Schriesheim im Bild 2023

11.08.2004

Wacker will lieber im Landtag bleiben

Der CDU-Abgeordnete hat keine Ambitionen, Bürgermeister in Schriesheim zu werden - CDU sucht jetzt Gespräche mit der FWV

Von Roland Kern

Schriesheim. Die "W-Frage" im Vorfeld des Schriesheimer Bürgermeisterwahlkampfes ist schon mal beantwortet. Der CDU-Landtagsabgeordnete, Stadtverbandsvorsitzendende und Stadtrat Georg Wacker will lieber weiter im Landtag Karriere machen. Damit ist das Rennen um die Nachfolge von Peter Riehl wieder völlig offen.

"Ich sehe meine politische Zukunft in der Landespolitik", erklärte der 42-jährige Profi-Politiker gestern im RNZ-Gespräch. "Mein Ziel ist es, 2006 das Direktmandat für meinen Wahlkreis zu holen", definierte der Christdemokrat. Er habe bereits jetzt eine konsequente Entscheidung fällen und bekanntgeben wollen, um seinen Parteifreunden in Schriesheim aber auch im gesamten Wahlkreis Klarheit zu verschaffen, begründete Wacker den Zeitpunkt, der ihm früher geeignet schien als erwartet. Auch in Wackers Umfeld hatte man damit gerechnet, dass eine Entscheidung erst nach der Sommerpause fällt.

"Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen", erklärte der MdL, "denn Schriesheim ist für einen Bürgermeister eine attraktive Stadt". Deshalb habe er in den letzten Wochen, vor allem nach der Kommunalwahl, "reichlich überlegt". Erst nach einem längeren Beratungsprozess mit Freunden und Familie habe er sich entschieden: er tritt definitiv im November nächsten Jahres nicht an.

Für die Beobachter der politischen Szene kommt die Nachricht nicht ganz unerwartet. Denn man traut dem eloquenten Wacker in Stuttgart durchaus noch größere Karrierechancen zu, zumal sich eine Ende der Ära Teufel doch allmählich abzeichnet. Wacker gilt als Freund und Vertrauter des möglicherweise nächsten Ministerpräsidenten Günter Oettinger. Auch für ein Bundestagsmandat käme Wacker in Frage und hat als Vorsitzender der Kreis-CDU auch gute Chancen. Er sagt selbst: "Mit 42 Jahren will ich noch nicht meine Karriere abschließen und wenn ich jetzt Bürgermeister in Schriesheim werde, stehen mir später wohl kaum noch andere politische Ämter offen, vielleicht würde ich mich in zehn Jahren anders entscheiden."

Wacker kündigte an, dass er sich selbst aktiv in die Suche nach einem neuen Kandidaten einschalten werde. Die Schriesheimer CDU wählt am 20. September einen neuen Vorsitzenden, designiert ist der junge Rechtsanwalt Anselm Löweneck, der nach der Kommunalwahl auch erster Nachrücker für die Gemeinderatsfraktion ist. Löweneck soll dann gemeinsam mit einem neuen Vorstandsteam auf die Suche nach einem Kandidaten gehen. Klar ist aber auch: als neuer Stadtchef der Union würde er wohl kaum gebremst werden, wenn er selbst Ambitionen anmelden würde. Es gibt nicht wenige Parteifreunde, die ihm das Amt durchaus zutrauen. Offiziell soll Löweneck einer "Findungskommission" vorstehen.

Wacker hält sich mit potentiellen Kandidaten zurück. "Ich sehe jetzt noch niemanden, der sich auf Anhieb aufdrängt", bekannte er. Er wollte sich auch nicht weiter festlegen, ob er einen gelernten Verwaltungsmann oder einen Mann (oder natürlich auch eine Frau) aus der Wirtschaft für geeigneter hält. "Das hängt ganz alleine von der Person ab", betonte er. Allerdings werde sich seine Partei durchaus "zuerst in den Reihen der CDU umsehen". Bei entsprechender Eignung solle es aber auch kein Manko sein, wenn das Parteibuch fehlt. In jedem Fall will sich Wacker dafür einsetzen, dass die CDU gemeinsam mit der FWV einen Kandidaten unterstützt. "Zuviele Kandidaten machen eine Wahl unberechenbar", weiß er aus Erfahrung. Deshalb werde die CDU nun Gespräche mit den Freien Wählern führen. Grundsätzlich schloss er auch nicht aus, dass FDP und SPD einen Aspiranten gemeinsam unterstützen.

Wie FWV-Fraktionschef Friedrich Ewald versicherte, seien seine Leute gesprächsbereit. "Es ist uns egal, ob grün oder schwarz, es kommt nur auf die Qualität des Bewerbers an." Auch SPD-Fraktionschef Hans-Jürgen Krieger stellte fest, "dass wir uns innerhalb des demokratischen Spektrums viel vorstellen können". Zuallererst müsse seine Partei aber frei entscheiden, ob sie selbst einen eigenen Kandidaten präsentiere.


Wackers Entscheidung lässt den bevorstehenden Wahlkampf jedenfalls auf einen Schlag spannen

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung