öffnungszeiten wohl verkürzen, "sonst ist das nicht bezahlbar". Bei allem Ärger macht es Klein Mut, dass sie nicht die einzige Betroffene ist. Dass es ein allgemeines Problem ist, zeige ihr, dass sie persönlich nichts falsch macht.

Deutlich positiver fällt dagegen die Beurteilung des Neustarts von Martina Müller, Inhaberin von "Müllers Weinstube" in der Nähe des Kurpfalz-Schulzentrums, aus. Zwar sei auch bei ihr die Auslastung geringer als vor der Zwangspause, den Umständen entsprechend laufe es aber bisher sehr gut: "Ich bin zufrieden", sagt sie. Außerdem sei es toll, dass viele Gäste nun reservierten – dadurch falle ihrem Team die Planung leichter.

Weil Müller in ihrer Weinstube noch Renovierungen abschließen wollte, öffnete sie erst am vergangenen Mittwoch wieder. Außerdem bleiben die kürzeren Öffnungszeiten erst einmal bestehen, der Lieferdienst wird eingestellt. Wichtig sei dagegen, den Abholservice beizubehalten. So hätten die Gäste die Wahl, wo sie essen wollen. Denn auch Müller merkt, dass die Leute vorsichtiger geworden sind.

Die Hygienemaßnahmen umzusetzen, sei kein großes Problem. "Wir verlieren zwei oder drei Tische", so Müller. Die Weinstube sei relativ geräumig, somit komme es stark auf die Räumlichkeiten an, wie sehr man von den Vorschriften betroffen sei. Nichtsdestotrotz "sind es schon einige Arbeitsschritte mehr", zum Beispiel nach jedem Benutzen die Tische zu desinfizieren. Damit sich diese zusätzlichen Handgriffe einspielen, sei es vielleicht sogar ganz gut, dass die Belastung zu Beginn nicht so hoch ist.

Auch wenn der Neustart bei Müller also besser geglückt scheint als bei vielen Kollegen, ist sie sich doch sicher: "Es bedarf einiger Anlaufzeit", um zur Normalität zurückzukehren.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung